Sandsteinbaluster vom Dom verkauft

Hunderte Menschen kamen zum Bauhof des Berliner Doms, um sich Sandsteinbaluster zu kaufen. (Fotos: S. Meißner)

Svenja Pelzel (li.), Pressesprecherin des Berliner Doms: "Wir wollen, dass die Berliner an ihrem Dom teilhaben."

Die restaurierte Balustrade an der Spreeseite des Doms mit Baluster aus Warthauer Sandstein.

Auf dem Bauhof des Berliner Doms wurden Sandsteinbaluster öffentlich zum Verkauf angeboten und fanden reißend Abnehmer.

Einen Tag vor der Aktion, die von der Pressestelle des Doms für Donnerstag, den 24. Oktober angekündigt worden war, informierten die Hauptstadtmedien darüber unter der Überschrift: "Ein Stück Berliner Dom zu verkaufen". Die Resonanz war groß. Hunderte Menschen kamen und warteten zum Teil mehrere Stunden am Tor des Bauhofs. Schubweise kamen sie an die Reihe und konnten sich - mit ein bisschen Glück - ihre Sandsteinsäule aussuchen. Etwa 100 Baluster waren verfügbar, bauchige Einzelsäulen, die einst das Treppengeländer an der zur Spree gelegenen Seite des Doms zierten. Jeder Sandsteinbaluster etwa kniehoch und an die 80 Kilo schwer.

Die verkauften Baluster sind Teile, die während der Sanierung des Spreeuferweges zu Beginn des Jahres durch neue ersetzt worden sind. Der Berliner Dom, der sich im Ostteil der Stadt befindet und bis 1989 zur DDR gehörte, wurde in den 1970er Jahren wiederaufgebaut. Dabei waren die Baluster aus grauweißem bis gelbem Elbsandstein, dem Cottaer Sandstein, gefertigt und in die Balustrade eingesetzt worden. Unter anderem wegen der Lage am Ufer der Spree waren sie besonders strapaziert und ihre Oberfläche größtenteils zerstört. "Durch die erhöhten Tonmineralien im Cottaer Sandstein ist dieser in der Regel quellfähig und daher nur bedingt witterungsbeständig", erläuterte die Sandstein-Expertin des Doms, Damaris Gorrissen, gegenüber Naturstein. Für die neuen Baluster habe man besser geeigneten Warthauer Sandstein aus dem schlesischen Teil Polens verwendet. Die Maßnahme war laut Gorrissen im Mai 2017 zur Ausschreibung gekommen und die Arbeiten daraufhin vom Berliner Unternehmen Gebauer Steinmetzarbeiten GmbH, einem alteingesessenen Steinmetz-Betrieb mit dem Schwerpunkt Natursteinarbeiten, ausgeführt worden.

Der Verkauf der Baluster war sozusagen ein Jahrhundertereignis, denn "so etwas gab es bei uns noch nie", beteuerte Svenja Pelzel, Pressesprecherin des Doms. "Wir wollen, dass die Berliner an ihrem Dom teilhaben", sagte sie während der Verkaufsaktion, deshalb könne sich jeder, soweit der Vorrat reiche, "sein Stück Dom kaufen". Dass der Ansturm groß sein würde, hatte sie einkalkuliert und vorab angekündigt: "Weg ist weg, weitere Lieferungen dieser Art wird es mit großer Sicherheit nicht geben." Pro Person wurden maximal vier Baluster abgegeben. Viele nahmen nur einen, so wie beispielsweise Alexander Walter, ein Gerüstbauer aus Berlin, der gegenwärtig auf der Baustelle am Pergamonmuseum tätig ist. "Meine Mutter wünschte sich schon immer etwas Besonderes von meiner Baustelle", erklärte er augenzwinkernd, "nun bekommt sie das Sandsteinteil als Weihnachtsgeschenk". Der Dom sei zwar nicht seine Baustelle, aber immerhin arbeite er auf der Museumsinsel gleich nebenan.  

Wer sich seinen Sandsteinbaluster ausgesucht hatte, musste gleich bezahlen und auch abtransportieren. Die Preise lagen bei 50, 80 oder 100 Euro. "Ein Schnäppchen", meinte Pelzel, "aber wir wollen mit dem Verkauf keinen Gewinn machen". Die eingenommene Summe sei ohnehin "ein Tropfen auf den heißen Stein", wenn man die hohen Ausgaben für laufende Instandsetzungen und Restaurierungen des Doms bedenke.

(26.10.2018)

Autor/in: Sabine Meißner