Mit dem Reisepass ins Jenseits

Im Reich des Osiris lernen wir, wie im alten Ägypten gestorben wurde.

Das Skelett eines zwölfjähren Mädchens, welches bei Ausgrabungen im bayerischen Alterding gefunden wurde (Fotos: Christine Kulgart).

Das konstante Ticken zahlreicher Uhren und das leise Rieseln von Sand durch eine überdimensionale Sanduhr begrüßt uns im zweiten Stock des Edwin Scharff Museums. Hier beginnt das Kindermuseum – Sockenzone, Straßenschuhe müssen draußen bleiben – und hier beginnt auch unsere Reise ins Jenseits. Die freundlichen Betreuer stellen jedem Besucher einen Reisepass aus, in dem sich neben Informationen zur Ausstellung auch Mitmach-Seiten zu allen 13 Stationen befinden. Der Weg ins Jenseits beginnt hinter einem dicken, schwarzen Vorhang – danach kann das Entdecken losgehen.

Nächster Halt: Paradies
Thematisch gestaltete Räume im Museum beleuchten verschiedene Aspekte vom Tod. Der Tod im Spiel zum Beispiel: Man begegnet ihm auf dem 58. Feld des beliebten "Gänsespiels", im Tarot und in zahlreichen Computerspielen. Auch im Märchen ist der Tod nicht fern: "Gevatter Tod" von den Gebrüdern Grimm kann im überdimensionalen Märchenbuch nachgelesen werden. Im Reich des Osiris lernen wir, wie im alten Ägypten gestorben wurde, wir sehen einen geschmückten Altar zum "Día de los Muertos", dem Totenfest in Mexiko, wir besuchen ein Zimmer mit Wahltelefon, Schallplatten und anderen Gegenständen aus einer anderen Generation, und am Ende betrachten wir im sanft beleuchteten "Paradiesgarten" nicht nur Grabbeigaben aus aller Welt, sondern auch das Skelett eines zwölfjähren Mädchens, welches bei Ausgrabungen im bayerischen Alterding gefunden wurde.

Einmal mitmachen, bitte!
An jeder Station ist das Mitmachen ausdrücklich erwünscht. Im "Labor" kann man einen Unsterblichkeitstrank zusammenbrauen oder ein Bild malen,
welches neben berühmten Toten wie Napoleon, Marilyn Monroe, Mozart und Co. an der Wand hängen darf. An der Station "Und was kommt dann?" dürfen die leeren Todesanzeigen an der Wand ausgefüllt werden und ein Sarg liegt nicht zur zum Anfassen, sondern auch zum Probeliegen bereit. Im "Paradiesgarten" stehen zwei kleine Bäume bereit, an denen Gedanken zum Tod hinterlassen werden dürfen. Eine Ecke mit Kinderbüchern zum Thema Tod und Sterben lädt zum Verweilen ein. Immer wieder stehen Taschentücher bereit. Der Tod ist kein einfaches Thema – und doch eines, das zum Leben gehört. Gar nicht düster, sondern manchmal kunterbunt: Die Ausstellung "Erzähl mir was vom Tod" nimmt die Besucher – egal, ob groß oder klein – an die Hand und begleitet sie durch das Davor und Danach. Am Ende geht es durch den Vorhang zurück ins Diesseits – mit neuen Erfahrungen und mehr Wissen zum Tod. Die Ausstellung ist eine Produktion des Kindermuseums im FEZ Berlin, der Franckeschen Stiftung und des Edwin Scharff Museums. Noch bis zum 3. März 2024 kann sie besucht werden.

Zur Ausstellung
Das Edwin Scharff Museum ist dienstags und mittwochs von 13 bis 17 Uhr, donnerstags und freitags von 13 bis 18 Uhr und samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 €; mittwochs ist der Besuch kostenlos. An Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien sollte man ein Zeitfenster reservieren. Ein Besuch des Kunstmuseums lohnt sich, denn neben wechselnden Sonderausstellungen sind hier die Werke des Bildhauers Edwin Scharff und des Künstlers Ernst Geitlinger zu sehen.

Edwin Scharff Museum
Kunstmuseum & Kindermuseum Neu-Ulm
Petrusplatz 4, 89231 Neu-Ulm
www.edwinscharffmuseum.de

(Veröffentlicht am 3. Januar 2023)

Autorin: Christine Kulgart