Ruhe sanft

Karolin und Daniel Bräg bei ihrem Vortrag "Ruhe sanft" in der TU München Fotos: B. Holländer

Das Künstlerehepaar Karolin und Daniel Bräg

Prof. Tina Haase, Lehrstuhl für Bildende Kunst an der TU München

Erfahrungen mit neuen Gestaltungsansätzen und Utopien im Bereich der Bestattungs- und Erinnerungskultur vermittelte im letzten Quartal 2019 das Künstlerpaar Karolin und Daniel Bräg. „Mit persönlichen Erfahrungen begann für uns eine langjährige Auseinandersetzung mit der Form des Abschieds, der Grabgestaltung und unserer Friedhofskultur - ein Spannungsfeld zwischen individuellem Freiraum und kollektiver Erinnerung, über das wir gerne mit Ihnen/Euch ins Gespräch kommen möchten“, hieß es in der Einladung zu drei Vorträgen im Münchner Raum, zuletzt auf Einladung von Prof. Tina Haase am Lehrstuhl für Bildende Kunst in der Fakultät für Architektur an der Technischen Universität München. Titel der Vorträge war „Ruhe sanft“ bzw. „Dead End“. Daniel Bräg stammt aus einem Pfullendorfer Steinmetz- und Steinbildhauerbetrieb, hat selbst dieses Handwerk erlernt, Bildhauerei studiert, wirkt als freier Künstler, leitet seit über 20 Jahren die Bildhauerwerkstatt an der Münchner Kunstakademie und war über Jahre im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal aktiv. Karolin Bräg ist ebenfalls Bildende Künstlerin. Arbeiten des Künstlerehepaars findet Man u.a. im Kasseler Museum für Sepulkralkultur.

In ihrem Vortrag machten beide bewusst, dass man sich bei letzten Abschieden weniger denn je auf herkömmliche Rituale und Formen verlassen kann. Man darf und soll in Frage stellen, was den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen nicht entspricht, und man darf und muss nach zeitgemäßen Formen des Abschieds und der Trauer suchen, sind sie überzeugt. Steve Jobs sei mit den Apple-Produkten so erfolgreich, weil er auf die Bedürfnisse der Nutzer eingegangen sei. So müsse man auch Friedhöfe entwickeln: innovativ, klein und fein sowie vor Ort, da, wo die Angehörigen leben. Zeitgemäße Friedhofsentwicklung erfordere Freiräume ohne Regelung. Zusätzlich zu den bestehenden Friedhöfen könnten Bestattungsräume in Stadtvierteln entstehen, z.B. in Baulücken oder an exponierten Orten als architektonische Highlights - ganz nah beim eigenen Haus, mit Gräbern, die man im Alltag jederzeit besuchen kann. Die Verstorbenen wären dann immer noch da, wo sie gelebt haben und zuhause sind.
 

(19.02.2020)