Im Tod sind alle gleich

Einheitliche Grabkreuze in Täsch im Kanton Wallis Foto: C. Weishaupt

Grabkreuz reiht sich an Grabkreuz: Auf dem Friedhof in Täsch im Schweizer Kanton Wallis, fünf Kilometer von Zermatt entfernt, ist Individualität verpönt. Wer hier seine letzte Ruhe findet, kann beruhigt sein: Der Nachbar wird ihm nicht die Schau stehlen, denn hier sind im Tod wirklich alle gleich. Alle Grabkreuze sind gleich groß und aus demselben, einheimischen Holz geschnitzt. Alle zeigen den Gekreuzigten und sind mit grauen Steinplatten überdacht.

Ein wenig Auswahl gibt es bei den Schnitzereien: Edelweiß, Rosen oder Getreideähren zieren die Kreuze, die in exakt einem halben Meter Abstand in Reih und Glied auf dem Friedhof neben der Kirche stehen. Ein Gesicht bekommen die Verstorbenen durch ihr ovales Porzellanporträt. Auch bei den Urnengräbern gibt es kaum Abwechslung. Die einheitlichen Namenssteine werden samt Beschriftung und Porzellanbild von der Gemeinde ausgeführt.  

Zum aufgeräumten Bild des Friedhofs der 1.200 Einwohner zählenden Gemeinde gehört auch, dass die Bepflanzung eine "harmonische Wirkung" entfalten soll und eine Höhe von 40 cm nicht übersteigen darf. "Schnittblumen sind in Grabvasen zu stellen. Weihwassergefäße dürfen die Ästhetik des Friedhofs nicht stören", heißt es im Friedhofs- und Bestattungsreglement der Gemeinde im Mattertal. Wem das alles noch zu viel Auswahl ist, der kann sich im Gemeinschaftsgrab bestatten lassen. 

 

(Veröffentlicht am 18. Dezember 2019)

Autor/in: Christiane Weishaupt