Game of Thrones: Scheiterhaufenbestattung

Massen-Scheiterhaufenbestattung vor den Toren Winterfells (Foto: Screenshot)

Die HBO-Serie "Game of Thrones" ist für ihre vielen Charaktertode bekannt. Wo viel gestorben wird, muss auch bestattet werden (Naturstein berichtete hier). Nach der großen Schlacht in der Folge 8.3 folgte eine Massen-Scheiterhaufenbestattung vor den Toren Winterfells. Aber wie funktioniert so eine Bestattung, und auf welche Kulturen geht sie zurück? Naturstein weiß mehr.

Von den Griechen zu den Römern
Bereits seit der Bronzezeit ist die Brandbestattung einer der vorherrschenden Bestattungsarten. In der Forschung in Mitteleuropa ist sie als "Urnenfelderkultur" bekannt. Etwa von 1300/1200 bis 800/750 vor Christus hatte die Brandbestattung Hochkultur, bevor sie ab dem 5. Jahrhundert vor Christus mit der Ausbreitung des Christentums immer weiter verbannt wurde. Eine der bekanntesten Scheiterhaufenbestattungen ist die des Patroklos durch Achilles, nachzulesen im 23. Gesang von Homers "Ilias". Viele der folgenden Riten wie das Opfern des eigenen Haars werden darin beschrieben.

Beliebt war die Scheiterhaufenbestattung auch im römischen Reich. Die Bauweise eines Scheiterhaufens folgte dabei einem bestimmten Muster und war vermutlich die Aufgabe desjenigen, der sich auch um die Bestattung kümmerte. Teilweise fanden sie auf Verbrennungsplätzen, lateinisch "ustrina" oder "ustrinum", statt. Die Asche wurde danach in ein Grab gelegt. Da sich die kremierten Überreste leicht transportieren ließen, konnten diese Plätze auch weiter von dem Grab entfernt sein. 

Lokale Gegebenheiten
Allgemein wird angenommen, dass es sich bei den Scheiterhaufen um offene Feuerstellen handelte, mit einer flache Grube darunter, damit die Luft zirkulieren konnte. Je nach Lage des scheiterhaufens konnte er beliebig groß sein, wobei zumeist Holzbalken, die der Größe des Verstorbenen entsprachen, benutzt wurden. Auch die Trage auf der die Leiche transportiert wurde, konnte mit verbrannt werden. Je nach Rang der verstorbenen Person waren Scheiterhaufen wahre Prunkbauten. Für eine erwachsene Person waren ungefähr zwei Kubikmeter Holz notwendig. Die Art des Holzes hing auch davon ab, welche Baumarten vor Ort zu finden waren. Eichen und Pinien wurden besonders häufig dokumentiert, aber auch Weiden oder Kirschbäume. Um die Einäscherung zu beschleunigen, konnten andere Materialen hinzugefügt werden.

Massenbestattung nur im Notfall
Anders als in der "Game of Thrones"-Folge "Die Letzten der Starks" wurden Verstorbene normalerweise individuell auf ihrem eigenen Scheiterhaufen kremiert. Nur im Notfall kam es zu Massenbestattungen, wie in der Serie gezeigt. Wurden zwei Verstorbene zusammen kremiert, hieß das im Normalfall, dass sie sich sehr nah standen. Auch das Anzünden des Scheiterhaufens war ein Akt großer Zuneigung: Eltern entzündeten die Kremationsstätten ihrer Kinder, befreite Sklaven die ihres ehemaligen Herren. Auch in der Serie entzündeten Herren und Herrinnen die Leichen ihrer Ritter und Diener. 

Mit Haut und Haar
Der Verstorbene wurde flach auch dem Scheiterhaufen platziert, um ihn möglichst effizient und gleichmäßig zu verbrennen - aber auch, um den Zuschauern eine gute Sicht zu garantieren. Sehr selten wurde der Körper unter dem Scheiterhaufen platziert. Gegenstände, die mit dem Verstorbenen verbrannt wurden, hatten einen rituellen Zweck und sollten den Toten über den Tod hinaus begleiten. Mancher Römer hinterließ eine Liste an Gegenständen und Reichtümern, die mit ihm verbrannt werden sollten. Das Opfern von Tieren und das Abschneiden und Verbrennen des eigenen Haares galt als Zeichen der Trauer. Sansa Stark legte das Siegel der Starks zur Leiche Theon Greyjoys - ein Zeichen von Zugehörigkeit und Zuneigung.

Scheiterhaufenbestattungen waren durch ihre praktische und effiziente Kremationsweise bekannt. Die maximale Temperatur, die damit erreicht werden konnte, lag bei 1000° Celsius. Die Asche konnte danach leicht bestattet werden, was weitaus weniger Aufwand war, als zahllose Gräber auszuheben.

Quellen:
"Building a Roman Funeral Pyre", Antichthon 34 (2000), S. 30 - 45
"Vom Umgang mit dem Tod" - Archäologie und Geschichte der Sepulkralkultur zwischen Lippe und Ruhr, Herausgeber: Henriette Brink-Kloke und Dirk Paul Mielke (Naturstein berichtete hier)

(Veröffentlicht am 23. Mai 2019)

Autorin: Christine Kulgart