Statements aus der Branche zur Corona-Krise (4): 5 Unternehmer geben ihre Einschätzung ab

Dr. Matthias Baumann, GF der Firma Burkhardt-Löffler: "Gerade in diesen schweren Zeiten ist es für uns wichtig, weiterhin für unsere Kunden da zu sein und es ihnen zu ermöglichen, ihre Produktion weiter aufrechtzuerhalten, soweit es die momentane Lage zulässt."

Marcus Mattes, GF der Firma Mattes Granit: "Höchstwahrscheinlich wird sich durch die Corona-Krise heraus­kristallisieren, wie tragfähig das jeweilige Geschäftsmodell ist."

"Dieter Drossel, GF der Firma SBK Europe: "Nach der Krise wird die digitale Kommunikation gelernt und Standard sein, dann wird niemand mehr 500 km durch Deutschlands Staus reisen für ein Gespräch."

Dr. Dirk Hamann, GF der Akemi chemisch technische Spezialfabrik GmbH: "Natürlich haben Menschenleben Vorrang vor wirtschaftlichen Entscheidungen. Aber diese Entscheidungen müssen mit Augenmaß getroffen werden, wenn man die deutsche Volkswirtschaft nicht dauerhaft abwürgen und schädigen will."

Stefan Deschler, GF der Weha Ludwig Werwein GmbH: "Erfreulicherweise haben auch fast alle Wettbewerber schnell das Reisen im Außendienst eingestellt. Ging richtig fair über die Bühne – Hut ab!" Fotos: Archiv, privat

In Naturstein 5/2020 erscheint ein Spezial zur Corona-Krise mit 50 Branchenstatements, die wir sukzessive auch auf Natursteinonline.de und auf Facebook posten. In diesem Beitrag lassen wir 5 Unternehmer aus der Natursteinbranche zu Wort kommen:

Dr. Matthias Baumann, GF der Firma Burkhardt-Löffler, Bayreuth u. Langenaltheim:
"Die Auswirkungen der Corona-Krise ändern sich für uns beinahe täglich. Noch vor wenigen Wochen hatte sie auf unser eigentliches Geschäft nur geringe Auswirkungen. Hier stand für uns die Gesundheit unserer Mitarbeiter und Kunden durch die Einführung und Einhaltung strenger Hygienevorschriften im Vordergrund, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern bzw. zu verlangsamen. Seit einigen Tagen spüren wir jedoch auch die Auswirkungen des Virus auf unser Maschinengeschäft. Insbesondere die Maschinenmontage im Ausland (v.a. Australien und USA) ist aufgrund der richtigerweise verhängten Reisebeschränkungen momentan nur noch eingeschränkt möglich. Für unsere Kunden in Deutschland ist aktuell glücklicherweise weder die Maschinenmontage noch der Service betroffen. Hier sind wir nach wie vor in der Lage, unsere Kunden weiter voll zu unterstützen. Gerade in diesen schweren Zeiten ist es für uns wichtig, weiterhin für unsere Kunden da zu sein und es ihnen zu ermöglichen, ihre Produktion weiter aufrechtzuerhalten, soweit es die momentane Lage zulässt. Die langfristen Auswirkungen der Krise lassen sich aktuell noch nicht abschätzen, da insbesondere die Länge der Ausgangsbeschränkungen und der teilweisen Produktionsunterbrechungen noch nicht absehbar ist." (hol)

Marcus Mattes, GF der Firma Mattes Granit, Brück:
"Eines unserer wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine ist die Herstellung von Küchenarbeitsplatten, weshalb wir im Zuge der Corona-Krise unsere Produktion stark herunterfahren mussten. Einerseits waren sämtliche Küchenstudios seit Beginn der Krise geschlossen, sodass wir in diesem Bereich keine neuen Aufträge erhalten. Andererseits verzichtet derzeit ein Großteil der Kunden darauf, die bereits bestellten Arbeitsplatten in den eigenen vier Wänden montieren zu lassen. Vor diesem Hintergrund haben wir bereits Kurzarbeit veranlasst. Ein Personalabbau innerhalb unserer acht Mann starken Belegschaft steht derzeit allerdings nicht zur Debatte. Die entscheidende Frage ist, wie lang die einschränkenden Maßnahmen hierzulande andauern. Wird es lediglich eine vorüber­gehende Delle bei den Umsätzen geben, oder werden die Schutzmaßnahmen langfristig Bestand haben und womöglich nachhaltige, finanzielle Schwierigkeiten bei den Unternehmen verursachen. Wir registrieren derzeit zunehmend in unserem Geschäftsumfeld, wie schwierig es für Auftraggeber ist, Fremdkapital über die Banken zu beschaffen. Prognosen über die Zukunft sind derzeit kaum möglich. Höchstwahrscheinlich wird sich durch die Corona-Krise heraus­kristallisieren, wie tragfähig das jeweilige Geschäftsmodell ist." (fl) 

Dieter Drossel, GF der Firma SBK Europe, Dortmund:
"Bislang haben meine Kunden gut zu tun. Sie arbeiten die Aufträge ab, die vor Monaten eingegangen sind. Aber da die Küchenstudios geschlossen sind, kommen erstmal keine neuen nach, deshalb wird es eine Delle geben. Immerhin gibt es Unterstützung mit Kurzarbeit und schnellen finanziellen Hilfen, da lässt sich der Staat nicht lumpen. Der Spuk darf nur nicht zu lange dauern. Ein Glück ist der Dialog mit meinen Kunden. Ich informiere regelmäßig über 30 Kunden in Webinaren. Wir nutzen die Software »Zoom«, die hervorragend funktioniert. Alle blenden ihr Bild ein und nehmen aktiv teil. Meine Einschätzung: Nach der Krise wird diese Form der Kommunikation gelernt und Standard sein, dann wird niemand mehr 500 km durch Deutschlands Staus reisen für ein Gespräch. Auch die Online-Beratung von Endkunden funktioniert!" (hol)

Dr. Dirk Hamann, GF der Akemi chemisch technische Spezialfabrik GmbH, Nürnberg:
"Wir arbeiten in der Produktion, Logistik und Auftragsabwicklung in zwei getrennten Mannschaften nach dem Rotationsprinzip. Die Beratungshotline ist offen, aber unsere Mitarbeiter und der Außendienst bleiben im Haus und beraten per Telefon, E-Mail, WhatsApp und Video. Wie die anderen Firmen haben wir schnell ein Hygienekonzept und Abstandsregelungen eingeführt. Die Lieferketten sind bislang sicher, da wir in allen unseren Standorten weltweit lokal produzieren. Bislang ist noch alles lieferbar. Engpässe gibt es bei den Lieferanten bestimmter Rohprodukte, v.a. solcher, die für die Herstellung von Desinfektionsmitteln nötig sind. Bis Ende März hatte die Branche gut zu tun. Alle Lieferanten tun alles, um sie am Laufen zu halten, das hat die Firma Weha unlängst sehr gut kommuniziert. Mittlerweile gehen bei einigen die Aufträge leicht zurück. Vor allem im europäischen Ausland haben zahlreiche Steinwerke komplett geschlossen, häufig durch behördliche Anordnung. Die versprochenen finanziellen Hilfen kommen meist nicht schnell genug bei den Unternehmern an. Hier braucht es kluge Modelle, z.B. die Möglichkeit, über die Finanzämter Liquidität an Kunden weiterzugeben. Eine steigende Arbeitslosigkeit hilft niemandem. Natürlich haben Menschenleben Vorrang vor wirtschaftlichen Entscheidungen. Aber diese Entscheidungen müssen mit Augenmaß getroffen werden, wenn man die deutsche Volkswirtschaft nicht dauerhaft abwürgen und schädigen will. Der Schaden steigt mit zunehmender Krisendauer exponentiell an. Daher hoffen wir, Anfang Mai in ruhigeres Fahrwasser zu kommen." (hol)

Stefan Deschler, GF der Weha Ludwig Werwein GmbH, Königsbrunn:
"Unsere Lager in Deutschland, Österreich und Polen sind gut gefüllt. Alle Produkte sind normal verfügbar. Unsere Lieferanten in Asien fahren ihre Produktionen wieder hoch. Verzögerungen gibt es bei Lieferungen aus Italien; hier bemühen wir uns nach Verkauf des jetzigen Lagerbestands um Alternativen. Unsere Eigenproduktionen in Deutschland und Polen arbeiten in zwei getrennten Gruppen im 2-Schichtbetrieb. Unsere Logistikpartner im Paket- und Lkw-Versand haben uns zugesichert, dass der Warenverkehr auch weiterhin gut funktioniert. Die Aufträge waren bis Ende März stabil und gehen seither nur leicht zurück. Wir haben aber noch guten Vorlauf bis Ende April. Mit 46% Exportanteil sind wir aber auch abhängig von unseren Auslandsmärkten. Seit Mitte März exportieren wir weniger nach Frankreich und Benelux, von Italien ganz zu schweigen. Meine Mitarbeiter sind außer mir alle im Homeoffice. Wir haben seit Mitte März jeden Tag Arbeitsplätze eingerichtet und sind nun mit 32 Mitarbeitern im Homeoffice voll einsatzfähig; dazu kommen noch die jetzt auch im Homeoffice arbeitenden Mit­arbeiter im Außendienst. Erfreulicherweise haben auch fast alle Wettbewerber schnell das Reisen im Außendienst eingestellt. Ging richtig fair über die Bühne – Hut ab! Auch sonst unternehmen die wichtigsten Wettbewerber in der Branche ähnliche oder gleiche Maßnahmen, um die Versorgung der Branche langfristig sicherzustellen. Auch wenn viele heute von nationalen Lösungen reden und nationale Interessen (bis hin zu Landkreisen und Bundesländern) im Fokus stehen, denke ich, dass es im Anschluss an die Krise zu einer weiteren Internationalisierung kommen wird. Nationale Märkte werden dann für einzelne Bereiche zu klein sein. Die Vertriebswege werden sich ändern, und die digitalen Vertriebswege werden erheblichen Einfluss gewonnen haben. Als Weha setzen wir schon lange auf grenzüberschreitenden Vertrieb. Mit unseren Niederlassungen in Osteuropa und unseren Händlerpartnern in Westeuropa sehe ich uns sehr gut aufgestellt. Wir punkten hier auch mit unserer Weha-App und unserem Shop." (hol)

In Naturstein 5/2020 geben wir außerdem einen Überblick über die Auswirkungen der Coronakrise in Deutschland und die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung. Wie es Italien geht, schildert unsere Korrespondentin Alexandra Becker. Themenschwerpunkt der Mai-Ausgabe ist „Bauen mit Naturstein“. Bis September verlängert wurde in London die derzeit geschlossene Ausstellung "The New Stone Age", die Naturstein als nachhaltiges und vielseitiges Baumaterial zelebriert. Verwirklicht wurde sie von Architekt Amin Taha, Ingenieur Steve Webb und Steinmetzmeister Pierre Bidaud. Die Wiederentdeckung von Naturstein als nachhaltiges Baumaterial in großem Stil ist sicher noch Zukunftsmusik, aber keine Utopie. Das Heft erscheint am 4. Mai 2020.

(veröffentlicht am 28.04.2020)