Gemüse auf dem Grab

Man muss nicht zwangsläufig Wind säen, um Sturm zu ernten. Manchmal reicht es auch, Tomaten zu züchten, um Ärger zu bekommen. So geschehen auf dem Friedhof in Neuburg an der Donau (Bayern). Dort hat eine junge Frau im Frühsommer auf dem Grab ihrer Großeltern einen Tomatenstrauch gepflanzt. Damit wollte sie ihren verstorbenen Angehörigen ein würdiges Andenken bereiten. Diese haben zu Lebzeiten gerne in ihrem Garten gewerkelt, berichten verschiedene Medien. Zunächst wuchs die Pflanze unbehelligt vor sich hin. Selbst als sie sich um das hölzerne Grabkreuz auf der Ruhestätte rankte und begann, auf Nachbargräber zu wuchern, hat das niemanden wirklich gestört. Die Friedhofsverwaltung bat lediglich darum, den Strauch zurückzuschneiden, was auch geschah.

Irgendwann trat die für den Friedhof zuständige CSU-Stadträtin auf den Plan. Ihr schmeckte die Sache mit dem Gemüse auf dem Gottesacker überhaupt nicht. "Ein Friedhof ist doch kein Schrebergarten", soll sie laut Donaukurier gesagt haben und fordert, dass der Stadtrat jeglichen Obst- und Gemüseanbau auf dem Neuburger Friedhof verbietet. Die Politikerin hat angekündigt, einen entsprechenden Antrag vorzubereiten.

Ob der letztendlich angenommen wird, ist fraglich. Parteifreunde und Vertreter der Kommunalverwaltung haben bereits betont, dass sie die Sicht der Stadträtin nicht teilen. U.a. hat ein Stadtsprecher darauf hingewiesen, dass der Bürgermeister von Neuburg in dem Fall derzeit "keinen Handlungsbedarf" sieht.

(28.10.2016)

Autor: Sebastian Hemmer