Europäisches SteinFestival in Salzburg

Die gewundene Schlange von Florian Rügemer (D), Erik Binninger (D) und Lukas Fuetsch (A) ist eine deutsch-österreichische Co-Produktion. (Fotos: Detlev Kleineidam)

Versteigerung der beim Steinfestival entstandenen Arbeiten

Das Europäische SteinFestival entwickelt sich zu einem immer beliebteren Treffpunkt für Steinmetze und Steinbildhauer aus ganz Europa. Anfang Juni machte die Veranstaltung in Salzburg Station. 125 Teilnehmer aus 16 Nationen boten den Besuchern einen vielfältigen Eindruck von handwerklicher Steinbearbeitung. Das vorgegebene Thema "Von der Romanik bis zur Neuzeit" ließ bewusst viel Spielraum zur Interpretation.

Zum zweiten Mal in Salzburg
Tack tack tack. Schon früh am Samstag hallte das Klopfen wie ein vielstimmiges Orchester durch die Gassen. Die Protagonisten waren Steinmetze und -bildhauer aus ganz Europa, der Kapitelplatz am Salzburger Dom ihre Bühne. Dieser prominente Ort im Herzen der Altstadt ist einmalig, darüber waren sich Teilnehmer und Organisatoren des 15. SteinFestivals einig. Auch das Publikum war begeistert: Unzählige Einheimische und Touristen flanierten zwischen den Arbeitsplätzen hindurch, schauten Nachwuchstalenten und Profis über die Schultern und stellten eifrig Fragen zum Stein und zum Beruf.

Nach Stationen in Deutschland, Frankreich, England, Ungarn und Norwegen fand das Festival bereits zum zweiten Mal in Österreich statt. Federführender Organisator war Steinmetzmeister Adolf Moser, der schon 2009 den ersten Event nach Salzburg geholt und souverän über die Bühne gebracht hatte. Dank tatkräftiger Unterstützung durch die Salzburger Steinmetzinnung und das Steinzentrum Hallein wurde das Fest vom 3. bis 5. Juni ein voller Erfolg für die gesamte österreichische und europäische Steinmetzbranche.

Große Bühne für das Handwerk
Initiator des Europäischen SteinFestivals ist Bernward Fiedler. Die Idee dazu hatte der Leiter der Meisterschule und Fachschule für Gestaltung im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk in Freiburg  anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Freiburger Meisterschule. Inzwischen ist durch das Festival eine internationale Familie zusammengewachsen. Die Veranstaltung biete den Teilnehmern Gelegenheit, Arbeiten auszuführen, die nicht zu ihrer täglichen Praxis gehören und sei darüber hinaus eine vielbeachtete Werbeveranstaltung für das gesamte Steinhandwerk, so Fiedler.

Auch Profis dabei
Das besondere Flair des SteinFestivals macht die Zusammensetzung aus: Neben Teilnehmern aus der EU waren auch Steinmetze aus der Ukraine sowie aus Argentinien und Kolumbien gemeldet. Ein weiteres Plus: Das Festival zieht Lehrlinge, aber auch Profis an. Viele sind als Auszubildende zum ersten Mal dabei und kommen als Gesellen oder Meister wieder, schildert Moser. Besonders gemischt war die rund 30-köpfige österreichische Gruppe; Steinmetz-Europameisterin Melanie Seidl war ebenso vertreten wie Marius Golser. Für den amtierenden Steinmetz-Weltmeister war es bereits das dritte SteinFestival. Bei seinem ersten Auftritt 2009 stand er noch in der Ausbildung, diesmal trat er als angehender Meister an. Seidl und Golser genossen die entspannte Stimmung und den Erfahrungsaustausch mit Kollegen.

Hoher Spaßfaktor
Der Blick über den Tellerrand und der Austausch stand auch bei Florian Rügemer ganz oben auf der Liste. Der gebürtige Franke lernte Steinmetz an der Ulmer Münsterbauhütte und war bereits im norwegischen Trondheim und in Freiburg mit von der Partie. Nach Salzburg reiste er mit zwei Klassenkollegen der Bildhauerschule aus Laas, die sie derzeit zur Weiterbildung besuchen. In Laas erweitert Rügemer sein steinmetztechnisches Können um die Bildhauerei; danach will er einen Arbeitsplatz finden, in dem er bildhauerisch wirken kann. Die Stimmung in Salzburg gefiel ihm so gut, dass es nicht sein letztes Festival gewesen sein wird.

Unterstützung durch Sponsoren
Zahlreiche Sponsoren unterstützten das Festival mit Geld- und Sachspenden, darunter die Bauchemie-Branche, Maschinenhersteller, die Bronzegießerei Strassacker, die Bundesinnung der österreichischen Steinmetze und zahlreiche Steinmetzbetriebe und Steinlieferanten aus Deutschland und Österreich. Einen wesentlichen Beitrag leisteten zwei Materialspender. Von der Wolfgang Ecker GmbH aus Traiskirchen stammten 120 Sandsteinwürfel aus dem Kalksandstein PIETRA DI VICENZA, Steinmetzmeis­ter Norbert Kienesberger aus dem oberösterreichischen Grieskirchen stellte 56 Würfel aus Sandstein aus dem französischen Junas zur Verfügung. Kienesberger hat selbst schon an mehreren Stein­Festivals teilgenommen. Von der Qualität der Arbeiten in Salzburg war er begeistert. Für Nachwuchskräfte sieht er im SteinFestival eine optimale Gelegenheit, sich Anregungen zu holen und die Motivation in der Ausbildung zu behalten.

Gewinner aus England
Die Prämierung der besten Arbeiten fand nach dem jeweiligen Ausbildungsstand in drei Kategorien statt: Meisterniveau, Steinmetz-Lehrlinge sowie Steinbildhauerarbeiten im Lehrlings- und Gesellenniveau. Die Bewertung oblag einer internationalen Jury aus Steinbildhauer und Steinmetzmeister Martin Schmeiser (Österreich), Gabriella Csanadi (Landesinnung Ungarn), Bernward Fiedler, Sami Schöning und Stephan Bickel (alle Meisterschule Freiburg) und Norbert Stoffel (Berufschule Saverne, Frankreich).

Über den Hauptpreis der Jury durfte sich Alex Wenham freuen. Sein Kapitell mit einem Steinmetz mit Flex geriet dem Engländer nach allen Regeln der Kunst. Bemerkenswert seine Interpretation der aufgewirbelten Staubwolken: In großem Bogen ziehen sie sich um die Figur und formen die für ein klassisches Kapitell typischen Voluten. Damit spannte der Bildhauer den als Thema vorgegebenen Bogen von der Romanik bis zur Neuzeit.
Der Sieger in der Kategorie Gesellen ist ebenfalls ein Bekannter in der internationalen Steinmetz-Szene: Marius Golser, der Gewinner der Berufs-WM in Sao Paulo, setzte sich mit seinem Portrait des sagenhaften Kaiser Karl durch.

Großer Besucherandrang
Das große Interesse am Steinhandwerk bewies nicht zuletzt die Versteigerung aller Stücke am Sonntagnachmittag. Den höchsten Erlös mit 1.000 € erzielte die Mozartbüste eines englischen Bildhauers, aber auch die anderen Steine erreichten beachtliche Preise. Mit dem Erlös wird die Förderung des Berufsnachwuchses unterstützt.

Das nächste SteinFestival findet vom 19. bis 21. Mai 2017 in Kiskunfélegyháza in Ungarn statt. Interessenten können sich gedanklich bereits vorbereiten: "Puszta" und "Sezession" lauten die beiden Themen. Mehr Informationen: www.stein-festival.de

Den vollständigen Artikel lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe, die am 1. August erscheint!

(Erschienen am 21.07.2016)

Autor/in: Richard Watzke