Ein Leben für Stein & Schrift

Die Steinmetzmeisterin in der Werkstatt von Steinmetz Brenner bei der Umsetzung des Modells eines Grabmals für einen in den Bergen verunglückten jungen Mann. (Foto: B. Holländer)

Nahid El Masry hat ägyptische Wurzeln. Ihr Vater kam mit 18 Jahren nach München, um Medizin zu studieren. Später ließ er sich mit seiner deutschen Frau als Orthopäde in Augsburg nieder, wo man ihn noch heute kennt und schätzt. Die Praxis führt mittlerweile Nahids Bruder, und ihre Schwester ist Physiotherapeutin. Nahid El Masry ging einen anderen Weg. In der Schule war sie durch ihre, wie sie sagt, einseitige Begabung für die musischen Fächer und insbesondere Kunst aufgefallen. Da ihr andere Fächer weniger leicht fielen, wechselte sie vom Gymnasium auf die Realschule, wo sie große Unterstützung durch eine engagierte Kunstlehrerin fand. Dann standen Praktika an. Holzbildhauerei interessierte sie.

Handwerk statt Medizin
Aber denn sah sie eine Anzeige von Steinmetzmeister Willi Brenner. Sie stellte sich vor und stürzte sich ins einwöchige Praktikum. "Ich durfte machen, was ich wollte, und habe ein Relief gewählt, nach eigenem Entwurf." Bald waren die Hände offen, aber Nahid El Masry blieb begeistert am Stein und beeindruckte Willi Brenner mit ihrer Begabung und Intensität. Als sie sich für die Lehre entschied, sprach er deshalb gerne bei ihrem Vater vor, der den Lehrvertrag zunächst nicht hatte unterschreiben wollen. Nachdem sie die zweijährige Lehrzeit mit einem guten Zeugnis abgeschlossen hatte, bewarb sich Nahid El Masry während des ersten Gesellenjahrs für einen Studienplatz an der Kunstakademie. Die Ablehnung setzte ihr derart zu, dass sie sich zunächst bei einer Bäckerei als Brotausfahrerin verdingte. Willi Brenner spürte sie dort auf und riet ihr zur Vorbereitung auf die Meisterschule. Nach anderthalb Gesellenjahren absolvierte sie diese von 1983 bis 1985 in Aschaffenburg. Schulleiter Erwin Rager hatte sie nach Prüfung ihrer Mappe sehr zu diesem Schritt ermutigt. Von ihm profitierte sie als Meisterschülerin ebenso wie von der Schrift-Koryphäe Ernst Vollmer und Mitschülern wie dem späteren Dombaumeister Michael Hauck.

Mehr zu Nahid El Masry lesen Sie in Naturstein 12/2021, ab Seite 50.

(Veröffentlicht am 7. Dezember 2021)