Ein Wolf aus der Ulmer Hütte

Der Wolf aus Sandstein hat seinen Platz in Jessica Gläsers Esszimmer gefunden. Ihr Wunsch ist es, ihn im künftigen Eigenheim in die Hausfassade einzufügen. (Fotos: Jessica Gläser)

Anfang Februar wurde die Steinmetzjunggesellin Jessica Gläser 24 Jahre alt. In zwei Jahren möchte sie ihre Meisterausbildung beginnen.

Naturstein: Frau Gläser, wie kamen Sie zur Ulmer Münsterbauhütte?
Jessica Gläser:
Ich bin in Wiblingen aufgewachsen, einer Vorstadt von Ulm. Somit war das Ulmer Münster immer allgegenwärtig für mich. Als ich Steinmetz lernen wollte, habe ich mich natürlich für einen Ausbildungsplatz an der Ulmer Münsterbauhütte beworben. Nach dem Probearbeiten und dem anschließenden Bewerbungsgespräch bekam ich zwei Wochen später die Zusage. Anfang September 2017 trat ich die Lehrstelle an.

Warum haben Sie sich für die Steinmetzlehre entschieden?
2015 bestand ich mein Abitur am AlbertEinstein-Gymnasium in Wiblingen mit den Leistungsfächern Biologie und Kunst. Nachdem ich den Berufswunsch
Pilotin bei der Luftwaffe begraben hatte, habe ich mich in Wien für die Studiengänge Biologie und Pharmazie beworben und für beide eine Zusage erhalten. Aber dann habe ich mich doch dagegen entschieden. Warum also nicht statt einem Studium eine Ausbildung im gestalterischen Bereich beginnen? Um mehr über gestalterische Berufe zu erfahren, absolvierte ich neun Monate am Aicher-Scholl-Kolleg in Ulm. In dieser Zeit habe ich ein Praktikum bei einem Mediendesigner gemacht. Eine Zeit lang schien das mein Wunschberuf. Meine Eltern rieten mir aber, mich zusätzlich bei der IHK und HWK Ulm zu informieren. Der Mitarbeiter der Handwerkskammer schlug mir aufgrund meines handwerklichen Geschicks und meiner Neigung zur Kunst den Beruf Steinmetz vor. Kurz darauf machte ich ein Praktikum bei Steinmetz Scherer in Ulm. Das gefiel mir sehr gut und so beschloss ich, mich zusätzlich bei Steinmetz- und Schreinerbetrieben zu bewerben.

War die Steinmetzlehre die richtige Entscheidung?
Ich habe diese Ausbildung bisher keinen Tag bereut und möchte auch weiterhin in diesem Berufsfeld bleiben. Nach wie vor fasziniert es mich, was man alles aus Stein erstellen kann. Auch die Geschichte, die in den großen Bauten steckt, begeistert mich, und es ist ein tolles Gefühl, als Steinmetzin in einer Bauhütte an einem so imposanten Bauwerk wie dem Ulmer Münster mitzuwirken.

Warum ein Wolf als Gesellenstück?
Wölfe haben mich schon als Kind fasziniert. Für mich vereinen sie Loyalität, Treue und Stärke. Zudem finde ich sie sehr anmutig in ihrer wilden Lebensart. 

Wie viele Stunden Arbeit haben Sie investiert?
Von der Grundidee über das Tonmodell und den Gipsabguss bis zum fertigen Wolf ca. 90 Stunden.

Warum haben Sie Sandstein gewählt?
Von meiner Arbeit an der Bauhütte bin ich an Sandstein gewöhnt. Der gewählte RORSCHACHER SANDSTEIN wird am der Stein zwar für einen Sandstein sehr hart, zeichnet sich aber durch eine schöne, feine und gleichmäßige Körnung aus. Ideal für Bildhauerarbeiten!

Das ganze Interview lesen Sie in Naturstein 4/2021.

(Veröffentlicht am 14. April 2021)

Autorin: Christine Kulgart