Statements aus der Branche zur Corona-Krise (8): 5 internationale Stimmen

Stephan Kurz, GF der Firma Kurz Natursteine, Bensheim: "Insgesamt sind wir gut aufgestellt und haben alle nötigen Vorkehrungen getroffen, um auch eine längere Ausnahmesituation gut überbrücken zu können."

Wilhelm Schreiber, GF Schreiber & Partner, Poysdorf, Österreich: "Bleibt abzuwarten, ob sich das Konsumverhalten bei unseren Kunden durch Einkommens- oder gar Jobverluste negativ verändert."

Andreas Müller, GF Müller Natursteinwerk AG, Neuhaus/St. Gallen, Schweiz: "Unsere stille Hoffnung dabei ist, dass sich die Kunden aufgrund der jetzt gemachten oder beobachteten Erfahrungen wieder vermehrt auf unsere eigenen Natursteine zurückbesinnen."

Günter Schinn, Steinmetz- und Steinbildhauermeister, GF der Firma GStein, Riedenburg: "Damit kleine und mittelständische Betriebe erhalten bleiben können, solle es oberste Priorität sein, dass diese vom Staat gefördert, aber auch von der Kundschaft durch neue Aufträge unterstützt werden."

René Teune, GF Prodim Internationel BV, Helmond, Niederlande: "Kundenservice war und ist unser vornehmliches Ziel, und darauf werden wir uns auch weiterhin konzentrieren." Fotos: Archiv, privat


In Naturstein 5/2020 erscheint ein Spezial zur Corona-Krise mit 50 Branchenstatements, die wir sukzessive auch auf Natursteinonline.de und auf Facebook posten. In diesem Beitrag berichten 5 Betriebe aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und aus der Schweiz:

Andreas Müller, Geschäftsführer Müller Natursteinwerk AG, Neuhaus/St. Gallen, Schweiz: 
"Da unsere Arbeitsplätze im Steinverarbeitungswerk allein schon aufgrund des Staubschutzes recht viel Abstand voneinander aufweisen, mussten wir wegen der neuen 'Corona-Vorschriften' kaum etwas anpassen. Allerdings musste sich jeder und jede im Betrieb erst einmal an die neuen Verhaltensregeln gewöhnen.
Was wir deutlich spüren: Es ist alles etwas ruhiger geworden. So klingelt in meinem Büro das Telefon wesentlich seltener als sonst um diese Jahreszeit – etwa so selten wie während den Sommerferien. Der Einkauf aus Italien und dem Tessin ist seit Wochen stark erschwert und momentan kaum möglich. Andererseits laufen unsere Aufträge normal weiter. Stornierungen gab es bisher keine; bei den Kunden stellen wir aber eine gewisse Zurückhaltung fest. Unsere Arbeitsplätze konnten wir bisher alle erhalten, und wir hoffen natürlich, dass dies so bleibt.
Wenn die Krise bald vorbei ist – damit meine ich: bis spätestens Ende Mai des laufenden Jahres – sollten wir mit einem blauen Auge davonkommen. Unsere stille Hoffnung dabei ist, dass sich die Kunden aufgrund der jetzt gemachten oder beobachteten Erfahrungen wieder vermehrt auf unsere eigenen Natursteine zurückbesinnen. Das wäre aus unserer Sicht wenigstens ein schöner Nebeneffekt dieser Krise." (sta)

Günter Schinn, Steinmetz- und Steinbildhauermeister, Geschäftsführer der Firma GStein, Riedenburg: 
"Unsere Firma ist ein Mischbetrieb mit 40 % Bau, 40 % Grabmal und 20 % freie Arbeiten. Aufgrund der Coro­na-Krise müssen wir Baustellen neu organisieren oder verschieben. Einige (Bau-)Aufträge können gar nicht ausgeführt werden, da die benötigte Ware nicht geliefert werden kann bzw. sich die Anlieferung auf unbestimmte Zeit verzögert. Auch nicht stattfindende Veranstaltungen, bei denen wir bereits in Vor­leistung gegangen sind, generieren ein Planungs- und Umsatzloch. Bei kleineren Maßnahmen haben wir u.a. Vorkehrungen geschaffen, damit diese noch durchgeführt werden können. Im Gegensatz zu größeren Firmen haben wir jedoch nicht so enorme Rücklagen, um finanzielle Einbußen über einen längeren Zeitraum aufzufangen.
Zum Schutz unserer Kunden und Mitarbeiter sind wir aktuell nur telefonisch oder per E-Mail zu erreichen. Geplante Besprechungen und Kunden­gespräche, die nicht dringlich sind, wurden verschoben. Damit kleine und mittelständische Betriebe erhalten bleiben können, sollte es oberste Priorität sein, dass diese vom Staat gefördert, aber auch von der Kundschaft durch neue Aufträge unterstützt werden. Zudem erhoffe ich mir, das regionale und nationale Produkte wieder mehr Beachtung finden. Denn auch das zeigt die Corona-Krise: Wir machen uns manchmal unnötig von anderen Ländern und Gegebenheiten abhängig." (mg)

René Teune, Geschäftsführer Prodim International BV, Helmond, Niederlande:
"Nachdem wir für die Sicherheit unserer Mitarbeiter gesorgt hatten, gelingt es uns, das Unternehmen am Laufen zu halten. Um unseren Kunden bestmöglich durch diese schwierige Zeit zu helfen, bündeln wir alle Kräfte auf die Online-Assistenz. Kundenservice war und ist unser vornehmliches Ziel, und darauf werden wir uns auch weiterhin konzentrieren. Glücklicherweise sind wir ein gesundes Unternehmen, das auch in Zeiten wie diesen aktiv bleiben kann. Obwohl wir die Auswirkungen der Krise durchaus spüren, ist die Einleitung unerwünschter Schritte nicht erforderlich." (hol)

Wilhelm Schreiber, Geschäftsführer Schreiber & Partner, Poysdorf, Österreich: 
"Nach wochenlanger Unsicherheit bei Auftraggebern, Arbeitgebern und Mitarbeitern hat sich die Lage momentan stabilisiert und wir vom Baunebengewerbe wissen, was wir unter welchen Auflagen tun dürfen. Die zurückliegenden Wochen haben uns natürlich Substanz gekostet. Sowohl durch Performance-Verlust als auch bei den Mitarbeitern in Form von Abbau von Urlaub oder Zeitguthaben. Bis Mai werden wir ohne Kurzarbeit auskommen und versuchen, alle anstehenden Projekte abzuarbeiten. Großteils haben wir aufgrund der warmen Wintermonate die Materialien bereits im Februar geordert.
Schwieriger ist es mit Projekten, für die das Material aus dem Ausland importiert werden muss, was zum Zeitpunkt z.B. aus Italien nicht möglich ist. Bei bereits gestarteten Projekten gehen wir davon aus, dass diese auch umgesetzt werden. Schwieriger ist die Prognose für in Planung befindliche Bauvorhaben, weil oft unklar ist, ob die Realisierung nicht aufgeschoben wird. Während der vergangenen Wochen haben wir versucht, unter Berücksichtigung der sich täglich ändernden Rahmenbedingungen die für uns und unsere Mitarbeiter verträglichste Lösung herauszuarbeiten.
Nun wollen wir nach Möglichkeit unter Einhaltung der Covid-19- Bestimmungen halbwegs sinnvoll wirtschaften und behalten uns vor, wenn erforderlich, ab Mai oder Juni in Kurzarbeit zu gehen. Sämtliche Maßnahmen werden in Absprache mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern beschlossen. Welche nachhaltigen Auswirkungen die Krise mit sich bringen wird, können wir im Moment nicht abschätzen. Bleibt abzuwarten, ob sich das Konsumverhalten bei unseren Kunden durch Einkommens- oder gar Jobverluste negativ verändert. Natürlich hoffen wir auf eine Normalisierung noch in diesem Jahr, wir haben jedoch sämtliche geplanten Investitionen vorerst auf Eis gelegt." (fl)

Stephan Kurz, Geschäftsführer der Firma Kurz Natursteine, Bensheim: 
"Wir haben unsere Arbeitsprozesse an die neuen Anforderungen angepasst und Kundenbesuche durch unseren Außendienst weitestgehend eingestellt. Der Verkauf läuft jetzt schwerpunktmäßig über unser Büro in Bensheim und unsere Außendienstmitarbeiter im Homeoffice.
Natürlich spüren wir den Rückgang an Anfragen und Aufträgen, aber wir hoffen, dass sich das mit der Locke­rung der Einschränkungen schnell wieder auf das normale Niveau einpendelt. In der eigenen Fertigung haben wir unsere Kapazitäten aufgestockt und haben hierdurch einen Vorteil gegenüber den reinen Handelsbetrieben. Bei den Importen aus Indien wird sich der dreiwöchige Lockout, der zwischenzeitlich beendet ist, in den nächsten Wochen deutlich bemerkbar machen. Hier sind wir und unsere Kunden unmittelbar von der Corona-Krise betroffen. Wir können aber auf ein großes Lager und unsere Produktion zurückgreifen und unsere Kunden auf diese Weise bei Bedarf kurzfristig beliefern. Insgesamt sind wir gut aufgestellt und haben alle nötigen Vorkehrungen getroffen, um auch eine längere Ausnahmesituation gut überbrücken zu können." (mg)

In Naturstein 5/2020 geben wir außerdem einen Überblick über die Auswirkungen der Coronakrise in Deutschland und die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung. Wie es Italien geht, schildert unsere Korrespondentin Alexandra Becker. Themenschwerpunkt der Mai-Ausgabe ist "Bauen mit Naturstein". Bis September verlängert wurde in London die derzeit geschlossene Ausstellung "The New Stone Age", die Naturstein als nachhaltiges und vielseitiges Baumaterial zelebriert. Verwirklicht wurde sie von Architekt Amin Taha, Ingenieur Steve Webb und Steinmetzmeister Pierre Bidaud. Die Wiederentdeckung von Naturstein als nachhaltiges Baumaterial in großem Stil ist sicher noch Zukunftsmusik, aber keine Utopie. Das Heft erscheint heute, am 4. Mai 2020.

(veröffentlicht am 4. Mai 2020)