Statements aus der Branche (5): 5 Stimmen aus der Industrie

Jacques Thibaut, GF der Firma Thibaut, Vire, Frankreich: "Wir stellen jetzt schon fest, dass einige Betriebe bewusst in der Krise Investitionen vornehmen. Hier sehen wir uns als langjähriger Partner der deutschen Natursteinbranche gut aufgestellt."

Jost J. Plewa, GF der Firma Tenax Deutschland, Augsburg: "Ich rechne damit, dass unser Standort in den kommenden Monaten einen Umsatzeinbruch verzeichnen wird. Dies aus dem Grund, da wir für die nächsten zwei Monate für unsere Kunden mit großen Lieferschwierigkeiten bei Rohtafeln aus Italien und anderen Ursprungsländern rechnen müssen, was sich wiederum negativ auf den Verbrauch unserer chemischen Produkte und Schleifmittel auswirken wird."

Sven Wappler, GF der Firma CMS Steintechnik, Mintraching: "Aus meiner Sicht sollten wir in dieser Krise und vor allem danach so fair wie möglich bleiben. Das käme uns allen zugute. Andrà Tutto Bene! Alles wird gut!"

Stefan Jedersberger, Leiter der Anwendungstechnik bei Moeller Stone Care, Ihrlerstein: "Aktuell ist die Reisetätigkeit unserer Fachberater etwas eingeschränkt, trotzdem stehen sie Ihnen im gewohnten Umfang mit Rat und auch Tat zur Seite. Melden Sie sich, schicken Sie eine E-Mail oder rufen Sie an. Wir helfen wie gewohnt bei den täglichen Problemen und Wehwehchen mit Kunde und Co."

Johannes Roßrucker, GF der Sächsische Sandsteinwerke GmbH, Pirna: "Sicherlich werden manche Auftraggeber geplante Investitionen angesichts des schwierigen Marktumfelds oder aufgrund der eigenen Wirtschaftslage zunächst auf den Prüfstand stellen. Daher gehe ich davon aus, dass sich die Auftragsentwicklung in nächster Zeit wahrscheinlich etwas verlangsamen wird." Fotos: Archiv, privat

In Naturstein 5/2020 erscheint ein Spezial zur Corona-Krise mit 50 Branchenstatements, die wir sukzessive auch auf Natursteinonline.de und auf Facebook posten. In diesem Beitrag lesen Sie 5 Stimmen aus der Industrie:

Stefan Jedersberger, Leiter der Anwendungstechnik bei Moeller Stone Care, Ihrlerstein:
"Wir haben unsere 20 Mitarbeiter ihren Fähigkeiten entsprechend in Gruppen eingeteilt. In der Produktion wird im Schichtbetrieb gear­beitet, abwechselnd die eine Gruppe früh und die andere Gruppe spät. Die Hälfte des Büro­personals ist im Homeoffice. Bei einem Krankheitsfall eines Mitarbeiters oder dessen Familie bleiben diese/r Mitarbeiter/in zwei Wochen in Quarantäne. Bislang ist die Nachfrage nach unseren Produkten sehr hoch, denn viele Kunden kaufen auf Vorrat und nicht wie sonst "just in time". Solange die Speditionen rollen, erhalten wir derzeit alle Rohstoffe und können produzieren. Bei Bedarf können wir Desinfektionsmittel abfüllen oder sogar im Auftrag produzieren. Wir werden alles dafür tun, unsere Leute im bisherigen Umfang weiter beschäftigen zu können. Mehrere unserer Mitarbeiter sind ehrenamtlich in Hilfsorganisationen tätig und wurden auch schon für Einsätze angefordert, somit wollen wir der Allgemeinheit tatkräftig zur Seite stehen, deshalb bitten wir um Nachsicht für evtl. verspätete Rückantworten oder Verzögerungen. Aktuell ist die Reisetätigkeit unserer Fach­berater etwas eingeschränkt, trotzdem stehen sie Ihnen im gewohnten Umfang mit Rat und auch Tat zur Seite. Melden Sie sich, schicken Sie eine E-Mail oder rufen Sie an. Wir helfen wie gewohnt bei den täglichen Problemen und Wehwehchen mit Kunde und Co." (hol)

Jacques Thibaut, Geschäftsführer der Firma Thibaut, Vire, Frankreich: 
"Wir profitieren davon, dass das Jahr für uns sehr gut begonnen hat. Ende Januar haben wir noch erfolgreich in den USA ausgestellt. Unser Auftragsbestand ist entsprechend gut, auch was den deutschen Markt betrifft. Als sich die Corona-Krise ankündigte, haben wir schnell reagiert. Seit dem 17. März ist ein großer Teil unserer 150-köpfigen Belegschaft im Homeoffice. Wir haben die Schlosserei und die Fertigung in Castres (Südfrankreich) geschlossen. Bis zum 27. März konnten wir in unserem Werk in Vire (Normandie) noch produzieren. Natürlich unter Berücksichtigung der hygienischen Vorgaben. Dass wir auf einen großen Lagerbestand zurückgreifen können, kommt unseren Kunden jetzt im "After-Service" zugute. Einige Teile konnten von unseren Vorlieferanten vorübergehend nicht geliefert werden. Daher haben wir unsere Produktion heruntergefahren. 
Wann die wirtschaftlichen Einschränkungen aufgehoben werden, steht noch nicht fest. Als alteingesessene Firma mit hohem Exportanteil sind wir von der Regierung hoch angesehen und werden gut unterstützt. Vier bis sechs Monate im Krisenmodus können wir problemlos überbrücken. Anders als in der Bankenkrise, die 2008 begann, sitzen wir jetzt alle in einem Boot. Gerade deshalb finde ich es sehr bedauerlich, dass Europa in dieser Zeit nicht besser zusammensteht. Das Vertrauen in die europäische Gemeinschaft ist dadurch erschüttert, und es wird dauern, bis es sich wieder erholt. Auch wirtschaftlich wird es nach Aufhebung der Einschränkungen nur allmählich wieder aufwärts gehen, damit müssen wir rechnen. 
Was Thibaut Deutschland betrifft, sind wir sehr zuversichtlich. Viele Steinmetze werden nach der Corona-Krise verstärkt regional produzieren, um weniger von langen Lieferketten abhängig zu sein. Das bedingt technische Investitionen. Wir stellen jetzt schon fest, dass einige Betriebe bewusst in der Krise Investitionen vornehmen. Hier sehen wir uns als langjähriger Partner der deutschen Natursteinbranche gut aufgestellt." (hol)

Sven Wappler, Geschäftsführer der Firma CMS Steintechnik, Mintraching: 
"Die Krise betrifft uns alle gleicher­maßen. Dank unseres wirtschaftlichen Handelns in den letzten Jahren haben wir aber eine solide Basis. Wir hatten einen fantastischen Jahresstart. Auf unserer Hausmesse haben wir noch Aufträge, einige davon per Handschlag, geschlossen, bei denen man jetzt allerdings nicht mehr weiß, wie es weitergeht. Wir haben einen guten Auftragsbestand bei dem wir die Lieferungen bis in den Spätsommer 2020 geplant haben. Noch montieren wir, natürlich unter strengen Auflagen. Aber lange lässt sich der verordnete Stillstand nicht mehr überbrücken. Wir haben schon Mitteilungen von Lieferanten bekommen, die sich auf höhere Gewalt berufen, weshalb vereinbarte Liefertermine und Vertragsstrafen nicht mehr gelten würden. Und wir haben nun mal ausschließlich italienische Lieferanten. Von den Steinmetzkunden erhalten wir großenteils positives Feedback. Solange der Materialfluss nicht unterbrochen ist, wird gearbeitet und inves­tiert. Ich mache mir v.a. um unsere großen Kunden sorgen. Im Küchenbereich fehlen die Aufträge der Küchenstudios, und viele Bauherren lassen niemanden mehr ins Haus. 
Ich bin seit 1998 in der Branche. In den letzten zehn Jahren war das Wachstum exorbitant. Aber wie stark sind die großen Branchenpartner wirklich? Bleiben die Preise im Markt stabil oder gehen sie in den Keller? Wie verhält sich der Wettbewerb? Hier wurde in letzter Zeit mit immer härteren Bandagen gekämpft. Aus meiner Sicht sollten wir in dieser Krise und vor allem danach so fair wie möglich bleiben. Das käme uns allen zugute. Andrà Tutto Bene! Alles wird gut!" (hol)

Jost J. Plewa, Geschäftsführer der Firma Tenax Deutschland, Augsburg: 
"Aufgrund der Corona-Krise arbeiten bis auf mich derzeit alle Mitarbeiter des Standorts von zu Hause aus, einige wurden zudem beurlaubt. Infolgedessen findet auch kein Besucherverkehr mehr in unseren Räumlichkeiten statt. Der Austausch mit Kunden und Partnern erfolgt seither ausschließlich über die elektronischen Kommunikationswege. Noch verschicken wir Waren an unsere Auftraggeber, achten dabei allerdings sehr auf die Minimierung des persönlichen Kontakts untereinander. So werden die Waren vor der Tür bzw. dem Eingang des Empfängers abgestellt. Ich rechne damit, dass unser Standort in den kommenden Monaten einen Umsatzeinbruch verzeichnen wird. Dies aus dem Grund, da wir für die nächsten zwei Monate für unsere Kunden mit großen Lieferschwierigkeiten bei Rohtafeln aus Italien und anderen Ursprungsländern rechnen müssen, was sich wiederum negativ auf den Verbrauch unserer chemischen Produkte und Schleifmittel auswirken wird." (fl)

Johannes Roßrucker, Geschäftsführer der Sächsische Sandsteinwerke GmbH, Pirna:
"Bislang haben wir die direkten Auswirkungen der Corona-Krise nur moderat zu spüren bekommen, sind aber im zunehmenden Maße betroffen. Es sind v.a. die äußeren Umstände, die wir merken. So wurden z.T. Baustellen geschlossen, für die wir Material liefern sollten oder an denen wir selbst bauen. Die Produktion läuft unterdessen wie gewohnt weiter. 
Bei den Auftragseingängen müssen wir im Vergleich zu den Vorjahren eine leichte Delle feststellen. Selbstverständlich achten wir zum Schutz der Mitarbeiter in unserem Unternehmen strikt auf die Umsetzung und Einhaltung der erforderlichen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen. Trotz der gegenwärtigen Ausnahmesituation schauen wir positiv in die Zukunft. 
Es wird auch weiterhin gebaut werden, sodass der Bedarf an hochwertigem ELBSANDSTEIN nicht abreißen wird. Sicherlich werden manche Auftraggeber geplante Investitionen angesichts des schwierigen Marktumfelds oder aufgrund der eigenen Wirtschaftslage zunächst auf den Prüfstand stellen. Daher gehe ich davon aus, dass sich die Auftragsentwick­lung in nächster Zeit wahrscheinlich etwas ver­langsamen wird." (fl)

In Naturstein 5/2020 geben wir außerdem einen Überblick über die Auswirkungen der Coronakrise in Deutschland und die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung. Wie es Italien geht, schildert unsere Korrespondentin Alexandra Becker. Themenschwerpunkt der Mai-Ausgabe ist "Bauen mit Naturstein". Bis September verlängert wurde in London die derzeit geschlossene Ausstellung "The New Stone Age", die Naturstein als nachhaltiges und vielseitiges Baumaterial zelebriert. Verwirklicht wurde sie von Architekt Amin Taha, Ingenieur Steve Webb und Steinmetzmeister Pierre Bidaud. Die Wiederentdeckung von Naturstein als nachhaltiges Baumaterial in großem Stil ist sicher noch Zukunftsmusik, aber keine Utopie. Das Heft erscheint am 4. Mai 2020.

(veröffentlicht am 29. April 2020)