Das Rätsel der Sphingen vom Nordfriedhof wird in dem gleichnamigen Buch gelüftet. Die Publikation des Thomas-Mann-Forums München erscheint im Oktober 2020, Herausgeber ist der Vorsitzende Dr. Dirk Heißerer.
Die in der Novelle „Der Tod von Venedig“ von Thomas Mann erwähnten „apokalyptischen Tiere“ oder Sphingen waren integraler Bestandteil der Westfassade des Münchener Nordfriedhofs, bis sie ein Baurat nach dem Zweiten Weltkrieg als „Scheißviecher“ bezeichnete und entfernen ließ. Aus Anlass des 200-jährigen Bestehens der Münchener Friedhofsverwaltung wurden die beiden Sphingen 2019 und 2020 von den Steinbildhauermeistern Wolfgang Gottschalk und Barbara Oppenrieder rekonstruiert, die in dem Buch ihre Rekonstruktionen erläutern. Im Buch sind nicht nur das Bild- und Textprogramm des Architekten Hans Grässel dokumentiert. Es zeigt auch die Verwendung dieser Motive durch Thomas Mann in „Der Tod von Venedig“ (1912) und in seiner frühen Novelle „Der Weg zum Friedhof“ (1899). Darüber hinaus wird das Schicksal der Sphingen an Grässels Westfriedhof aufgeklärt. Die Grabrede Thomas Manns für seine dort bestattete Schwester Julia Löhr wird in dem Buch erstmals veröffentlicht. Erklärt wird außerdem die Rolle der Sphinx in der Kunstgeschichte. Ein Anhang präsentiert Texte von Hans Grässel zum Nordfriedhof.
Das Rätsel der Sphingen vom Nordfriedhof. Bewahrung bei Thomas Mann, Verlust und Rekonstruktion. Thomas-Mann Schriftenreihe, Fundstücke Bd. 8, Würzburg, Königshausen & Neumann, 2020. Eine Publikation des Thomas-Mann-Forums München e.V., ca. 100 Seiten, 19,80 €. ISBN 978-3-8260-7196-6
(19.08.2020/wei)
