Friedhofswettbewerb ohne Verlierer

Für den Bergfriedhof Berchtesgaden lautete die Begründung der Jury: Der Friedhof ist harmonisch in die umgebende Bergwelt eingebettet. (Foto: LRA Putzhammer)

Alte Laubbäume prägen den Friedhof von Hammelburg, der zum Kreisverband Bad Kissingen gehört. Auffällig sei die Vielzahl neuer Bestattungsformen, befand die Jury. (Foto: KV Bad Kissingen)

Der Friedhof von Schirmitz gehört wurde ausgezeichnet, weil sein einheitliches Erscheinungsbild, das ihn seit seiner Errichtung im Jahr 1932 bis heute prägt, erhalten geblieben ist. (Foto: LRA Neustadt a.d. Waldnaab)

Der Friedhof Stamsried im Landkreis Cham überzeugte die Jury unter anderem mit seiner Historie. (Foto: Deutschländer)

"Unser Friedhof - Ort der Würde, Kultur und Natur" lautete das Motto des bayernweiten Friedhofswettbewerbs 2015. Initiiert und durchgeführt wurde er vom Bayerischen Landesverband für Gartenbau und Landespflege (BLV) mit Unterstützung der Kreisfachberatungen an den Landratsämtern. Das Bewusstsein der Bevölkerung für gut gestaltete Friedhöfe zu schärfen, war als Ziel formuliert worden. 

Der Wettbewerb um die schönsten Friedhöfe Bayerns ist auf große Resonanz gestoßen. Die Bemühungen um den Erhalt der Friedhofskultur spielen hier wie anderswo eine zunehmende Rolle. Herkömmliche Erdbestattungen nehmen zahlenmäßig zugunsten von Urnenbeisetzungen, Baumbestattungen und denen in Gemeinschaftsgrabanlagen ab. Anonyme Bestattungsvarianten werden häufiger angefragt. Damit gehen Veränderungen einher, aber die Friedhöfe sollen dennoch dem zutiefst menschlichen Bedürfnis nach Trauer einen entsprechenden Raum bieten.

Sieger zu küren und Preise zu vergeben - das mag als Grund für einen Friedhofsbesuch befremdlich klingen. Trotzdem war die Resonanz der großen Mehrheit positiv, was sich spätestens mit Abschluss des Wettbewerbs, am Tag der zentralen Prämierung durch die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf, zeigte. Insgesamt haben 60 Kreisverbände Bayerns am Wettbewerb teilgenommen. "Es gab Landkreise, die sich mit drei Friedhöfen beteiligten, andere mit mehr als 30 oder sogar über 40", informierte Alexander Teichgreber vom BLV in München. Im Durchschnitt waren das 15 Teilnehmer pro Landkreis. Der unterfränkische Landkreis Haßberge nahm mit insgesamt 44 teilnehmenden Friedhöfen den Spitzenplatz ein.

Den meisten Gartenvereinen ging es nicht darum, die Begräbnisstätten kurzfristig "aufzupeppen". Vielmehr hatten sie sich zum Ziel gesetzt, der Jury darzulegen, wie die neuen Anforderungen erfüllt werden. Ihren Friedhof als attraktive Gemeinschaftseinrichtung herauszustellen, war ihnen wichtig. "Die Vereine engagieren sich im besonderen Maße vor Ort bei Pflegemaßnahmen, Baum- und Heckenschnitt, Umgestaltungen und anderen Arbeiten", stellte beispielsweise Gartenfachberater Guntram Ulsamer für den Landkreis Haßberge fest. Die Gartenvereine seien stolz auf ihren Friedhof und beziehen verstärkt heimische Handwerker, insbesondere Steinmetzen in die Gestaltung ein. Dazu habe der Wettbewerb und das Engagement der Vereinsmitglieder in hohem Maße beigetragen. In den kommenden Jahren solle der fachliche Austausch untereinander ausgebaut werden.

Die "Siegerfriedhöfe" sind auf einer zentralen Veranstaltung mit einer Staatsurkunde  und einem künstlerisch gestalteten Bronzerelief geehrt worden. Die Prämierung der 2. und 3. Sieger in den Kreisen erfolgt nachfolgend durch die jeweiligen Bezirks- und Kreisverbände. Es wurde festgestellt, dass alle Teilnehmer gewonnen haben, denn eine vorbildliche Friedhofsgestaltung, die letztendlich das Ergebnis der Beteiligung war, komme allen zugute. Regionale Berichterstattungen in Tageszeitungen zeugen davon, dass kommunal Verantwortliche und Einwohner das Thema Friedhof anders wahrnehmen als zuvor, etwa als naturnahen Raum, Platz für Begegnungen oder Ort für die Einbeziehung heimischer Gärtner, Steinmetzen und Künstler. Andere, die bereits Nachahmenswertes zu zeigen haben, rücken über ihre Kreisgrenzen hinaus in den Blickpunkt.

Information zum Wettbewerb
Mit dem ersten Aufruf zum Wettbewerb gab der Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landespflege (BLV) ein Informations- und ein Fachblatt für die bayerischen Obst- und Gartenbauvereine heraus. Danach liefen Aufrufe zur Teilnahme am Friedhofswettbewerb in Bayern 2015 über die Geschäftsführungen der jeweils zuständigen Kreisverbände für Gartenbau und Landespflege (KV), die selbständig Bewertungskommissionen bildeten und nach vorgegebenen Kriterien Punkte vergaben. Jeder KV erhielt die Möglichkeit, bis zu drei herausragende Beispiele einer vorbildlichen Friedhofsgestaltung auszuwählen und öffentlichkeitswirksam zu prämieren. Schirmherrin des Landeswettbewerbs war die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf.

Bewertungskommissionen
Zur Ermittlung von nachahmenswerten Leistungen wurden Experten-Kommissionen auf Ebene der Kreisverbände gebildet. Deren Aufgabe war es, eine weitestgehend neutrale Bewertung vorzunehmen. Außer der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege wurden beispielsweise Vertreter der politischen und kirchlichen Gemeinde (Friedhofsträger), Bestatter, Geistliche, Friedhofsgärtner, Floristen, Landschaftsarchitekten und Steinmetze in die Bewertungskommissionen berufen.

Bewertungskriterien 
- Angebot an unterschiedlichen Bestattungsformen
- Gestaltung der Wegeführung, Verwendung von Bodenbelägen
- Qualität und handwerkliche Ausführung von Eingangstoren, Zäunen und Wasserstellen 
- Bepflanzung der Grabstellen
- Ruheplätze für Besucher
- Gesamteindruck einschließlich Pflege historischer Grabstellen
- Satzungen und Konzepte, Gestaltungsvorschriften, ökologische Bewirtschaftung, Anlage von Mustergräbern, Zukunftsstrategien, Umgang mit Denk- und historischen Grabmalen sowie der Umgang mit dem geschichtlichen Hintergrund des Friedhofs und der Gemeinde

(1.11.2015)

Autor/in: Sabine Meißner