Nachhaltig für Naturstein werben

Die Verbandsvertreter v. l.n. r.: ZDNW-Vize Joachim Grüter, ZDNW-Präsident Gustav Treulieb, Reiner Krug, Wolfgang Thust, Helmut Steinbach, Sybille Trawinski, Prof. Dr. Gerd Merke und Arno Kempf (Foto: S. Hemmer)

Um die Stone+tec im nächsten Jahr sowie um Nachhaltigkeit, Grabmal- und Friedhofsfragen ging es am 15. November bei der Mitgliedsversammlung des Zentralverbands der Deutschen Natursteinwirtschaft (ZDNW) in Frankfurt. Laut Bundesinnungsmeister Gustav Treulieb, der derzeit turnusgemäß den Vorsitz im Dachverband von BIV und DNV innehat, befindet sich die Natursteinbranche nach wie vor im Umbruch. Grabmalschaffende hätten es wegen des Wandels der Friedhofskultur schwer, auch im Baubereich sei die Lage für viele Betriebe "nicht unbedingt einfach". Der Chef der deutschen Steinmetze wünscht sich, dass mehr Firmen eigene Ideen umsetzen und dafür mehr heimische Steine anstatt Handelsware aus dem Ausland verwenden. Das sei ein erster und wichtiger Schritt, um sich den zurzeit verbreiteten Trend zu nachhaltigen Produkten zu Nutze zu machen. Durch eine entsprechende Positionierung könne man auch vermeiden, mit Vorwürfen im Zusammenhang mit ausbeuterischer Kinderarbeit bei der Grabmalherstellung in Indien und anderen Ländern konfrontiert zu werden, ein Thema, über das in der Öffentlichkeit immer noch diskutiert werde. Noch enger wünscht sich Treulieb die Zusammenarbeit zwischen Steinmetzen und der Natursteinindustrie. In der Denkmalpflege tätige Handwerksbetriebe kämen, gerade wenn es um kleinere Mengen gehe, bisweilen schwer an Austauschmaterialien heran.

Neue Nachhaltigkeitsstudie
Nachhaltigkeit sei derzeit einer der Mega-Trends schlechthin, betonte DNV-Präsident Joachim Grüter. Und: Naturstein sei unschlagbar nachhaltig und umweltgerecht. Grüter wies darauf hin, dass für die Herstellung des Naturprodukts keine Energie aufgewendet werden muss, und dass – gerade beim Einsatz heimischer Steine – wegen kurzer Wege vergleichsweise wenig Energie für den Transport notwendig ist. Die Ökobilanz von Naturstein könne sich mehr als sehen lassen. Das habe vor ein paar Jahren eine vom DNV in Auftrag gegebene Studie bestätigt, in der Fassaden aus Naturstein und aus Glas hinsichtlich ihrer Ökobilanz untersucht wurden und der Naturstoff klar die Nase vorn hatte. Der DNV hat nachgelegt und erstellt derzeit eine neue Studie, bei der es um Bodenbeläge aus verschiedenen Materialien geht. Die Ergebnisse werden in den nächsten Wochen vorgestellt. Die Studie, die der ZDNW unterstützt, bezeichnete Grüter als "hervorragendes Mittel, um Naturstein so darzustellen, wie es das Material verdient". Der klare Auftrag für die Branche laute, das auch möglichst öffentlichkeitwirksam zu kommunizieren. "Jetzt heißt es Klinken putzen und die Werbetrommel für unseren Baustoff rühren, auf den wir stolz sein können".

Stone+tec-Planungen
Nachhaltigkeit wird auch auf der Stone+tec vom 13. bis 16. Juni in Nürnberg ein beherrschendes Thema sein. Über den ZDNW bereiten Steinindustrie und Handwerk eine Sonderschau mit dem Titel "Unser Naturstein. Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft" vor, in deren Rahmen 15 Firmen Natursteine aus dem deutschsprachigen Raum in Szene setzen; sie zeigen Rohplatten und Anwendungsbeispiele. Zwölf Teilnehmer hat man mithilfe von Medienpartner "Naturstein" bereits für den gemeinsamen Auftritt gewinnen können. Wer noch mitmachen will, kann sich bei BIV oder DNV melden. Die Zahl der Aussteller, die sich bereits zur Stone+tec angemeldet haben, ist laut BIV-Geschäftsführerin Sybille Trawinski "erfreulich". Die Verbandsvertreter sprachen sich dafür aus, dass es auf der Stone+tec verschiedene Thementage geben soll. Am ersten Messetag, einem Mittwoch, soll es um Natursteinarchitektur gehen; an diesem Tag wird auch der Deutsche Naturstein-Preis für herausragende Architektur mit Naturstein verliehen. Im Gespräch ist, für Studenten dieses Fachbereichs Exkursionen nach Nürnberg zu organisieren und ihnen die Kosten für Anreise und Verpflegung zu erstatten. Der zweite Messetag ist als Friedhofstag geplant, zu dem man auch die Friedhofsverwalter nach Nürnberg einladen will. Anschließen soll sich ein
Tag zum Themenkomplex Nachhaltigkeit. Außerdem ist wieder ein Nachwuchswettbewerb angekündigt, zu dem man bereits Vertreter aus der Schweiz, Südtirol, Österreich, Tschechien und Polen eingeladen hat.

Friedhofsfragen
Über rechtliche Aspekte und für die Natursteinwirtschaft relevante Entwicklungen auf internationaler Ebene informierte Prof. Dr. Gerd Merke, der BIV und DNV in friedhofsrechtlichen Fragen gutachtlich zur Verfügung steht und auch auf europäischer Ebene tätig ist. Er wies darauf hin, dass Träger von Gewerbetreibenden, die auf ihren Friedhöfen tätig werden möchten, gewisse Qualifikationen verlangen dürfen, also z.B., dass sie in die Handwerksrolle eingetragen sind. Dadurch lasse sich verhindern, dass im Zuge der EU-Dienstleistungsrichtlinie Personen ohne das notwendige Know-how auf Friedhöfen arbeiten. Das Regelwerk schreibt vor, dass Gewerbetreibende ihre Dienstleistungen ohne Beschränkungen in der gesamten EU anbieten dürfen. Angesichts der sich wandelnden Bestattungskultur und eines immer breiteren Angebots an Beisetzungsarten sollte es nach Ansicht von Merke für Hinterbliebene, die für Verstorbene "klassische" Grabmale auf Friedhöfen wählen, nicht unnötig hohe Hürden geben. Gestaltungsvorschriften sollten nicht zu streng sein, der Aufwand für die Grabpflege nicht zu groß, Friedhofsgebühren und Grabsteinpreise nicht zu hoch. Sinkende Akzeptanz und in der Folge mehr ungenutzte Friedhofsfreiflächen würden Geld kosten und die Haushalte der Kommunen belasten.

2018 treffen sich die Verbandsspitzen am 20. November, wieder in Frankfurt.

(18-12.2017)

Autor: Sebastian Hemmer