Die Stadt der Toten im Kaukasus

In den Häusern in Dargavs herrschte nur reges Treiben als man die Totenstadt im Nordkaukasus im 17. Jahrhundert als Quarantäneplatz für Pestkranke nutzte, da sich die Toten nicht mehr infizieren konnten. Seit dem 14 Jahrhundert bestatten die Bewohner der russischen Republik Nordossetien-Alanien ihre Verstorbenen in den Häusern, die eigens für diesen Zweck angelegt wurden. Die etwa 100 Grüfte, die die Nekropolis bilden, wurden alle aus Stein gebaut und haben verschiedene Dachformen, während sich im Inneren Holzregale zur Aufbewahrung der Toten befinden. Die Anzahl der Stockwerke weist dabei auf den Reichtum der Besitzer hin - je mehr, desto reicher war oder ist die Familie.

Natürliche Mumifizierung
Eine solche Stadt der Toten ist selbstverständlich von zahlreichen Legenden umrankt und wird von den Bewohnern der Region gemieden, wenn es möglich ist. Denn es heißt dass jene, die Dargavs betreten, das gleiche Schicksal ereilt wie die Toten in den Häusern - allerdings lässt sich bekanntlich argumentieren, dass jeder einmal sterben muss. Durch die Fenster in den Steinmauern schaut niemand mehr heraus, doch sie dienen nicht nur dazu, die Verstorbenen wortwörtlich ins rechte Licht zu rücken: durch den Wind in den Bergen werden die Leichen in den Häusern mumifiert und ganz nebenbei vertreibt er auch die Gerüche des Verfalls.

(Veröffentlicht am 3. April 2018)

Autorin: Christine Kulgart