Flüchtlinge im Steinmetzhandwerk

Thomas Graber, Inhaber der Graber GmbH (Foto: Firma)

Während die Flüchtlingsdebatte in den Medien wenig positive Fortschritte zu vermelden hat, zeigen Steinmetzbetriebe in Deutschland, dass es auch anders geht. Nicht nur das Natursteinwerk Rechtglaub-Wolf in Lübeck stellte einen Flüchtling als Azubi ein (Naturstein 9/2015, S. 8), sondern auch der Natursteinbetrieb Dittmeier in Wernfeld: Für ihn arbeitet Reza Khibab aus dem Iran.

Hoffnung auf Ausbildung
Auch der 18-jährige Dawod, der über 3.000 km von Syrien nach Deutschland kam, kann sich Hoffnung auf eine Zukunft machen: Er absolvierte ein Praktikum in einem Steinmetzbetrieb in Winterhausen, wo man sehr zufrieden mit ihm war. Der Berufswunsch ist nicht rein zufällig, denn sein Vater arbeitete 30 Jahre selbst in dem Bereich. Dementsprechend stolz ist er auf seinen Sohn. Dawod möchte nun eine Ausbildung zum Steinmetz beginnen, um Geld zu verdienen und seine Familie, die er zurücklassen musste, nach Deutschland holen zu können.

Marienstatue zum Dank
Bereits 20 Jahre Berufserfahrung hat der syrische Steinmetz Mohammed Fathe Khaled – und dankte der Gemeinde Kirchheim nun für die freundliche Aufnahme seiner Familie mit einer etwa 40 cm großen Marienstatue aus SCHLEERIETHER SANDSTEIN. Geschaffen hat er sie in fünf Stunden mit ein­fachs­ten Mitteln wie Hammer, Meißel und einer elektrischen Schleifmaschine. Als einer von 65 Flüchtlingen kam Khaled zunächst in Kirchheim an, wird aber mit seiner Familie weiterreisen. In Konflikt mit seinem Glauben – er ist Moslem – sei er nicht geraten, da Jesus und Maria auch im Koran eine Rolle spielen, so der Steinmetz. Die Statue soll nun den Eingangsbereich der Turnhalle schmü­cken, in der die Flüchtlinge vorerst untergebracht sind.

Chancen für das Handwerk
Auch aus anderen Branchen hört man positive Stimmen über die Integration von Flüchtlingen und deren Bedeutung für den Arbeitsmarkt: Thomas Graber, Inhaber der Graber GmbH – einem mittelständischen Handwerksunternehmen für Technische Isolierung, Trockenbau und Innenausbau – äußert sich dazu,
wie folgt:
"Tausende Menschen sind in den vergangenen Tagen und Wochen in Deutschland angekommen – auf der Flucht vor Verfolgung und Zerstörung, aber v.a. in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Bei allen Problemen, die aktuell mit dem immensen Zustrom verbunden sind, birgt die Zuwanderung nach Deutschland auch Chancen – auch und gerade für das Handwerk.

Fürs Handwerk begeistern
Es gibt zahlreiche Branchen und Regionen, in denen Handwerker nicht einmal mehr Bewerbungen für freie Ausbildungsstellen erhalten, von der Qualifikation mancher Bewerber gar nicht zu reden. Dabei brauchen wir heute aber Nachwuchs für die Fachkräfte von morgen, um den hohen Standard, für den unser Handwerk in der ganzen Welt bekannt ist, zu halten. Junge und motivierte Menschen, die aus dem Ausland zu uns kommen, könnten diese Lücke füllen, wenn wir es schaffen, diese für die handwerklichen Berufe zu begeis­tern. Dann kann durch die Eingliederung ins Berufsleben auch die Integration in die Gesellschaft gelingen.

Politik gefragt
Natürlich ist an dieser Stelle auch die Politik gefordert. Wir brauchen Flexibilität bei der Einstellung und rechtliche Sicherheit über den Status der Flüchtlinge. Darüber hinaus benötigen wir eine staatliche Förderung zur Integration innerhalb einer definierten Übergangsfrist – zum einen für zusätzliche Deutsch-Kurse, aber auch für den Aufwand, der für das Unternehmen entsteht bis der neue Mitarbeiter sein privates Umfeld geregelt hat. (...) "Wir schaffen das", hat die Kanzlerin gesagt. Ich glaube auch daran, aber nur, wenn wir mit hoher Flexibilität, wenig Bürokratie, aber viel staatlicher Unterstützung an diese Aufgabe herangehen."

(Erschienen am 14.10.2015)

Autorin: Susanne Storath