Erinnerungen an Florian Geyer

Florian Geyer mit einem seiner frühen Werke, einem Mädchenkopf aus Jura-Marmor.  Fotos: privat

Die Goldberg-Stele von Florian Geyer steht am Ortsausgang von Flomborn. 

Bronzefigur von Geyer

Florian Geyer bei der Arbeit

Zeichnung von 2009

Geyer vor einer fertig gestellten Figur

Am 31. August 2019 verstarb Florian Geyer im Alter von 77 Jahren. Als Lehrer gab der 1941 in Alzey geborene Steinmetz und Bildhauer seinen reichen Wissens- und Erfahrungsschatz weiter. Als Künstler prägte er mit seinen Werken eine ganze Region. Das im rheinhessischen Hügelland gelegene Dorf Flomborn war ihm durch seine Frau Heidrun zur zweiten Heimat geworden. Seine letzte große Arbeit, die Goldberg-Stele, weist auf die Geschichte des Dorfs hin.

Florian Geyer begann mit 14 Jahren seine Steinmetzlehre bei Rudolf Grimme. Der Steinmetzmeister aß in der elterlichen Gaststätte "Zum Bobbeschänkelche" oft zu Mittag. Geyers Mutter führte sie nach dem frühen Tod ihres Mannes alleine und gab den Anstoß für die Ausbildung ihres Sohns bei ihrem Stammgast. Nach der Lehre folgten zwei Gesellenjahre im Flonheimer Steinbruch.
Von 1961 bis 1963 besuchte Florian Geyer die Meisterschule in Aschaffenburg. Sein Meisterstück, ein kompliziert gekrümmtes Stück Wendeltreppenhandlauf, ist dort im Schloss verbaut. Nach bestandener Meisterprüfung studierte Geyer bis 1967 Bildhauerei an der Werkkunstschule in Darmstadt und arbeitete danach freiberuflich.
Von 1971 bis 1977 war er Lehrer an der Aschaffenburger Meisterschule. Von 1978 an lehrte er an der Berufsbildenden Schule in Mainz. Er bildete sich 1988 durch ein Studium an der Mainzer Universität im Fachbereich Kunsterziehung weiter und übernahm danach auch den Kunstunterricht. Von 1990 bis 1996 hatte Florian Geyer außerdem einen Lehrauftrag für Form, Farbe und Freihandzeichnung an der Fachhochschule Wiesbaden.
Bis 2008 war er 25 Jahre Vorsitzender der Meisterprüfungskommission für Steinmetze und Bildhauer der Handwerkskammer Rheinhessen. Darüber hinaus war er in Flomborn viele Jahre im Gemeinderat und Mitbegründer der dortigen Bürgerinitiative für die Verschönerung des Dorfs. Er war viele Jahre im Vorstand des Alzeyer Altstadtvereins und wirkte dort bis zuletzt im Beirat. Als Mitglied der Künstlergruppe »impuls(e)« setzte er Akzente. Außerdem war er langjähriger Trainer im Alzeyer Hockey-Club. 

Neben seiner Lehrtätigkeit und seinem vielfältigen Engagement schuf Florian Geyer unzählige Werke in Stein und anderen Materialien, die in Mainz, Darmstadt, Aschaffenburg, Alzey und vielen rheinhessischen Gemeinden zu sehen sind. Bei der Bearbeitung seiner Werke aus Stein verzichtete er auf den Einsatz von Maschinen. Auch die Goldberg-Stele entstand komplett von Hand. Sie ist aus einem Sandstein, der auch als "Schlesisches Gold" bekannt ist, und zeigt Weintrauben, eine Sonnenscheibe und eine fränkische Fibel. "Der Stein führt mich, er zeigt mir während des Hauens Wege, die ich mir vorher nicht erdenken konnte", wird Florian Geyer in einem Zeitungsbericht zitiert. Weggefährten beschreiben ihn als lebensbejahenden, ruhigen und besonnenen Menschen, als "Mann mit Mütze und Meißel", der den Kopf voller Ideen hatte und dabei stets hilfsbereit war. 

 

(Veröffentlicht am 13. Dezember 2019)

Autor/in: Christiane Weishaupt