Einzigartig wie ein Sternenkind

Die neue Grabstätte für »Sternenkinder« auf dem Friedhof Am Wehl in Hameln wurde im November 2022 eingeweiht. (Fotos: Frank Albrecht-Lübbe)

Das Sternenkinder-Grabmal von Andreas Kosel bekrönt mit zwei Bronzefiguren hat seinen Platz gefunden - und es entsteht ein Ort, der zum Verweilen einlädt.

Die unterschiedlichen Sterne auf dem Grabstein symbolisieren die Einzigartigkeit menschlichen Lebens.

Die Stadt Hameln hat auf ihrem Friedhof Am Wehl bereits eine zweite Grabstätte für »Sternenkinder« errichtet. Das Grabmal stammt von Steinmetz- und Bildhauermeister Andreas Kosel aus Bad Münder. Die Finanzierung der Grabstätte erfolgt über Spenden. Über die Entstehung berichtet Diakonin Birgit Hodemann:

Leider geschieht es, dass eine Schwangerschaft nicht glücklich endet, dass ein begonnenes Leben nicht lebend geboren wird. Das ist für die Mutter, den Vater und alle Angehörigen sehr schmerzlich. Aus diesem Grund ist es wichtig, Thema und Trauer Raum zu geben. Der interdisziplinäre Arbeitskreis des damaligen Kreiskrankenhauses Hameln hatte im Herbst 2006 mit den Bestattungen von Sternenkindern begonnen. Im Arbeitskreis sind Vertreter des heutigen Sana-Klinikums, der Krankenhaus-Seelsorge, des Arbeitskreises Christlicher Kirchen in Hameln und die Stadt Hameln. Nun ist eine zweite Grabstätte nötig geworden. Nach Wünschen der Eltern wurde sie bunter und individueller, auch wenn sie eine Gemeinschaftsanlage bleibt.

Steinmetz mit viel Gespür
Das Grabzeichen stammt von Steinmetz- und Bildhauermeister Andreas Kosel aus Bad Münder. Sein Entwurf gefiel uns. Preislich kam er uns sehr entgegen. Er wollte wegen des Themas auf einen Teil des Arbeitslohns verzichten. Den Stein besorgte er vor Ort: Sandstein aus dem Weserbergland. Dann lud er uns in seine Werkstatt ein. Aus unserer Sternenkinderarbeitsgruppe waren wir zu dritt: Bestatter Frank Albrecht-Lübbe, die leitende Hebamme am Sana-Klinikum Hameln-Pyrmont, Silke Angerstein, und ich als Seelsorgerin. Zunächst forderte uns Andreas Kosel auf, Sterne zu zeichnen, verschiedene, so einzigartig wie jedes Sternenkind. Das Spruchband sollte von unten nach oben verlaufen. Ich fragte nach und Andreas Kosel erklärte: "Wir setzen die Sternenkinder in der Erde bei. Der Blick aber soll nach oben gelenkt werden, zu den Sternen."

Wunderbarer Ort
Einige Monate später sind wir wieder in Kosels Werkstatt. Das Spruchband ist fertig, auch die ersten Sterne. Er hat zwei Figuren beschafft, die uns gefallen. Wir experimentieren mit ihnen. Eine oder zwei? Welche Größe? Auf Stellen, die noch leer erscheinen, kommen Sterne. Andreas Kosel greift die Sternenform der Figuren auf. Die Spannung steigt: Wie wird der Stein aussehen und wie wird er auf unserem neuen Gräberfeld wirken?

Nach der ersten Bestattung zeigten sich die Eltern sind sehr zufrieden mit dem Platz für ihr Sternenkind, und unsere Arbeitsgruppe ist froh, mit allen Beteiligten einen so wunderbaren Ort gestaltet zu haben. Mich hat auch überrascht, wie sehr es auf die künstlerische Gestaltung des Grabzeichens ankommt. Am Stein trauern Menschen verschiedenen Glaubens und verschiedener Überzeugungen. Deshalb sind offene Deutungsmöglichkeiten wichtig. Das ist dem Grabzeichen von Andreas Kosel gelungen. Herzlichen Dank! 

(8.12.2022)

Autor/in: Birgit Hodemann