Szenenwechsel in Kassel

Prof. Dr. Sörries (rechts) und sein Nachfolger PD Dr. Werner Tschacher (Foto: B. Holländer)

25 Jahre lang war Prof. Dr. Reiner Sörries Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal (AFD) und Direktor des Museums für Sepulkralkultur. Am 4. Februar wurde er feierlich verabschiedet. Sein Nachfolger ist der Historiker und Museumskurator PD Dr. Werner Tschacher. Teil der Veranstaltung war die Eröffnung von "Einer geht noch – Cartoons und Karikaturen auf Leben und Tod".

Unter dem Motto "Szenenwechsel" fand am 4. Februar eine Feierstunde zur Verabschiedung von Prof. Dr. Reiner Sörries und zur Einführung des neuen Direktors und Geschäftsführers PD Dr. Werner Tschacher statt. Grußworte sprachen nach der Begrüßung durch den AFD-Vorstandsvorsitzenden Matthäus Vogel Dr. Günter Winands, Ministerialdirektor und Stellvertreter der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Bertram Hilgen, Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Christian Bührmann, Ministerialrat des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Bischof Prof. Dr. Martin Hein von der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck, Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez vom Bischöflichen Generalvikariat im Bistum Fulda und Hans Eichel, der als ehemaliger Oberbürgermeister von Kassel sowie Hessischer Ministerpräsident und Bundesfinanzminister an die Anfänge des Museums erinnerte, das 1984 von Dr. Hans-Kurt Boehlke initiiert und 1989 eröffnet wurde.

Alle brachten zum Ausdruck, dass Prof. Dr. Reiner Sörries "Leben ins Haus gebracht" und das Museum mit mutigen Ideen und profundem Wissen zu einer vielbeachteten Institution und, so der OB, zu einem "leuchtenden Baustein in der Museumslandschaft" entwickelt hat. Er habe in Vorträgen bundesweit Akzente gesetzt, in unzähligen Publikation Wissen weitergegeben, viele Exkursionen durchgeführt, mit seiner wissenschaftlichen und musealen Arbeit wesentlich zur Beachtung und zum Verständnis der sich immer wandelnden Friedhofskultur beigetragen und sei dabei immer nah am Zeitgeist und ihm bisweilen sogar voraus gewesen. Für die Zukunft des Museums wünscht man sich von Sörries' Nachfolger, dass es ein offenes Haus bleibt und noch lebendiger wird als es schon ist. Dr. Werner Tschacher – ausgewiesener Historiker und erfahrener Museumskurator, zuletzt am Stadtmuseum in seiner Heimatstadt Aachen, aus der er jetzt nach Kassel zieht – möge an die Pionierarbeit seines Vorgängers anknüpfen und eigene Akzente setzen. Eine gute Hand und viele Verbündete wünscht man ihm.

Im Rahmen der Feierstunde eröffnete Martin Sonntag, Leiter der Caricatura Kassel, die neue Karikaturen-Ausstellung "Einer geht noch – Cartoons und Karikaturen auf Leben und Tod“, die Sie unbedingt besuchen sollten (bis 5. Juni 2016).

"Rückschau und Zukunftsideen" war das Thema eines Gesprächs zwischen Prof. Dr. Reiner Sörries und Dr. Werner Tschacher, moderiert von der Journalistin Petra Nagel. Sörries sagte, er und seine Mitarbeiter hätten von den Besuchern des Museums viel geschenkt bekommen. "Wir haben uns leiten lassen." 1984 – Entstehungsjahr des Museums – sei auch die Zeit gewesen, in der sich die Hospizbewegung gegründet habe. Viel habe sich dann über die Jahre verändert. "Das Haus hat nicht die Welt verändert, aber immer Anteil am Wandel gehabt." Was er dort als Historiker lernen durfte und musste, sei, "dass auch die Gegenwart ziemlich interessant sein kann". Tschacher bekannte, das Museum habe ihn als "Haus des Lebens" gleich beim ersten Besuch "unglaublich fasziniert". Zudem habe es in der Museumslandschaft einen hervorragenden Ruf. Er wolle mit seiner Arbeit weiter am Puls der Zeit bleiben, gerade auch zum Thema "Sterben", und die Bildungsformate, also die Museumspädagogik, weiter ausbauen, natürlich im Dialog mit den Besuchern.

Letzter Programmpunkt war "Das letzte Gericht" – Kabarett in Auszügen von und mit Rainer Pause aus Bonn, vorgetragen teilweise aus dem offenen Sarg. Hier ein Argument für Erdbestattung: "Probeliegen in einer Urne geht nur mit sehr viel Phantasie."

(7.2.2016)

 

Autorin: Bärbel Holländer