Politischer Druck wächst

Der Vorstand der 2013 fusionierten Landesinnung Sachsen-Anhalt: stehend (v.l.) Jens Eichenberg (Kalbe/Milde), Michael Schulz (Schönebeck), Andreas Gaedke (Aken), Christian Keck (Zerbst), Uwe Scholz (Jeßnitz) und Wolfram Zech Hohenmölsen); sitzend: (l.) Vize-Landesinnungsmeister Arnd Scholz (Zörbig) und Landesinnungsmeister Frank Schuster (Magdeburg); Foto: Harald Lachmann

Die diesjährige Herbsttagung der Landesinnung Sachsen-Anhalt, zu der vor zwei Jahren die Innungen Halle und Magdeburg fusioniert sind, fand am 25./26. September in Halle statt. Auf Wunsch von Friedhofsverwaltern hatte die Landesinnung am Vormittag des ersten Tages zusammen mit dem Studieninstitut für Kommunale Verwaltung ein Seminar zur Standsicherheit von Grabmalen veranstaltet. Holger Kopp erläuterte die Probleme im Spannungsfeld "BIV Richtlinie" und "TA Grabmal". An­schließend gab es eine Führung über den Friedhof Stadtgottesacker, auf dem das Seminar auch durchgeführt wurde. Die Beteiligung seitens der Friedhofsträger sei mit rund 50 Personen geringer gewesen als erwartet, bedauerte die LI.
Am Nachmittag stand dann die Mitgliederversammlung im Hotel "An der Windmühle" auf dem Programm. Zu Beginn gedachten die Mitglieder der verstorbenen Kollegen Heinz Dähre (Salzwedel) und Detlev Roßdeutscher (Magdeburg).

Politische Querelen
Landesinnungsmeister Frank Schuster berichtete über die Arbeit des Vorstands im vergangenen Jahr und über politische Querelen auf Landes-ebene: Linke und Grüne hatten im Landtag eine Novellierung des Bestattungsgesetzes gefordert und u.a. die Aufhebung des Friedhofszwangs beantragt. Zur Anhörung im März sprachen Prof. Dr. Gerd Merke und Frank Schuster. "Wir konnten die Standpunkte und Probleme unseres Handwerks verständlich darstellen", so Schus­ter. Rechtlich sei es unstatthaft, eine Urne daheim aufzubewahren, wenn sie damit für andere Angehörige nicht jederzeit zugänglich sei.

Außerdem informierte der LIM über ein Restauratorengesetz, dass die akademischen Restauratoren in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern er­wirkt haben. Es sei handwerksfeindlich und wettbewerbsverzerrend und schlimmer noch die Interpretation und Umsetzung des Gesetzes seitens des Landesverwaltungsamts. "Bei der Erstellung des Gesetzesentwurfs waren anfänglich auch verschiedene Berufsverbände involviert. Dann ging alles sehr schnell: kurze Anhörung ohne die Verbände und eine deutliche negative Stellungnahme seitens der Handwerkskammern – und schon war das Gesetz durch", erklärte Schus­ter. Man werde allerdings noch gemeinsam mit anderen betroffenen Gewerken und Landesinnungen, wie z.B. Mecklenburg-Vorpommern, "entschlossen Front dagegen machen".

Die Entwicklungen in Bezug auf das Bestattungs- und Restauratorengesetz seien das Ergebnis von Lobbyarbeit – ausgehend von einzelnen Bestattern oder vom Restauratorenverband. Auch deshalb appellierte Schuster an seine Kollegen, als Handwerk zur nächs­ten Stone+tec wieder Flagge zu zeigen. Die Messe sei doch "unser Sprachrohr, um als Branche öffentlich wahrgenommen zu werden. Das ist unsere Lobbyarbeit!".

Alle Prüfungen bestanden
Ende August fanden fünf Gesellen- und vier Zwischenprüfungen statt. Alle Teilnehmer be­standen. Robert Hütter aus Haldensleben sprang kommissarisch für den erkrankten Prüfungsausschussvorsitzenden Rainer Dähre ein. Hütter wird voraussichtlich auch dem neuen Gesellenprüfungsausschuss angehören, der im Februar 2016 gewählt wird. Letzterer ist durch die Fusion beider Innungen momentan doppelt besetzt und soll dann nur noch je zwei Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter sowie einen Beisitzer aus dem Schulbereich umfassen, darunter auch Landeslehrlingswart Christian Keck. Als weitere Mitglieder kandidieren Jens Kaufmann, Stefan Schuster, Markus Weiske und Christian Zech.

Den Lohntarifverhandlungen im September zufolge, soll der Eck­lohn im Osten laut Schuster ab Januar 2016 zunächst um 3,1% auf 13,25 € und ab Janu­ar 2017 um weitere 2,7% auf 13,60 € angehoben werden. Als Ende der Erklärungsfrist wurde mit der IG BAU der 30. Ok­tober 2015 vereinbart. Die Mitgliederversammlung stimmte der Er­höhung ab 01. Januar 2016 zu.

LI-Vorstandsmitglied Andreas Gaedke stellte die neue Steinmetz-Homepage Sachsen-Anhalts vor, die sich strukturell stark an die des BIV anlehnt.

Standsicherheitsprüfungen und Geschäftsführung
Dominik Patté aus Burg berichtete aus dem Arbeitskreis, der sich momentan mit Grabmalstandsicherheitsprüfungen auf kirchlichen Friedhöfen des Landes befasst. Durch eine neue Struktur der evangelischen Landeskirche Mitteldeutschland werde hier bald die TA Grabmal gelten. Patté schlug vor, in den bevorstehenden Gesprächen mit Kirchenvertretern die Landesinnung selbst als Dienstleister für solche Prüfungen anzubieten. So könne man solide Arbeit gewährleisten, die einen eventuellen Imageschaden für den Berufsstand verhindere, und zugleich zusätzliche Einnahmen für Innungsbetriebe sichere. Sachsen-Anhalts  Innungsbetriebe verfügen über mindestens zwei Prüfgeräte.
Zum Schluss ging es noch um die Geschäftsführung der Landesinnung. Seit der Fusion 2013 war Petra Patzschke von der Kreishandwerkerschaft Halle für zwei Jahre befristet damit betraut. Eine Mehrheit der Mitglieder entschied sich dafür den Vertrag mit der KH fortzusetzen.

Freisprechungsfeier der Gesellen
Am Abend fand die Freisprechungsfeier im Hotel statt. In alter Handwerkstradition durften die Junggesellen Sebastian Fuchs, Michele Fischer, Alma Preuß, Franzika Neubert und Kai Metzner ihren Namen in das Gesellbuch tragen. Der an­schließende Gesellenschmaus dauert bis zum nächs­ten Morgen.

(Erschienen am 13.11.2015)

Autor/in: Harald Lachmann