Statements aus der Branche zur Corona-Krise (2): 5 Geschäftsführer äußern sich

Michael Risse, GF der Naturstein Risse GmbH: "Bisher haben wir gut verkauft. Aber uns ist klar, dass es Auftragsrückgänge geben wird ... Es wird aber wieder aufwärts gehen."

Beate Fischer, Leiterin Stone+tec bei der NürnbergMesse, Nürnberg: "Was die Stone+tec betrifft, bereiten wir eine Auswahl an möglichen Terminen vor, die wir dann mit dem Fachbeirat diskutieren. Wir konzentrieren uns auf den Frühsommer, sprich einen Termin im Mai, Juni oder Juli 2021."

Garvin Stingel, GF der Lithofin AG, Wendlingen: "Noch machen unsere Mitarbeiter Überstunden, aber wie lange noch? Der Materialstrom wird sich verzögern. Viele Bauprojekte werden zurückgefahren. Was morgen passiert, ist ungewiss."

Edith Strassacker, Geschäftsführerin der Kunstgießerei Ernst Strassacker, Süßen: "Was die Zukunft betrifft, sind wir durchaus optimistisch. Unsere Kunden können ja größtenteils weiterarbeiten. Wir hoffen natürlich, dass es weitergeht wie bisher. Das ist realistische gesehen aber nur möglich, wenn die wirtschaftlichen Einschränkungen bald aufgehoben werden können."

Franziska Petri, Geschäftsführerin der Firma J. König, Karlsruhe: " ... unser Team schaut zuversichtlich nach vorn. Wir sind eine kleine Branche, die von ihrer Flexibilität profitiert und somit gute Chancen hat, die Krise besser als manch andere zu überstehen."

In Naturstein 5/2020 erscheint ein Spezial zur Corona-Krise mit 50 Branchenstatements, die wir sukzessive auch auf Natursteinonline.de und auf Facebook posten. In diesem Beitrag lassen wir 5 Geschäftsführer/innen aus der Natursteinbranche zu Wort kommen:

Michael Risse, Geschäftsführer der Naturstein Risse GmbH, Anröchte:
"Um den Anste­ckungsgefahren für unsere Mitarbeiter und Kunden entgegenzu­wirken, haben wir schnell umfassende Maßnahmen umgesetzt. Unser kompletter Außendienst und einige Kollegen aus dem Innendienst betreuen unsere Kunden aus dem Home­office, wo sie mit unserem EDV-System und unserer Telefonanlage verbunden sind. Wir haben die Abteilungen gesplittet und für ausreichenden Abstand zwischen den Arbeitsplätzen gesorgt. Außerdem haben wir für Kunden, Selbstabholer und Spediteure Anmeldungen eingerichtet, womit wir die Einhaltung der Sicherheitsabstände von mind. 1,5 m sicherstellen. Alle Zugänge sind mit Spendern für Desinfektionsmittel ausgestattet. Unsere Kraftfahrer haben Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken dabei und folgen strikten Verhaltensregeln. Alle unsere Maßnahmen wurden dokumentiert.
Derzeit haben wir mit einer Vielzahl an Artikeln Umsatzzuwächse, aber mit einigen Artikeln für den Baustoffhandel auch Umsatzrückgänge zu verzeichnen. Durch unsere umfangreichen Lagerbestände und wegen der frühzeitigen Anpassung unseres Bestellvolumens haben wir derzeit keine Material­engpässe zu beklagen. Bisher haben wir gut verkauft. Aber uns ist klar, dass es Auftragsrückgänge geben wird, auch wenn der öffentliche Bau weiterläuft. Viele unserer Kunden werden schon bald die bestehenden Aufträge abgearbeitet haben, und da die Küchenstudios noch geschlossen sind, ist mit einem Auftragsloch zu rechnen. Diese Delle werden auch wir spüren. Es wird aber wieder aufwärts gehen. 
Schlimm ist es derzeit für unsere italienischen und spanischen Partner. Aber auch von dort wird zum Glück ein Rückgang der Infektionszahlen gemeldet. In China haben wir bereits wieder die ersten Container geladen. Entscheidend für alle Branchen in Deutschland werden die Entscheidungen der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten für die Zeit nach dem 3. Mai. Wenn die Infektionszahlen es uns erlauben, die Maßnahmen zu lockern, dann werden hoffentlich bald wieder alle Branchen ihre Dienstleistungen anbieten können. Für die Zukunft glaube ich, dass wir noch lange mit den Vorsichtsmaßnahmen leben müssen, um dann das Virus in 2021 mit einem Impfstoff gänzlich besiegen zu können." (hol)

Franziska Petri, Geschäftsführerin der Firma J. König, Karlsruhe:
"National wie international nehmen wir kundenseitig unterschiedliche Szenarien wahr, von ganz normalem oder gesteigertem Einkaufsverhalten bis hin zu Einkaufsstopp aufgrund von Betriebsschließungen. Die Krise hat die Reorganisation vieler Arbeitsplätze erfordert, um den Anforderungen von Homeoffice, Hygiene und Sicherheit gerecht zu werden. Bei uns sind alle Telefone besetzt. Wir stehen unseren Kunden zu 100% zur Verfügung und wickeln Aufträge ganz normal ab. Alle Artikel sind lagervorrätig und können in der gewohnten Schnelligkeit versendet werden. Wichtig ist uns betriebsinterne Transparenz: Jeder muss verstehen können, warum welche Maßnahmen ergriffen werden. Was die Zukunft betrifft, hoffen wir auf ein zügiges Aufheben wirtschaftlicher Einschränkungen nach dem 3. Mai. Wir alle sind darauf angewiesen, dass unsere Kunden den benötigten Auftragsnachschub erhalten. Aber unser Team schaut zuversichtlich nach vorn. Wir sind eine kleine Branche, die von ihrer Flexibilität profitiert und somit gute Chancen hat, die Krise besser als manch andere zu überstehen." (hol)

Edith Strassacker, Geschäftsführerin der Kunstgießerei Ernst Strassacker, Süßen:
"Unser Auftragseingang ist bislang noch zufriedenstellend. Wir haben den Winter durchgearbeitet, die Lager sind voll, sodass wir gut liefern können. Im Unternehmen achten wir auf die Abstandsregeln und haben die Hygienemaßnahmen verstärkt. Der Krankenstand unter unseren 300 Mitarbeitern ist leicht erhöht, zwei Mitarbeiter waren infiziert und in Quarantäne. Unsere Mitarbeiter ziehen aber gut mit und kompensieren die Ausfälle. Der Außendienst kann jetzt leider nicht reisen, ist aber telefonisch mit den Kunden im Kontakt.
Auch was unser Projekt "Raum für Trauer" betrifft, bleiben wir am Ball. Bevor die Ausgangsbeschränkungen erteilt wurden, haben wir eine große Gruppe von Bürgermeistern zum Thema informiert. Dabei wurde deutlich, wie wichtig es ist, diesen Personenkreis für unser Thema zu sensibilisieren. Was die Zukunft betrifft, sind wir durchaus optimistisch. Unsere Kunden können ja größtenteils weiterarbeiten. Wir hoffen natürlich, dass es weitergeht wie bisher. Das ist realistisch gesehen aber nur möglich, wenn die wirtschaftlichen Einschränkungen bald aufgehoben werden können." (hol)

Gravin Stingel, Geschäftsführer der Lithofin AG; Wendlingen:
"Momentan bestellen die Kunden, als gäbe es kein Morgen mehr, und zwar quer durch die Produkt­palette. Die Nachfrage nach allen Produkten ist so groß, dass wir kaum nachkommen. Bestimmte Rohstoffe, v.a. aus dem Ausland, sind nur noch sehr schwer oder nicht mehr erhältlich. Wir profitieren in dieser Situation von unserer langjährigen engen Zusammenarbeit mit wichtigen Lieferanten. In allen Gebäuden berücksichtigen wir die sinnvollen Vorgaben für Sicherheit und Hygiene. Diese überdenken und überarbeiten wir fast täglich, um uns der immer dynamischer werdenden Situation anzupassen.
Das Ausmaß der wirtschaftlichen Einschränkungen halte ich für übertrieben. Würde man die Wirtschaft nicht lahmlegen, sondern mit angezogener Handbremse weiterlaufen lassen, wären die finanziellen und psychischen Folgeschäden weniger gravierend. Im Vorfeld der verordneten Betriebsschließungen hätte die Politik überlegen müssen, wie sie diese Unternehmen am Leben halten will. Als problematisch erweist sich auch unser Föderalismus. In Krisenzeiten verunsichert es die Bürger zusätzlich, wenn jedes Bundesland eigene Entscheidungen trifft. Noch machen unsere Mitarbeiter Überstunden, aber wie lange noch? Der Materialstrom wird sich verzögern. Viele Bauprojekte werden zurückgefahren. Was morgen passiert, ist ungewiss." (hol)

Beate Fischer, Leiterin Stone+tec bei der NürnbergMesse, Nürnberg:
"Die NürnbergMesse steht in ständigem und engem Austausch mit den Gesundheitsbehörden. Empfehlungen und Anweisungen zur Eindämmung der Coronavirus-Verbreitung setzen wir selbstverständlich uneingeschränkt um. Die große Mehrzahl der Kolleginnen und Kollegen befindet sich jetzt im Homeoffice. Die Veranstaltungen der nächs­ten Wochen sind verlegt auf neue Termine; darunter ist auch die Stone+tec, die nun 2021 stattfinden wird. Dass Menschen zusammenkommen, um sich auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen und Ideen zu teilen, ist für uns als Messegesellschaft natürlich eine Geschäftsgrundlage. Doch jetzt steht die Sicherheit und Gesundheit aller im Vordergrund.
Was die Stone+tec betrifft, bereiten wir eine Auswahl an möglichen Terminen vor, die wir dann mit dem Fachbeirat diskutieren. Wir konzentrieren uns auf den Frühsommer, sprich einen Termin im Mai, Juni oder Juli 2021. Der Belegungsplan unserer Messehallen für 2021 war schon vor der Corona-Krise gut gefüllt. Die Kolleginnen und Kollegen unserer Hallendisposition meistern jetzt die schwierige Aufgabe, für die Stone+tec und weitere verschobene Veranstaltungen eine neue terminliche Heimat zu finden. 
Ziel einer jeden Messe muss es sein, für Aussteller und Besucher gleichermaßen ein besonderes Erlebnis zu schaffen und den vielfältigen Auf- und Ausbau von Geschäftsbeziehungen zu ermöglichen. Wir sind uns sicher, dass wir dieses Ziel nach der Lockerung der Beschränkungen wieder mit unseren Veranstaltungen erreichen werden. Schon jetzt, in dieser sehr schweren Zeit, zeigen sich Solidarität und Zusammenhalt innerhalb der Branchen. Nach überstandener Krise wird der Wunsch nach Dialog, Austausch und nach einem persönlichen Wiedersehen mit Kollegen, Partnern und Kunden riesig sein. Dafür steht die Stone+tec in den Startlöchern." (hol)

In Naturstein 5/2020 geben wir außerdem einen Überblick über die Auswirkungen der Coronakrise in Deutschland und die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung. Wie es Italien geht, schildert unsere Korrespondentin Alexandra Becker. Themenschwerpunkt der Mai-Ausgabe ist „Bauen mit Naturstein“. Bis September verlängert wurde in London die derzeit geschlossene Ausstellung "The New Stone Age", die Naturstein als nachhaltiges und vielseitiges Baumaterial zelebriert. Verwirklicht wurde sie von Architekt Amin Taha, Ingenieur Steve Webb und Steinmetzmeister Pierre Bidaud. Die Wiederentdeckung von Naturstein als nachhaltiges Baumaterial in großem Stil ist sicher noch Zukunftsmusik, aber keine Utopie. Das Heft erscheint am 4. Mai 2020.

(veröffentlicht am 23. April 2020)