Neue Fortbildung in Wunsiedel

Das Fachschulkollegium v.l.n.r.: OStR Reinhard Kögler (OStR), LAv Wolfgang Stefan, StD Jürgen Wunderlich (StD), VAe Barbara Rasp, StR Christian Herold und FOL Zeno Felkl. Auf dem Bild fehlt FL i.A. Wolfgang Ritter. Fotos: Fachschule

Seit zwei Jahren Fachschulleiter: Studiendirektor Jürgen Wunderlich (Foto: B. Holländer)

Dosenobjekt aus Gabbro in Verbindung mit Flechtwerk und Holz

An der Fachschule entstandenes Leuchtobjekt

Ab September bietet die "Staatliche Fachschule für Steintechnik und Gestaltung Wunsiedel im Fichtelgebirge" neben dem Steintechniker einen Abschluss in "Interdisziplinärer Gestaltung" an. Diese zweijährige Fortbildung ist bundesweit einmalig.

Neu ist auch der Zusatz "und Gestaltung" im Titel der Fachschule, die bislang nur Steintechniker ausgebildet hat. "Bislang hatten wir jedes Jahr genügend Interessenten, um eine neue Klasse zu füllen, sodass es immer eine Klasse im ersten und eine im zweiten Jahr gegeben hat", berichtet der seit zwei Jahren mit der Leitung der Fachschule betraute Studiendirektor Jürgen Wunderlich. Aber zuletzt wurde es knapp. Zehn sei die Mindestschülerzahl pro Klasse, und mehr habe man 2015 nicht gewinnen können. "Wir mussten uns also etwas einfallen lassen."

Erfolgreiche "Flucht nach vorn"
Erste Ideen habe das Kollegium bereits vor Jahren entwickelt, erzählt der gelernte Steintechniker und Steinmetzmeister. Im vergangenen Jahr hätten sie dann zusammen mit dem Leiter des Berufschulzentrums Marktredwitz-Wunsiedel, Hans Ottmar Donnert, konkret daran gearbeitet, ein Angebot zu schaffen, was es so noch nicht gibt. "Wir haben darüber nachgedacht, was das Handwerk im Hinblick auf die Bedürfnisse der Firmen und Kunden braucht und was sich sofort umsetzen lässt", so Wunderlich. Hervorragende handwerkliche Arbeit zu verrichten, sei heute nicht mehr genug. "Viele Kunden wünschen sich darüber hinaus Lösungen, die vom Üblichen abweichen. Auch durch die Kombination verschiedener Materialien. Dem entspricht die neue Fortbildung zum Staatlich geprüften Gestalter, die es uns ermöglicht, neben Steinmetzen auch andere Gewerke für die Schule zu gewinnen."

Offen für alle Gewerke
Das Ergebnis vieler Arbeitssitzungen ist ein bundesweit komplett neues Angebot. Neben der traditionellen Ausbildung zum "Staatlich geprüften Steintechniker" bietet die Schule jetzt die ebenfalls zweijährige Vollzeitausbildung zum "Staatlich geprüften Gestalter" mit dem Schwerpunkt "Interdisziplinäre Gestaltung" an. Der neue Zweig ist offen für Teilnehmer aus allen Gewerken und trägt laut Wunderlich "mit der Verbindung verschiedener Materialien wie Stein, Holz, Metall, Glas, Keramik, Kunststoff, Textil und Farbe den aktuellen, modernen Gestaltungsströmungen Rechnung, ähnlich dem ursprünglichen Bauhaus-Modell". Die Schüler/innen würden in modernsten Unterrichtsräumen mit EDV, Präsentationstechnik, WLAN etc. an die gestalterischen und technischen Herausforderungen ihrer beruflichen Zukunft herangeführt. Zur Verfügung stünden mit CAD, 3D-Druckern, Planplottern und Plankopierern ausgestattete Werkstätten für Holz- und Modellbau und Steinmetzarbeiten sowie ein Schülerarbeitsraum und eine Schülerbibliothek. Und dem neuen Angebot entsprechend habe man die Schule in "Staatliche Fachschule für Steintechnik und Gestaltung Wunsiedel im Fichtelgebirge" umbenannt.

Zugangsberechtigt sind nach Abschluss einer Lehre und einem Jahr Berufspraxis annähernd alle Berufe, die in eine gestalterische Zukunft führen wie z.B. Steinmetz, Fliesenleger, Mauer, Stuckateur, Ofenbauer, Zimmerer, Schreiner, Glaser, Keramiker, Metallbauer, Schmied, Spengler, Maler, Lackierer, Polsterer, Sattler, Raumgestalter, Garten- und Landschaftsbauer, Konditor etc. "Wir sind vom Fach", beantwortet Jürgen Wunderlich die Frage nach der Kompetenz des Kollegiums. Dessen beruflicher Hintergrund reiche vom Gestalter, Steinmetzmeister, Steintechniker, Bildhauer und Schreiner bis hin zu einem Bauingenieur und einem Geologen. "Alle freuen sich auf die neue Herausforderung!"

Großer Zuspruch
Eine Überraschung für Hans Ottmar Donnert und das Fachschulkollegium war die spontane Unterstützung der Idee durch den Landkreis, die Regierung von Oberfranken in Bayreuth und das Kultusministerium in München. "Wir haben offene Türen eingerannt", freut sich Jürgen Wunderlich. "Viel Zuspruch gibt es auch seitens regionaler Betriebsleiter und anderer Schulen in der Region. Nach den ersten Verlautbarungen in der Presse haben wir auch schon einige Gespräche mit Interessenten geführt."

Mit der neuen Fachrichtung an der Steinfachschule wird die Region immer mehr zu einem Cluster für die Gestalterausbildung, ist Landrat Dr. Karl Döhler überzeugt. Zusammen mit dem im selben Gebäudekomplex untergebrachten Europäischen Fortbildungszentrum Stein, der Fachschule für Produktdesign in Selb und dem Textilbildungszentrum in Münchberg gebe es in kaum einem anderen ländlichen Raum eine vergleichbare Fülle an Ausbildungsstätten für kreative Köpfe. Der erste Kurs beginnt im September."

(8.3.2016)

Autorin: Bärbel Holländer