Diamantener Meisterbrief für Hans-Joachim Müller

Kammerpräsident Claus Gröhn links) gratuliert Steinmetzmeister Hans-Joachim Müller. Fotos: HWK Leipzig

Die HWK Leipzig ehrte u.a. Steinmetzmeister Hans-Joachim Müller (rechts) mit dem Diamantenen Meisterbrief.

Als ersten Steinmetzmeister in Sachsen ehrte die HWK Leipzig unlängst Hans-Joachim Müller aus Leipzig mit dem Diamantenen Meisterbrief für seine inzwischen über 60-jährige Meistertätigkeit. Wie andere ostdeutsche Handwerksmeister habe er "früh unter Beweis gestellt, dass Unternehmergeist und Tatkraft bedeutender sein können als politische und gesellschaftliche Änderungen. Und gerade in der heutigen, durch Schnelllebigkeit geprägten Zeit setzten Sie ein Beispiel für Anpassungsfähigkeit, Durchhaltevermögen und Kreativität", würdigte Leipzigs Kammerpräsident Claus Gröhn das Wirken des inzwischen 89-Jährigen. 

Bereits 1953 hatte er seinen Meisterbrief als Steinmetz- und Bildhauermeister erhalten und im Jahre 1958 das väterliche Unternehmen Bracke & Müller übernommen. 1962 wählte ihn die Berufsgruppe der Steinmetzen und Bildhauer (wie zu DDR-Zeiten die Innungen hießen) im Kammerbezirk Leipzig zu ihrem Obermeister. Nebenher hatte Müller auch ein Architekturstudium absolviert. Jahrzehntelang wirkte er in Leipzig als Dozent für die Meisterausbildung. Auch nach der Wiedervereinigung war Hans-Joachim Müller die prägende Persönlichkeit der ostdeutschen Steinmetzbranche ab 1990. Er leitete sowohl für neun Jahre die wiedergegründete Innung Leipzig als auch 14 Jahre den Landesinnungsverband Sachsen. Zudem war er Verhandlungsführer im Tarifverband Ost, zu dem sich die fünf ostdeutschen LIV zusammengeschlossen hatten. In den 1990er Jahren war er auch einziger ostdeutscher Vertreter im BIV-Vorstand. 

Bundesweit für Schlagzeilen hatte Hans-Joachim Müller indes gesorgt, als 1998 unter seiner Leitung der LIV Sachsen den Bundesinnungsverband verließ. Mit den damit gesparten Beiträgen an den BIV wollten die sächsischen Meister den Verkauf des Wohnheimes der Sächsischen Steinmetzschule und damit eine Gefährdung des Ausbildungsstandortes Demitz-Thumitz verhindern. Den Ausschlag dazu hatte  ein Zerwürfnis mit dem BIV und bbw über die Zukunft der Steinmetzausbildung in Demitz-Thumitz geliefert: "Wir bestanden auf einer überbetrieblichen Ausbildung am einzigen ostdeutschen Standort, doch das wurde uns verwehrt – zum Nutzen der vier westdeutschen Standorte", begründete er damals diesen schwierigen Schritt. Erst unter seinem Nachfolger Tobias Neubert, an den er 2004 das Zepter des Landesinnungsmeisters übergab, traten die Sachsen wieder in den BIV ein.

Noch heute ist Hans-Joachim Müller im Familienunternehmen tätig. Die Leitung der Firma übertrug er jedoch Ende 2017 endgültig an seinen Sohn Hans-Jürgen Müller.
 

Autor/in: Harald Lachmann