Natursteinkreuze in der Schlosskirche

Kreuze aus Naturstein des Bildhauers Rudolf J. Kaltenbach als Installation (Fotos: Sabine Meißner)

Die Schlosskirche in Berlin Buch im Sommer 2016

Die Schlosskirche von Berlin Buch hat kein Altarkreuz mehr. Es wurde gestohlen. Für den Bildhauer Rudolf J. Kaltenbach war das Anlass, Kreuze aus Naturstein und mit diesen eine künstlerische Installation zu schaffen. Er wählte die Leerform in der Darstellung des Kreuzes, eine offene Variante, quasi wie ein Fenster zur Welt. Ein in den Stein eingearbeiteter Durchbruch an einer Seite des Kreuzes kann als Aufforderung zu einer Entdeckungsreise angesehen werden. "Das Kreuz ist das Rückgrat der Welt", stellt Pfarrerin Cornelia Reuter dazu fest. Der Schiffsmast richtet die Kreuzform auf, bäuerliche Werkzeuge ahmen die Kreuzform nach, und schließlich ist das Kreuz "der christliche Blick auf die Natur", stellt die Pfarrerin fest.

Kaltenbachs Installation ordnet auf einer weißen Papierbahn vierzehn Kreuze unterschiedlicher Formen an. Die Zahl 14 soll wohl an die Kreuzwegstationen oder an die 14 Heiligen, die Leid abwendenden Nothelfer, erinnern. Bis zum Ende der Ausstellung am 11. September trösten Kaltenbachs Kunstwerke über den Verlust des Altarkreuzes hinweg. Aus seinen Kreuzen spricht auch eine Mahnung an das Leid Geflüchteter, die im Meer ertrunken sind.

Für die äußere Gestaltung der Kirche spielt das Kreuz ebenfalls eine herausragende Rolle. Das in den Jahren 1731 - 1736 nach Plänen des Architekten Friedrich Wilhelm Diterichs (1702 - 1784) errichtete sakrale Bauwerk wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Bis dahin galt es als bedeutendes Zeugnis Berliner Barockarchitektur. Ab 1950 wurde die Kirche in Etappen mit ihren Stuckverzierungen, Halbsäulen und anderen Sandsteinelementen rekonstruiert, aber bis heute fehlt ihr der Turmaufsatz mit Glocken und Kreuz. Einen externen Glockenstuhl platzierte man auf dem umgebenden Friedhof. Ein Förderverein unterstützt seit 2007 den denkmalgetreuen Wiederaufbau des Turms einschließlich seiner Sandsteinfiguren.
 
Zum Tag des Offenen Denkmals am 11. September 2016 wird die Kirche zur Besichtigung geöffnet und Kaltenbachs Installation letztmals zu sehen sein. Kaltenbach war auch Initiator des internationalen Bildhauersymposiums "Steine ohne Grenzen", in dessen Rahmen er 2013 eine fünfteilige Skulpturengruppe aus Granitfindlingen schuf. Diese sind im "Garten der Toleranz" im Wohngebiet gegenüber der Schlosskirche zu sehen.

(29.8.2016)

Autor/in: Sabine Meißner