Der Kindergarten St. Sebastian aus Waldershof besuchte im Dezember 2019 das Europäische Fortbildungszentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk in Wunsiedel. Neben den vier Erzieherinnen interessierten sich 18 Kindergartenkinder zwischen drei und sechs Jahren für den Beruf des Steinmetzen.
Zur Vorbereitung auf den Besuch im Steinzentrum in Wunsiedel erzählte Steinmetzin Franziska Heinl den Kindergartenkindern von ihrem Beruf im Kindergarten. Mit kindgerechten Erklärungen stellte sie ihre Tätigkeiten und Aufgaben vor. Ihre Präsentation lockerte sie mit Fotos und Bildern aus dem Pixi-Buch "Unser Freund ist Steinmetz" (Carlsen Verlag) auf. Außerdem konnten die Kinder mitgebrachte Werkzeuge begutachten und in die Hand nehmen. Im Vergleich zum "leichten" Schriftwerkzeug staunten die Kinder über das Gewicht des Zweispitzes, der Fläche und des großen Bossierfäustels. Zum Schluss las eine Erzieherin den Kindern das Pixi-Buch vor.
Den Stein "muss man so lassen"
So vorbereitet machten sich die 18 Kindergartenkinder in Begleitung von vier Erzieherinnen am nächsten Tag auf den Weg in das 14 km entfernte Wunsiedel. Dort angekommen war das erste Ziel das Deutsche Natursteinarchiv. Nach einer "Weltreise" durch die Werksteinsammlung, wo nach Lieblingsfarben der Kinder entsprechende Werksteine gezeigt wurden, ging es in die Mineraliensammlung. Die Kinder konnten Kristalle bestaunen und in die Hand nehmen. Ein Abstecher in die Fossiliensammlung überzeugte durch Dinosaurierknochen und Zähne; besonders ein Fisch aus SOLNHOFENER PLATTENKALK wurde bewundert. Dieser Werkstein ist im Kindergarten als Boden verlegt, wo ebenfalls ein versteinerter Fisch zu finden ist.
Nächster Anlaufpunkt war eine 5-Achs-Maschine: Die Fachleute vom Steinzentrum erklärten den Kindern den Werkzeugwechsel und das Trennen von Steinen und führten beides im Anschluss vor. An Werkstücken des Restauratorenkurses konnten die Kinder einen Eindruck über die Restaurierung gewinnen. Es war erstaunlich, was die Kinder noch vom Vortag wussten. Der "ist ja schon 100 000 Jahre alt, das muss man so lassen und nicht durch was Neues schön machen", hieß es.
In der nächsten Werkhalle konnten sich die "Nachwuchssteinmetzen" endlich einmal selbst ausprobieren. An Sandstein-Quadern und einem Rohstück Jura-Marmor stellten sie schnell fest, wie unterschiedlich hart Werksteine sein können. Eine weitere Attraktion war das Bemalen von Herzen mit Bleistift, die die Steinmetzmeisterin Franziska Heinl im Vorfeld aus SOLNHOFENER PLATTENKALK gezwickt hatte. Die so entstandenen Kunstwerke wurden fixiert, in transparenter Folie mit Schleifen verpackt und als selbst gemachte Weihnachtsgeschenke für die Eltern mit nach Hause genommen.
Zum Abschluss sangen Kinder und Erwachsene gemeinsam das Lied "Wer will fleißige Handwerker sehn?", extra auf den Steinmetzen umgedichtet. Über den Ausflug "zu den Steinen" waren am Ende Kinder wie Eltern gleichermaßen glücklich. Und vielleicht erinnern sich die Kinder in zehn oder mehr Jahren wieder an diesen Ausflug und an den Steinmetzberuf und entscheiden sich für unser tolles Handwerk.
Das Europäische Fortbildungszentrum in Wunsiedel hat sich über den Besuch gefreut und heißt gerne weitere Interessenten herzlich willkommen.
Hintergrund des Besuchs ist eine Initiative des Handwerks. Unter dem Motto „Kleine Hände, große Zukunft“ macht sich das Handwerk stark für die Nachwuchswerbung. Neben dem Berufsbild des Steinmetzen können die Kinder auch andere Ausbildungsberufe kennenlernen. Aus allen erkundeten Berufen erstellen die Kinder ein Poster mit Zeichnungen, Fotos und Bildern. Dem Gewinner, der bundesweit ausgelost wird, winken 500 € Preisgeld für die Kindergarteneinrichtung.
Input: Klaus Heinl
(veröffentlicht am 27. Januar 2020)
