Gute Abschiede

In der Werkstatt in Türkheim wählten Gerhard Schröder (rechts) und Horstmar Holländer Jura-Kalkstein als Material für das zu fertigende Grabmal aus. (Foto: Bärbel Holländer)

Dieses Jahr versahen Gerhard Schröder und sein Enkel Sebastian den Holländer-Stein vor Ort mit folgendem Spruch: ES QUOD FUI ERIS QUOD SUM – Du bist, was ich war. Du wirst sein, was ich bin. (Foto: Probst & Schröder)

Vor vielen Jahren hatte mein Vater Horstmar Holländer einen Traum: Aus einer weißen Wand trat ein massives Kreuz und bewegte sich nach links, wo es neben dem Hohlraum liegen blieb. "Genau so soll das einmal auf unserem Grabstein aussehen", sagte er sich und gestaltete zur Erinnerung Kreuz und Hohlraum in Styropor. Über einen Artikel in Naturstein 6/2008 hatte er Zutrauen zu Steinbildhauermeister und Gestaltungslehrer Gerhard Schröder gefasst. "Er soll einmal meinen Grabstein gestalten", wusste er.

Die Jahre verstrichen, und mit dem Älterwerden wuchs der Wunsch, die Sache mit dem Grab zu regeln. Lang hing ein Bild von der auf dem Dießener Friedhof gebuchten Grabfläche über dem Tisch, an dem mein Vater das Neue Testament in Karolingischer Minuskel schrieb. Plötzlich wünschte er sich ein Treffen mit Gerhard Schröder. Der kam auf ein Glas Wein vorbei. Man verstand sich blendend, und Schröder nahm das Styropor-Modell und einen Auftrag mit. Auf Jura-Kalkstein einigten sich die beiden bei einem Besuch meines Vaters in Türkheim; danach saß man im Schröderschen Privatgarten, wo mein Vater zahlreiche Werke seines Bildhauers bewunderte, u.a. zwei nach Gedichten von Robert Lax. "Den liebt mein Freund Hartmut Geerken", fiel ihm sofort ein, und vermittelte den Kontakt.

Der Stein entstand und wurde gesetzt, mein Vater war glücklich. Meine Mutter lebte noch und fand die Sache mit dem Grab ausgesprochen schrullig. Als sie im Dezember 2018 überraschend starb, stand der Stein gerade ein paar Monate. Fast zeitgleich verstarb die Frau von Hartmut Geerken. Die Bestattungen übernahm für beide Johann Böck, der jetzt in Dießen unter Bestattungen Böck firmiert. Geerken nahm mit Gerhard Schröder Kontakt auf. Der gestaltete für dessen verstorbene Frau Sigrid einen Thron, darauf, natürlich, Zeilen von Robert Lax. Im Frühjahr stieß mein Vater in "Tränen des Xerxes" von Burkhard Müller auf den Spruch "Es quod fui eris quod sum". Damit wurde der Stein durch Gerhard Schröder und seinen Enkel Sebastian
vor Ort vollendet. 

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(Veröffentlicht am 28. Januar 2021)

Autorin: Bärbel Holländer