Schutzschild für Steine

Wissenschaftler haben einen "Schutzschild" für Statuen und Bauwerke entwickelt und diesen an verschiedenen Gesteinen getestet. (Foto: Institut für Anorganische Chemie I)

Das Ulmer Münster, das Kolosseum in Rom oder die Pyramiden von Gizeh haben die gleichen "Feinde": Saurer Regen und Biofilme zerstören ihre Fassaden. Nun haben Wissenschaftler des Ulmer Instituts für Anorganische Chemie I unter Federführung von Professor Carsten Streb mit Kollegen aus dem spanischen Zaragoza und aus Reims (Frankreich) einen chemischen "Schutzschild" entwickelt, der Bauwerke und Statuen aus Naturstein vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen soll. Die transparente, ionische ("salzartige") Flüssigkeit POM-IL wirkt laut den Forschern sowohl als Schutzfilm gegen sauren Regen als auch gegen Biofilme, die durch Bakterien verursacht werden. Sie hat sich unter anderem bereits im Korrosionsschutz von Metallen bewährt. "Bei dieser Polyoxometallat-ionischen Flüssigkeit, kurz POM-IL, lassen sich Kation und Anion unabhängig voneinander verändern. So können wir die Eigenschaften der Beschichtung den jeweiligen Umweltbedingungen anpassen", erklärt Professor Carsten Streb.

Im Zuge ihrer Studie haben die Wissenschaftler zwei Varianten des Oberflächenschutzes, POM-IL1 und POM-IL2, hergestellt und an drei Carbonatgesteinen (Belgischer Blaustein, Dom-Stein, Romery-Stein) mit unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung sowie Porösität erprobt. Dazu wurden Proben drei Stunden lang mit simuliertem sauren Niederschlag beregnet und mit Essigsäure bedampft. Andreas Böhm, Hüttenmeister am Ulmer Münster, stand bei der Entwicklung beratend zur Seite. Weitere Untersuchungen sollen u.a. in Zusammenarbeit mit der Ulmer Münsterbauhütte erfolgen, um die Langzeitwirkung von POM-IL beurteilen zu können.

(8.1.2018)