Nicht alles ist planbar

Tim Bennetts Installation "Spring Again" in der Münchner Erlöserkirche. (Foto: Willy Hafner)

Gleich neben dem Altar stehen sieben sechs Meter hohe weiße Stangen. Das obere Drittel ist Grün bemalt. Die Installation von Tim Bennett heißt "Spring Again". Das Gebilde sieht aus wie ein Bund Frühlingszwiebeln und erzählt in der Münchner Erlöserkirche noch bis zum 16. Juni 2018 vom Verborgenen, vom Sichtbaren, vom Unsichtbaren und vom Vergehen.

Die Evangelisch-Lutherische Erlöserkirche ist die älteste evangelische Pfarrkirche im Münchner Stadtteil Schwabing. Erbaut wurde sie zwischen 1899 und 1901. Der Architekt hieß Theodor Fischer. Theodor Fischer wollte eine bayerische Predigtkirche bauen. Er baute eine klassische Basilika, in einem Stil-Mix zwischen Historismus und Jugendstil. Zugleich versuchte er mit aufgelockerten Baumassen im Stile ländlicher Dorfarchitektur von der Stadt- zur Vorstadtbebauung überzuleiten. Damals entsprach das noch der städtebaulichen Situation.

Im Garten der Kirche hatte Tim Bennett Löcher gegraben, sie dann ausgefüllt mit einer Mixtur aus Erde, zerbröseltem Styropor und Polyethylen-Schaum. Er hat sieben Stange hineingesetzt, sie mit Freunden solange gehalten, bis sie Stand bekamen. Bennett wollte wissen, ob die Stangen auf der Kunst-Knolle stehen konnten. Sie konnten es nicht und müssen mit Gurten gehalten werden.

Die weiß-grünen Stangen von Tim Bennett stehen schief und fallen ineinander. Der Künstler spielt gerne mit dem nicht Planbaren. Polarisieren werde diese Skulptur, sagt der Pfarrer. Das soll sie auch. Wer beschäftigt sich schon mit Lauchzwiebeln in einer Kirche? Für Tim Bennett zeigt "Spring Again" den Kreislauf des Lebens; mitten in München, mitten im Frühjahr 2018 und mitten in einer Zeit, in der kaum noch zu unterscheiden ist zwischen dem Echten und dem Falschen, zwischen der Lüge und der Wahrheit.

(4.5.2018)

Autor/in: Willy Hafner