Handwerker mit Markencharakter

Selbstbildnis Adam Krafts von 1496 am Sakramentshaus in der Nürnberger Kirche St. Lorenz (Foto: Petrus Silesius)

Das "handwerk Magazin" porträtiert in einer Serie bedeutende Handwerker der Geschichte, unter ihnen Bildhauer Adam Kraft, den Sie nach der Stone+tec in Nürnberg besuchen können.

Er wirkt, als habe er die Arbeit gerade eben unterbrochen: Den Klüpfel lässig auf den Oberschenkel gestützt, in der anderen Hand das Eisen. Unter dem Schurz trägt er das Wams der Patrizier. Die Figur, die unter dem rund 500 Jahre alten Sakramentshaus in der St. Lorenz-Kirche in Nürnberg kniet, ist ein Selbstbildnis des Bildhauers Adam Kraft (ca. 1455–1509). Einen Spitzenlohn von 700 Gulden erhielt der damals 40 Jahre alte Handwerker für das Tabernakel. Es zählt heute zu den besten Arbeiten der Spätgotik: virtuos, filigran, epochal. Ein Meisterwerk. Der Auftraggeber und Stifter Hans Imhoff hatte nicht nur Kraft zu bezahlen, sondern auch 70 Gulden an die Kirche, damit er diese Sandsteinarbeit realisieren und nördlich des Chores aufstellen durfte. Im Vertrag mit Kraft wurde die Ausführung genau spezifiziert. Auch, wo das Familienwappen der Imhoffs anzubringen und wie groß es auszuarbeiten sei. (...) Adam Kraft war damals wie Albrecht Dürer eine Koryphäe. Kunst und Handwerk waren im Verständnis der Gesellschaft noch nicht getrennt. Und Nürnberg war das heutige Berlin: die Stadt, in der sich die besten Künstler und Handwerker der Welt versammelten, ihre Werkstätten unterhielten und international Aufträge erledigten. Einer ihrer Stars war Adam Kraft. Und so sollte er sich – auch auf Wunsch des Stifters und der Kirche – selbst darstellen. (...) Und Adam Kraft tat dies: Auf einem Knie, in einer Demutsgeste, aber selbstbewusst, entschieden, mit offenen Augen dem Betrachter zugewandt. Und mit dem Werkzeug in der Hand, das er wie kein anderer beherrschte. Schon Zeitgenossen behaupteten, er könne Stein biegen.

(5.6.2018)

Autor/in: Olaf Deininger