Mit Schleifprofis kooperieren und profitieren

Mit dem richtigen Schliff kann man abgenutzten Böden neuen Glanz verleihen. (Foto: Klaus Schwiertz KG)

Die Zinsen sind nach wie vor historisch niedrig. Wer Geld anlegen will, steckt es oft in Immobilien, für die die Preise nach wie vor anziehen. Begehrt ist neuer Wohnraum, noch größer ist die Nachfrage nach Maßnahmen im Bestand. Hier sind die Ausgaben ungeachtet der Corona-Krise weiter gestiegen. Auch im Wirtschaftsbau floss das meiste Geld in bereits vorhandene Substanz. Reparieren, restaurieren und sanieren ist weiterhin en vogue. Da gibt es nicht nur für große Firmen einiges zu holen, sondern auch für Handwerker, die Dienstleistungen anbieten, um in die Jahre gekommene Bauten aufzuhübschen und aufzuwerten. Hierzu zählt auch das örtliche Schleifen abgenutzter Böden. Aufträge winken nicht nur, wenn es um größere Industrie- und Gewerbeflächen aus Beton, Estrich o.ä. geht. Auch in Nischen wie der Behandlung von Belägen aus Naturstein gibt es reichlich zu tun und zu verdienen. Früher wurde das Material häufiger verlegt als heute - das sorgt für Sanierungsbedarf. Die Nachfrage nach entsprechenden Maßnahmen ist seit Jahren konstant, wenn nicht gar steigend. Diese sind in der Regel günstiger als ein kompletter Austausch. V.a. Kalkstein- und Marmorböden lassen sich vergleichsweise leicht und kostengünstig schleifen. Nur bei sehr billigen Hartgesteinen kommt man finanziell besser weg, wenn man sie komplett ersetzt. 

Aus alt mach neu
Durch Schleifen verleiht man Böden nicht nur neuen Glanz, sondern sorgt auch für glatte Oberflächen, die sich leichter und rückstandsfreier reinigen lassen. Das kann zu einer längeren Lebensdauer beitragen. Bei frisch ausgeführten Böden wird das Verfahren in Deutschland eher selten praktiziert. In südlichen Ländern geschieht das viel häufiger. Der Vorteil: Überzähne werden beseitigt, der Belag ist nach dem Verlegen bis zum Verschleifen durch die Spezial-Schlämme geschützt. Die Reinigung nach der Verfugung entfällt, ebenso die Bauschlussreinigung. Der Anteil dürfte hierzulande bei etwa 10 % aller Schleifaufträge liegen, so die Schätzung der Teilnehmer an einem Expertengespräch, von dem Naturstein 2020 ein Update veröffentlicht hat (siehe Naturstein 4/20, ab S. 16). 70 bis 80 % betreffen den Fachleuten zufolge sanierungsbedürftige, aber an sich ordentlich verlegte Beläge. Etwa 10% der Maßnahmen entfallen auf die Sanierung schlecht verlegter Böden (Überzähne, lose Platten etc.).

Vermitteln und verdienen
Böden schleifen kann und darf grundsätzlich jeder. Vorschriften und Normen gibt es kaum, die Anschaffungskosten für das erforderliche Equipment sind vergleichsweise überschaubar, eine spezielle Ausbildung ist nicht vorgeschrieben. Trotzdem sind in dem Segment mittlerweile zahlreiche Spezialfirmen tätig, die die passenden Maschinen und Gerätebesitzen, um unterschiedliche Aufgaben und Anforderungen effizient und zeitsparend erledigen zu können. Sie sind in der Regel in der Lage, ihre Leistungen günstiger anzubieten als klassische Handwerksbetriebe, die oft höhere Löhne für ihr Fachpersonal zahlen müssen. Die Zahl der Fliesenleger, Gebäudereiniger und Vertreter anderer Gewerke, die mit ihnen um Aufträge konkurrieren, ist zurückgegangen. Auch schleifende Steinmetze findet man immer seltener. Verdienen können im Baubereich tätige Branchenvertreter trotzdem. Und zwar durch Kooperationen mit Profis, denen sie Aufträge zur Bodenbehandlung vermitteln. Das kann gegen Provisionen erfolgen oder man arbeitet nach dem Prinzip "eine Hand wäscht die andere" zusammen und lässt sich im Gegenzug Aufträge für die Verlegung von Belägen etc. zuschanzen. Steinmetze, die an Symbiosen mit Schleifern interessiert sind, können sich z.B. an die MKS Funke GmbH wenden. Die in Bocholt ansässige Firma stellt Maschinen sowie Diamantwerkzeuge für die Belagsbehandlung her und vermittelt auch Dienstleister, die entsprechende Aufgaben ausführen (siehe Formular unter mks-funke.de/dienstleistervermittlung). 

Für Steinmetze, die selbst schleiferisch tätig werden oder einfach nur tiefer in die Thematik einsteigen wollen, gibt es im Naturstein-Shop  ein BIV-Merkblatt zum kostenlosen Download. Darin ist unter dem Titel "Ortsschliff für Natur-, Kunst- und Betonwerkstein" zusammengefasst, was einen ordentlichen Vollschliff ausmacht. Hier geht es zum Download.

Kristallisieren
Eine weitere Möglichkeit, abgenutzte Böden zu behandeln, ist das Kristallisieren. Dabei handelt es sich um ein chemisch-mechanisches Verfahren zur Politur von Kalksteinen. Mit Spezialmaschinen und Kunststoff- oder Stahlwolle-Pads werden Kalkanteile im Gestein mithilfe von Fluaorsilikaten oder Oxaten in kristalline Strukturen umgewandelt und verdichtete Oberflächen erzeugt. Kristallisieren eignet sich dazu, leichte oberflächennahe Kratzer loszuwerden und z.B. viel frequentierte und dadurch matt gewordene (Lauf-)Bereiche wieder aufzumöbeln. Größere Schäden, Riefen und
Verfleckungen, die tief im Stein sitzen, lassen sich nicht beseitigen.

Weitere Unternehmen, die für Schleifarbeiten gebucht werden können, finden Interessenten in Naturstein 4/2021.

(Veröffentlicht am 12. April 2021)
 

Autor: Sebastian Hemmer