Frauen im Steinmetzhandwerk

Sabina von Steinbach arbeitet an der Figur "Synagoge" für das Straßburger Münster, Gemälde von Moritz von Schwind, 1844

Mit der heiligen Barbara war eine Frau als Schutzheilige für unsere Altvorderen selbstverständlich. Um ihre Hinwendung zum Christentum zu verhindern, wurde sie als junge Frau von ihrem Vater in einen eigens hierfür gemauerten Turm gesperrt. Später soll sich der Legende nach ein Felsen vor ihr geöffnet haben, um sie vor ihrem wütenden Vater zu schützen. Diese Geschichten prädestinierten die heilige Barbara als Schutzpatronin für die Berufe des Steingewerks.

Ein erster Hinweis auf die frühe Tätigkeit einer Frau als Steinmetzin fand sich in einer heute verlorenen, lateinischen Inschrift am Straßburger Münster, die unterhalb einer Heiligenfigur angebracht das Folgende mitteilte: "Die Gnade Gottes sei mit Sabina (SAVINAE), von deren Hand aus hartem Stein gehauen ich als Figur hier stehe". Der genaue Hintergrund dieser Inschrift ist nicht zweifelsfrei belegt. Sie wird aber auf Sabina von Steinbach zurückgeführt, die als Tochter des Münsterbaumeisters Erwin von Steinbach im 13. Jahrhundert gelebt und am Dom einige Figuren gefertigt haben soll.

Schon im 18. Jahrhundert arbeiteten Frauen mit Stein
Unbestritten hingegen ist die Mitarbeit von Frauen in den Steinbrüchen der jüngeren Vergangenheit. Hier arbeiteten diese zwar nicht direkt bei der Steinbearbeitung, oft aber als Helferinnen zur Beseitigung des Abraums. Eine harte und schwere Arbeit, die bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts auch von Kindern verrichtet wurde. Ein interessanter Beleg hierzu findet sich in der Einleitung der Publikation "Die Berufsgefahren der Steinarbeiter", die von der Zentralleitung der Organisation der Steinarbeiter Deutschlands als Denkschrift an den Bundesrat im Jahre 1901 in Auftrag gegeben wurde. Hier wird der Umfang der damals im deutschen Reich tätigen Betriebe sowie der dort Beschäftigten mit genauen Zahlen angegeben. Im Abschnitt "Frauenarbeit" steht zusammengefasst: In den Steinbrüchen zählte man offiziell 19.526 männliche und 200 weibliche gelernte Arbeiter/-innen. Bei den ungelernten waren es 1.766 weibliche gegenüber 43.488 männlichen Angestellten. Unter den 48.413 gelernten Steinmetzen gab es lediglich 40 Frauen. Bei den ungelernten entfallen auf 3.745 Steinmetzen 254 Steinmetzinnen.

Erscheinen diese Zahlen auch gering, verzeichnete der Bericht des Steinarbeiterverbands aber insgesamt eine Zunahme an weiblichen Arbeitskräften. 1882 waren von 100 Angestellten nur 1,57 Frauen, 1895 waren es schon 2,01. Leider ist es abschließend dennoch notwendig darauf hinzuweisen, das immer noch Kollegen die Ansicht vertreten, dass Frauen für unser Handwerk nicht geeignet seien. Diese Sichtweise lässt sich jedoch leicht widerlegen. Hierfür reicht ein kurzer Blick in die Betriebe und Werkstätten, in denen zahlreiche Frauen tätig sind.

Noch mehr Frauen im Steinmetzhandwerk finden Sie im Interview mit Vivienne Laabs in Naturstein 2/2019.

(Veröffentlicht am 2. Mai 2019)
 

Autor/in: Gerrit Arndt