Grabmaltrends auf der Stone+tec

Auf der Stone+tec wird wieder ein breites Grabmal-Angebot präsentiert. (Foto: Messe)

Der Wandel in der Bestattungskultur führt im Steinmetzhandwerk zu tiefgreifenden Veränderungen. Wie Betriebe auf die neuen Tendenzen reagieren, erfahren Steinmetze auf der Stone+tec 2018 vom 13. bis 16. Juni in Nürnberg. Hersteller von Grabmalen und Grabmalzubehör präsentieren Lösungen für handwerkliche und industrielle Verarbeiter. Mit dem Forum Friedhof des BIV und dem Friedhofskulturkongress gibt es an zwei Messetagen Vortragsreihen zum Thema. "Nur die Stone+tec bietet ein derart umfangreiches Produkt- und Wissensangebot rund um Grabmal und Friedhof", betont Beate Fischer, Veranstaltungsleiterin Stone+tec bei der NürnbergMesse. 

Experten sind überzeugt, dass die veränderte Bestattungskultur gerade anspruchsvollen Handwerkern und Gestaltern auch Chancen bietet. Sie verweisen auf Studien, in denen untersucht wurde, wie wichtig eine individuell gestaltete Grabstelle jetzt und in Zukunft für die Trauerbewältigung ist.  Aus Sicht von Bundesinnungsmeister Gustav Treulieb vom Bundesverband Deutscher Steinmetze (BIV) haben innovative Steinmetze eine entscheidende Bedeutung für die Trauer- und Bestattungskultur. Zwei Extreme nimmt Gustav Treulieb dabei wahr: Auf der einen Seite sollen Grabstätten billig und ohne Pflegeaufwand sein, auf der anderen Seite seien anspruchsvolle, authentische und individuelle Grabmale gewünscht. Gut gestaltete Grabsteine müssten dabei nicht automatisch teuer sein, ist er überzeugt. Verantwortungsbewusste Steinmetze haben laut Treulieb die Fähigkeiten und auch die Pflicht, Antworten für diese anspruchsvolle Erinnerungskultur zu finden. "Das ist Handwerk und zu diesen anspruchsvollen Wurzeln müssen wir zurück". Auf der Stone+tec 2018 organisiert der BIV am  14. Juni das Forum Friedhof mit Vorträgen und Präsentationen zum Thema.

Dauerhafte Zeichen setzen
Für den stellvertretenden Direktor der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. und des Museums für Sepulkralkultur in Kassel, Gerold Eppler, hat der Wandel in der Bestattungskultur auch positive Aspekte. Er zwinge Steinmetze dazu, über die Sinnhaftigkeit ihrer Produkte nachzudenken: "Gute Gestalter haben mit den Veränderungen im Bereich der Gedächtniskultur weniger Probleme. Sie wissen, weshalb sie was in welcher Weise tun." Entscheidend bei der Gestaltung sei Authentizität. Der Werkstoff müsse so bearbeitet sein, dass man den Naturstein als solchen erkennt, führt Gerold Eppler aus. Darüber hinaus sollte ein Grabdenkmal Persönlichkeitsmerkmale des Verstorbenen vermitteln. Naturstein stehe nach wie vor ganz oben in der Gunst der Auftraggeber: Die Dauerhaftigkeit des Materials gewährleistet die eindeutige Kennzeichnung des Orts, an dem der Verstorbene ruht, so Eppler. Naturstein wird deshalb auch in der Zukunft den Wunsch symbolisieren, die Erinnerung an einen geliebten Menschen zu bewahren, ist er überzeugt. Mit dem Wandel in der Friedhofskultur beschäftigt sich auch der Friedhofskulturkongress am 15. Juni auf der Stone+tec im Messezentrum Nürnberg.


"Funktionierende Gräber" schaffen
Mit der Funktion von Grabmalen für die Trauerbewältigung befasst sich auch Günter Czasny. Dem stellvertretenden Geschäftsführer der Bronzegießerei Strassacker zufolge belegen Studien, dass die Wahrnehmung und Akzeptanz von Grab und Friedhof in der Öffentlichkeit schwach ausgeprägt sind, in Verbindung mit der eigenen Trauerarbeit für die meisten Menschen aber eine wichtige Rolle spielen. Günter Czasny sieht daher die größte Herausforderung darin, dem Grab einen tatsächlichen Nutzen zuzuordnen. Steinmetzen empfiehlt er, sich damit auseinanderzusetzen, was eine wirkungsstarke und "funktionierende" Grabstätte ausmacht und welche Rolle hierbei ein gut gestaltetes Grabzeichen spielt. Dabei werden laut Günter Czasny in Zukunft die Themen "Individualität", "Trauerhandlungen" und "Rituale" eine zunehmend wichtigere Rolle spielen werden.

Trend zu kleinen Grabstätten
Laut Karin Plein, Geschäftsführerin der Bronzegießerei Plein, geht der Trend hin zu kleineren Grabstätten: "Dies ist eine Herausforderung für die Steinmetzen und auch für uns, da es immer schwieriger wird, ein individuelles Grabmal zu schaffen, das auch ästhetischen Maßstäben gerecht wird." Das Design des Grabmalzubehörs von Plein sei daher sehr schlicht mit klaren Linien und Formen; diese schnörkellose Linie spiegeln auch die Patinierungen wider, so Karin Plein. Auf der Stone+tec 2018 präsentiert die Kunstgießerei neue Motive, Schriften und Laternen in Edelstahl sowie ein großes Sortiment an Figuren, die sich mit kleinen Steinen kombinieren lassen.

Regionale Steine im Aufwind
Bundesinnungsmeister Gustav Treulieb sieht derzeit seitens der Auftraggeber einen Trend zur bewussten Materialauswahl. Angehörige würden den Bezug zum Stein suchen, sei es, um Urlaubserinnerungen zu bewahren, Heimatverbundenheit zu betonen oder Nachhaltigkeit auszudrücken. Der Markt für regionale Materialien bei der Grabmalgestaltung wachse, wenn auch langsam. Zu einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen regionalen Steinbrüchen und Handwerksbetrieben soll die Sonderschau "Unser Naturstein" auf der Stone+tec anregen. Ergänzend zur Sonderschau zeigen erfahrene Steingestalter auf einer rund 80 Quadratmeter großen Ausstellung Objekte aus den ausgestellten regionalen Natursteinen. Die Exponate zeigen laut Treulieb exemplarisch, wie sich die spezifischen Materialeigenschaften und modernes Design optimal in Einklang bringen lassen.

Der persönliche Austausch in Nürnberg
Neben Produktinformationen dient die Stone+tec dem persönlichen Erfahrungsaustausch und der Inspiration. Messetage sind im besten Fall Tage, an denen Ideen wachsen, neue Gedanken kommen und Netzwerke gepflegt werden. "All das sind Dinge, für die wir im Alltag zu wenig Zeit haben. Die Stone+tec ist ein Ort der Inspiration und Kreativität", betont Bundesinnungsmeister Gustav Treulieb.

Mehr unter www.stone-tec.com

(23.4.2018)