Sandsteinfiguren wiederentdeckt

Die weibliche Sandsteinfigur auf der Balustrade der Würzburger Residenz (Foto: Kunstschmiede Schrepfer, Würzburg)

In der Würzburger Residenz wurden zwei lange verschollene, überlebensgroße Sandsteinfiguren der Balustrade wiederentdeckt. Rechtzeitig zum 300-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung und 75 Jahre nach der zerstörerischen Bombardierung schmücken sie nun wieder die Ehrenhof-Fassade des Weltkulturerbes. 

Restauratorin Sabine Vogt fand die Figuren während einer Aufräumaktion in der Kasematte, einem Gewölbe des Hofgartens. Seit dem 2. Weltkrieg hatten die weibliche und die männliche Figur, die die Balustraden-Enden zierten, als vermisst gegolten. Mit Hilfe eines Portalkrans wurden die fast 500 kg schweren Einzelstücke gesichert. Der Würzburger Bildhauer Boris Rycek setzte die Fundstücke zusammen. Nach dem Abbild der je rund 1,5 t schweren Originale fertigte er gemeinsam mit seinem Sohn Michael exakte Kopien an.

Palmwedel rekonstruiert
Anhand fotografischer Vorlagen aus dem letzten Jahrhundert erstellte die Würzburger Kunstschmiede Schrepfer für das Staatliche Bauamt Würzburg und die Bayerische Schlösserverwaltung München verschiedene Entwurfszeichnungen des Palmwedels, den die weibliche Figur im Arm hält. Die verabschiedete endgültige Version wurde durch die Anwendung traditioneller Schmiedetechniken in der Werkstätte der Kunstschmiede Schrepfer hergestellt. Um das wertvolle Bauteil vor Korrosion zu schützen, wurde es durch die Forma Coatinc Würzburg verzinkt.

Die Würzburger Residenz wurde zwischen 1720 und 1744 unter der Leitung des Architekten Balthasar Neumann und unter Mitwirkung berühmter zeitgenössischer Künstler erbaut. Sie gilt als eine der bedeutendsten barocken Schlossanlagen Europas und zählt seit 1981 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

(28.09.2020/holl)