(Naturstein-)Arena di Verona

Die Arena heute mit den Überresten des Auβenrings (Foto: Alexandra Becker)

Nur ein kleiner Teil der monumentalen südlichen Toranlage Porta Leoni ist noch erhalten.

Antikes Steinarchiv: Bauabnahme in Stein gemeiβelt - hilft gegen Aktenschwund

Mit der Marmomac haben Naturstein-Leser jedes Jahr ein internationales Groβereignis in Verona fest im Blick. Seit ungefähr 30 n.Chr. gehört auch die Arena di Verona zum Bild der Stadt. Damals fasste sie etwa 30.000 Zuschauer und war Austragungsort für Gladiatorenwettkämpfe und andere Veranstaltungen zur Volksbelustigung. Die Bezeichnung "Arena" deutet auf Sand (lat. Harena) hin. Dieser wurde ausgestreut, um das Blut der wilden Tiere und der Kämpfer aufzunehmen, das hier in Strömen floss. Gebaut um die Mitte des 1. Jahrhunderts, zur Zeit des römischen Kaisers Claudius, ist die Arena älter als das Kolosseum in Rom.

Bei einem Erdbeben im Jahr 1117 wurde auch der monumentale Römerbau aus weiβem und rosafarbenen Kalksteinblöcken (Pietra della Lessinia) beschädigt und büßte seinen Auβenring und damit ca. 8.000 Zuschauerplätze ein. Vom äuβeren Ring mit seinen damals 72 Eingängen sind mit dem sog. Flügel heute nur noch vier Bögen erhalten. Die steinernen Trümmer wurden in der mittelalterlichen Stadt Verona als Baumaterial wiederverwendet. 

Urbanistische Konzepte zu Römerzeiten
Die Arena war Teil eines neuen urbanistischen Konzepts: Der usprüngliche Stadtkern befand sich auf der anderen Etschseite, auf dem Hügel Colle San Pietro. Als im Jahr 148 v. Chr. mit der Via Postumia eine Verbindung zwischen Genua am Tyrrhenischen Meer im Westen bis zur Adriaküste im Osten geschaffen wurde, wuchs die Stadt stetig. Ungefähr zur gleichen Zeit bauten die Römer die Straβe Claudia Augusta Padana vom Hafen in Ostiglia am Po Richtung Norden zunächst bis Trient, später bis Bozen aus. Dazu kam noch eine dritte Straβe Richtung Brescia und Mailand: die Straβe nach Gallien – Asterix und Obelix lassen grüβen. Das ausgeklügelte Straβensystem sollte in erster Linie einen schnellen Transport der Soldaten und die Erschlieβung neuer Territorien ermöglichen. Verona war, damals wie heute, praktischerweise am Knotenpunkt dieser Verkehrs- und Handelswege. 

Bald schon platzte die alte Siedlung am Hügel aus allen Nähten. Der Umzug in die heutige Position der Altstadt in die Etschschleife wurde mit der Präzision der damaligen römischen Verwaltung geplant und durchgeführt. Von drei Seiten durch die Etsch verteidigt, wurde die Schleife durch eine 940 Meter lange Stadtmauer im Südosten und Südwesten geschlossen. Um die beiden Achsen der Hauptstraβen entstand eine moderne Stadt mit Verwaltungsgebäuden, Tempeln und geradlinigen Straβenzügen, die heute noch das Stadttbild prägt. 

"Bauamtliche Abnahme" auf Römerart
Ein kurzer Spaziergang von der Via Leoncino hinter der Arena führt zur Porta Leoni, dem südlichen Eingang von der Via Claudia Augusta Padana her, die sich auf der Höhe der Piazza delle Erbe mit der Via Postumia kreuzt. Hier ist ein besonders interessantes steinernes Dokument versteckt:  Bei genauem Hinsehen zwischen der Kalksteinfassade und dem gemauerten Kern des monumentalen Stadttors lässt sich die "bauamtliche Abnahme" erahnen. Die in Stein gemeiβelte Inschrift wird dem Jahr 49 v.Chr. zugeordnet. Sie wird von Historikern als Dokument für die Entstehung des spätantiken Veronas angesehen. Es handelt sich dabei um eine antike Art des Qualitätmanagements: Das Gremium aus vier Statthaltern, die alle fünf Jahre neu gewählt wurden und die Stadt als oberste Beamte des römischen Staates gemeinsam verwalteten, gaben das neue Bauwerk (mit Mauer, Stadttor, Türmen und Abwasserkanal) als ordnungsgemäβ erbaut frei. In den ersten vier Zeilen sind die Namen der vier "Stadträte" (Valerius, Caecilius, Servilius und Cornelius) vermerkt, die die Arbeiten ausführen ließen.

Tipp zum Aperitivo an der Porta Leoni
Der heutige Name "Porta Leoni" ist allerdings jüngeren Ursprungs und wird auf die Löwen (in italienischer Sprache "leoni") zurückgeführt, die die Abdeckplatte eines antiken Sarkophags zieren. Diese Platte liegt in der Blumenrabatte auf dem kleinen Platz am Ende der Straβe, unweit der Brücke. An der Ecke mit den steinernen Löwen befindet sich ein bei den Veronesern für einen orangenen "Spritz" (Modegetränk aus Aperol mit Prosecco) zur blauen Stunde beliebtes, ruhiges kleines Lokal. Sie lieben das mediterrane Flair und das Leben auf der Piazza? Dann ist die Piazza Erbe mit den vielen kleinen Lokalen der richtige Ort für einen Espresso oder einen Prosecco – dort trifft sich die Veroneser Jugend vor allem (spät) abends. 

(Veröffentlicht am 11. September 2019)

Autor/in: Alexandra Becker