Initiative für Naturwerkstein

Dipl.-Ing. (FH) Detlev Hill

Architekten und Endverbraucher für das Bauen und Wohnen mit Naturstein begeistern will Dipl.-Ing. (FH) Detlev Hill mit seiner Initiative "steinkultur.eu". Naturstein sprach mit ihm über bisherige Projekte und sein neues Schulungskonzept.

Naturstein: Auf der Stone+tec 2011 sprachen wir über Ihre neu gegründete Initiative "steinkultur.eu". Was hat sich in den letzten fünf Jahren getan?
Detlev Hill: Initiativen für Naturstein sind leider meist nicht von langer Lebensdauer. Damals versprach ich, dass es sich bei der Initiative "steinkultur.eu" um keine Eintagsfliege handeln würde. Ich habe Wort gehalten. Die ersten Jahre sind immer die schwersten. Als Architekt weiß ich, dass man für ein Gebäude ein solides Fundament braucht. Da man weder das Fundament noch die damit verbundene Arbeit am späteren Gebäude sieht, ist das für Außenstehende wenig spektakulär, wenngleich ein solides Fundament für alles Folgende extrem wichtig ist. Ebenso verhält es sich mit der Initiative "steinkultur.eu". Zunächst galt es, gute Kooperationspartner zu gewinnen. Für die Außendarstellung ist in Zusammenarbeit mit Benjamin Simon, dem Artdirector von Foreal, der bereits für Unternehmen wie Mercedes-Benz, Hugo Boss und Red Bull tätig war, ein aussagekräftiges Logo entstanden, das sich am Markt etabliert hat. Wir haben Apps erstellt, eine Website aufgebaut und vieles mehr. Um Werkstein auch unter technischen Gesichtspunkten besser am Markt positionieren zu können, habe ich aber vor allem in Grundlagenforschung investiert.

Mit welchen Ergebnissen?
Ein Ergebnis ist die Staincheck-Methode SCM, die ich mit dem Forschungslabor von Fila in San Martino di Lupari entwickelt habe. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, mit dem die Fleckempfindlichkeit von Natursteinen messbar bestimmt werden kann, um geeignete nutzungsspezifische Schutzmaßnahmen zu finden. Von Seiten der keramischen Industrie und anderer Wettbewerber wird Naturstein ja häufig als problematischer Werkstoff dargestellt. Mithilfe dieser Methode kann man mit objektiv messbaren Argumenten dagegenhalten. Das System wurde erstmals auf der letztjährigen Marmomacc in Verona vorgestellt. Zu diesemThema werde ich in Kürze auf dem Bautechnischen Seminar des DNV in Würzburg, im Steinzentrum Hallein in Österreich und auf dem Sachverständigenseminar der Landesfachgruppe Niedersachsen des Fachverbands Fliesen und Naturstein (FFN) referieren.

Sie haben SCM mit der auf Reinigung, Schutz und Pflege spezialisierten Firma Fila erarbeitet. Kann immer nur eine Firma aus einer Sparte "steinkultur.eu"-Partner werden?
Nein, die Initiative ist für die gesamte Branche offen. Im genannten Marktsegment sind z.B. auch Lithofin und Alpin Chemie Kooperationspartner. Zurzeit arbeite ich mit Proline Energy aus Boppard zum Thema Wärmeleitfähigkeit; die Firma Schlüter Systems, die ebenfalls hervorragende Produkte in diesem Segment herstellt, ist aber ebenso Kooperatinspartner der Initiative "steinkultur.eu". Es sollte nicht immer nur um Abgrenzung gehen. Letztendlich ist es wichtig, bei Architekten und Bauherren das Interesse für Naturstein zu wecken. Positive Signale nach außen sind für die gesamte Branche wichtig. In einer kleinen Branche sollte man nicht zusätzlich noch kleinkariert denken.

Was sind Ihre Pläne für 2016?
In diesem Jahr werde ich weiter an unserer Website arbeiten. Zum Glück konnte ich im letzten Jahr Olaf Steinbach für "steinkultur.eu" gewinnen, der seinerzeit auch die Programmierung der CD-ROM "Gestalten mit Naturstein" übernommen hatte. Da er auch ausgebildeter Industriefotograf ist, arbeiten wir bereits an einigen interessanten Neuerungen wie z.B. 360 Grad-Panoramadarstellungen. Auch das Thema Schulung beschäftigt mich gerade sehr. Leider waren in den letzten Jahrzehnten viele Schulungskonzepte zu sehr auf die Vermeidung von "Bauschäden" ausgelegt. Der Fokus auf Schäden trug dazu bei, dass Naturstein in der Öffentlichkeit zunehmend als problematischer Baustoff wahrgenommen wurde. Wenn man sich vor Augen führt, was alles passieren kann, muss man sich wundern, dass die Pyramiden in Ägypten überhaupt noch stehen. Natürlich muss man Planer und Endverbraucher auf spezielle Sachverhalte hinweisen. Vor allem muss es aber darum gehen, das Interesse der Kunden zu wecken und sie für unseren Werkstoff zu begeistern. Aus diesem Grund habe ich ein neues Schulungskonzept primär für den Natursteinhandel aufgelegt: eine Kombination aus Mitarbeiterschulung und Natursteinseminar für Profikunden von Handelsbetrieben. Schwerpunkt ist, Naturstein besser zu verkaufen. Die Bezuschussung durch meine Kooperationspartner macht die Schulungen auch für kleinere Unternehmen erschwinglich.

Hat sich Ihre Initiative so entwickelt wie erhofft?
Im Großen und Ganzen bin ich ganz zufrieden. Schön wäre es, wenn wir noch mehr kleinere Bruchbetreiber als Kooperationspartner gewinnen könnten. Synergieeffekte könnten es uns dann ermöglichen, neuartige Vermarktungsstrategien für Nischenprodukte anzuschieben. Die Zusammenarbeit mit kleineren Firmen bedingt zwar in der Regel einen höheren Koordinationsaufwand, aber das Entwicklungspotential ist oft größer als bei etablierten großen Firmen.

Was treibt Sie an?
Naturstein ist für mich schlichtweg ein faszinierender Werkstoff. Diese Faszination möchte ich teilen – mit Fachleuten, aber vor allem auch mit Menschen, die noch nicht genug über Naturstein wissen. Als Ingenieur bin ich es gewohnt, rational und logisch zu denken, aber das reicht nicht aus, wenn man eine Initiative wie "steinkultur.eu" entwickeln will. Dazu braucht man Begeisterung, und die Arbeit muss einem Spaß machen. Ich habe nie das Gefühl, zu viel zu arbeiten, und ich bedauere nur, dass ich nicht genug Zeit habe, um alles zu tun, was mir sinnvoll erscheint. Einer meiner Kooperationspartner ist Palette CAD. Mit deren Programm kann man so tolle Dinge machen, aber ich hatte noch keine Zeit, alles auszuprobieren, was möglich ist – Voraussetzung für die Umsetzung neuer Ideen. Was mich antreibt, ist also meine Begeisterung für den Werkstoff Naturstein. Weil ich mich für Musik begeistere, mache ich Musik. Wie es sich anfühlt, als Musiker auf der Bühne zu stehen, kann ich nicht beschreiben, nur erleben. So geht mir das auch mit meiner Initiative für Naturwerkstein.

Zur Person:
Dipl.-Ing. (FH) Detlev Hill ist Gründer des Netzwerks steinkultur.eu. Er unterstützt die Natursteinbranche als Berater, Autor von Fachartikeln und Fachbüchern sowie als Referent (Verkaufsförderung und Gestaltung).
Tel. 0651 83443
info@steininfo.de
www.steinkultur.eu

(2.2.2016)

Autor/in: Interviw: Bärbel Holländer