Friedwald in Goch verhindert

Laut BIV sind Urnenwälder neben Wanderpfaden und Nordic Walking Routen sind keine Alternative zu den geschützten Räumen der Trauer auf Friedhöfen. (Foto: BIV Steinmetze)

Am 9. Dezember 2014 hat die Stadtvertretung in Goch/Niederrhein mit 23 Gegenstimmen mehrheitlich die Errichtung eines Friedwalds abgelehnt. Geplant war das bislang größte deutsche Friedwaldprojekt mit Platz für 80.000 Urnen. Dass sich der Stadtrat gegen die Empfehlung der Verwaltung entschieden hat, lag u.a. an den überzeugenden Argumenten, die verschiedenste Personengruppen vorgebracht hatten. Dabei wurde immer wieder auf das Potenzial und die Bedeutung bestehender Friedhöfe hingewiesen und über die Auswirkungen eines Friedwalds informiert.

Erfolgreiches Engagement von vielen
Seitens des Bundesverbands Deutscher Steinmetze (BIV) und des Landesinnungsverbandes Nordrhein sei hier das Engagement mehrerer Personen erwähnt, insbesondere das vom stellv. Obermeister Niederrhein Benedikt Kreusch aus Kleve, von Prof. Dr. Gerd Merke (Friedhofsrechtsberater des ZDNW), Fritz Sill (Geschäftsführer des LIV Nordrhein) und Ehren-Obermeister Niederrhein Georg Gimbel. Sill konnte mehrmals vor dem Stadtrat vorsprechen und fand sogar im Politgespräch mit NRW-Wirtschaftsminister Gerald Duin Gehör. Hier sei der inhaltliche "Input" von BIV-Vorstandsmitglied August Weber aus seiner langjährigen Erfahrung als Stadtrat besonders wertvoll gewesen.

Darüber hinaus verschickte der LIV Nordrhein unter LIM Jörg Hahn gut formulierte Briefe mit klarer Argumentationskette, die von der Lokalpresse aufgegriffen wurden und so zum Meinungsbildungsprozess beitrugen. Unterstützung im Kampf gegen den Friedwald in Goch kam auch von Uwe Brinkmann vom Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands, vom Bestatterverband NRW, vom Fachverband Rheinischer Friedhofsgärtner und von der Kreishandwerkerschaft Wesel in Person von Josef Lettgen.

VDNV finanziert Beratung
Laut dem Natursachverständigen Andreas Morgenroth (s. Naturstein 9/2014, S. 8) sind in den letzten Monaten weitere geplante Urnenwaldprojekte in Hofheim, Falkensee/Kremmen, Sigmarszell und Tarmstedt gestoppt worden. Er nennt in diesem Zusammenhang auch das Engagement des Verbands Deutscher Natursteinverarbeiter (VDNV), siehe Naturstein 7/2014, ab S. 21. Im Fall Goch trug der Verband die Kosten für die Beratung Fritz Sills durch Andreas Morgenroth. Der Natursachverständige informierte den Geschäftsführer des LIV Nordrhein u.a. über ökologische Schäden, die durch die Bewirtschaftung von Friedwäldern auftreten können.

Laut Mirko Adam, Geschäftsführer der Firma Destag und VDNV-Mitglied, unterstützt der Verband "auf Nachfrage alle aufklärend wirkenden Initiativen vor Ort, aktuell in Schleswig-Holstein, Hessen, Bayern und Sachsen." Und Morgenroth ergänzt: "Natürlich ist es wünschenswert, wenn möglichst viele interessierte Steinmetze beim VDNV beitreten. Die Mitgliedschaft ist aber keine Voraussetzung, um Unterstützung bei der Argumentation gegen Urnenwaldprojekte zu erhalten. Der VDNV finanziert die Gutachten, Vorträge, Gerichtsverfahren etc. derzeit komplett allein."

Pressemeldung des BIV
Um auf die Nachteile von Friedwäldern aufmerksam zu machen, hat der BIV eine Pressemeldung veröffentlicht, die auch andere Fachzeitschriften wie der "Beschaffungsdienst GaLaBau" aufgegriffen und publiziert haben. Unter dem Titel "Urnenwälder kritisch hinterfragen" werden hier die ökologische Komponente, das Vertragskonstrukt zwischen Gemeinde und privatem Anbieter und die Auswirkungen auf die bestehenden Friedhöfe beleuchtet. Betont wird, dass die Entscheidung für einen Urnenwald nicht die finanziellen Probleme auf den Friedhöfen löst, sondern eher dazu führt, dass die Gebührenschraube noch weiter angezogen wird. Das mache den Friedhof für viele Menschen wiederum noch unattraktiver.

Deshalb könne das Argument, man müsse doch "auf den Wunsch nach pflegefreien bzw. naturnahen Grabstätten zu fairen Preisen" reagieren, auf dem Friedhof positiv genutzt werden. Dafür brauche man keine zusätzliche Bestattungsfläche, von der letztendlich nur private Anbieter wie FriedWald GmbH oder RuheForst GmbH profitieren. Entsprechende Angebote gebe es bereits oder müssten eben noch geschaffen werden, wie z.B. gärtnergepflegte Gemeinschaftsgrabanlagen oder Baumbestattungen. Dazu könne man auch bestehende Freiflächen nutzen und wiederbeleben.

Der Fall in Goch lässt vermuten, dass gute Argumente auch in Zukunft Gehör finden und Friedwälder nicht weiter wie Pilze aus dem Boden sprießen werden.

(Erschienen am 09.02.2015)

Autorin: Susanne Storath