Der Steinmetz- und Steinbildhauermeister Franz Pechwitz

Franz Pechwitz starb 1993. (Fotos: Franz Pechwitz)

Von Pechwitz gestaltete Bronze auf einem Grabmal

Das Fischerpaar aus Sandstein steht an der Mainlände in Veitshöchheim.

Statue aus Muschelkalk

Beton-Modell für ein Grabmal von Franz Pechwitz

Die letzte Arbeit von Franz Pechwitz, Madonna mit Kind, befindet sich am Giebel des Hauses seines Enkels Franz Pechwitz in Würzburg. (Foto: Reiner Flassig)

Das Buch "Der Steinschnitt, Teil 1", wurde erstmals im Jahr 1942 veröffentlicht und hat bis heute Bedeutung. (Foto: Reiner Flassig)

Der Steinmetz- und Steinbildhauermeister und Lehrer Franz Pechwitz galt nach dem Zweiten Weltkrieg in Steinmetzkreisen bundesweit als Spezialist für den "Steinschnitt", nachdem er ein Standardwerk darüber veröffentlicht hatte. Regionale Bekanntheit rund um Würzburg erlangte er zudem durch sein bildhauerisches Schaffen und in seiner Funktion als Lehrer. Nun ist sein Buch "Der Steinschnitt, 1. Teil" in begrenzter Anzahl über den Ebner Verlag erhältlich (Teil 2 erschien leider nie). Weitere Infos hier. Bei Interesse melden Sie sich einfach bei Carmen Kapp, kapp@ebnerverlag.de, Tel. 0731 1520168.

Leben
Geboren als Sohn des Steinmetzmeisters Franz Pechwitz am 15. Juli 1913 im heutigen Žitenice (Schüttenitz) im damaligen Österreich-Ungarn absolvierte Franz Pechwitz seine Ausbildung zum Steinmetz/Steinbildhauer und schloss sie an der Steinbildhauerschule Hořice (Horschitz) in der damaligen Tschechoslowakei ab. Dort legte er auch die Meisterprüfung ab.

Später unterrichtete Pechwitz bis 1942 als Dozent an der Anhaltischen Landesbauschule Zerbst. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam er nach Hamburg, wo er unterrichtete. Etwa ab Mitte der 1950er-Jahren zog Pechwitz nach Würzburg. An zwei Tagen in der Woche gab er Schulunterricht und betrieb einen Steinmetz- und Bildhauerbetrieb in Veithöchheim. 1973 schied er aus dem aktiven Schuldienst als Oberstudienrat an der Franz-Oberthür-Schule in Würzburg aus, arbeitete aber weiterhin als Bildhauer. Am 3. April 1993 verstarb Franz Pechwitz in seiner Werkstatt über der Arbeit an seinem Relief "Madonna mit Kind".

Regional genoss Pechwitz als Steinbildhauer wie auch als Lehrer im Fachgebiet "Technisches Zeichnen" große Anerkennung. Seine bildhauerischen Fähigkeiten gab er gern weiter. Unter seinen Schülern waren zahlreiche namhafte Steinmetze und Bildhauer, darunter der 2015 verstorbene Bildhauer Otmar Kleindienst und die Bildhauerin Ricarda Wyrwol. Pechwitz war ein Fachmann mit einer hervorragenden räumlichen Vorstellungskraft, die ihn zu einem Spezialisten im technischen Zeichnen und zum Bildhauer machte.
Die Nachkommen von Franz Pechwitz schlugen ähnliche Berufswege ein. Sein ältester Sohn Heinrich erlernte den Steinmetzberuf, studierte Architektur und arbeitete anschließend als Architekt. Er hatte vier Söhne und eine Tochter. Sein zweitältester Sohn Franz Pechwitz, der heute in Würzburg lebt, arbeitet als Bauingenieur und Statiker.

Fachbuchautor
Das erste Werk von Franz Pechwitz "Der Steinschnitt, 1. Teil" veröffentlichte er im Jahr 1942, als er in Zerbst tätig war. 1954,  in seiner Zeit als Fachoberlehrer in Würzbur, legte er es in zweiter überarbeiteter und erweiterter Form mit 264 Seiteng auf. Im Dezember des gleichen Jahrs brachte er seine 84-seitige Axonometrie (= Darstellende Geometrie“) heraus. Er verfasste auch ein Buch über Kindergrabmale.
Das Buch "Der Steinschnitt. 2. Teil", in dem er sich mit der zeichnerischen Darstellung der Gewölbe befassen wollte, kam nicht zur Drucklegung.

Franz Pechwitz hat aber nicht nur eigene Literatur verfasst, sondern auch das Buch von Buhimil Teply über die "Bildhauerische Reproduktion" aus der tschechischer in die deutsche Sprache übersetzt. Das vom Ebner Verlag im Jahr 1980 herausgebrachte Buch ist das anerkannte Standardwerk für die handwerkliche steinbildhauerische Arbeit. In diesem Werk sind alle Reproduktionstechniken wie Punktierverfahren, Zirkelpunktieren (Übertragungen 1:1, Verkleinern, Vergrößern sowie das Punktieren mit drei Zirkeln) und das Punktieren mit drei Zirkeln hervorragend erläutert und dargestellt.

Steinbildhauer
Franz Pechwitz war ein gegenständlicher Steinbildhauer, der seine Werke vor allem aus dem regional vorkommenden roten Mainsandstein und Muschelkalk schlug. 1956 schuf er Bildwerke in der Pfarrkirche "Unsere Liebe Frau". Er schlug eine Steinplastik für den Theologen und Hochschullehrer Franz Oberthür in Würzburg. Für die Eichendorfschule fertigte er eine Bronzebüste. Auf dem Waldfriedhof in Veitshöchheim kann man zahlreiche Grabdenkmäler, gestaltet mit Reliefarbeiten und weitere Skulpturen betrachten, darunter das Werk "Erzengel Rafael beschützt Tobias".

1981 arbeitete er an der Statue des polnischen Priesters und Märtyrers Maximilian Kolbe für die gleichnamige Volksschule in Rimpar. Kolbe wurde 1941 im KZ Auschwitz ermordet. Für den Bilhildis-Kindergarten in Veithöchheim formte er ein Wappen. 1991 entstand durch seine Hand der Fasnachtsbrunnen aus Mainsandstein in Fulda, der einen "Pascha mit Harem" zeigt.

Weitere bedeutsame Werke von Pechwitz sind die Skulptur "Fischerpaar" an der Mainlände in Veithöchheim sowie die Statue des Lehrers und Heimatforschers Josef Kern aus Litoměřice (Leitmeritz) in Tschechien. Auch die Statue des "Heiligen Nepomuk" auf der historischen Alten Mainbrücke in Würzburg, die durch Bomben stark zerstört war, restaurierte er. Aufgrund seiner hervorragenden bildhauerischen Fähigkeiten, beauftragte man ihn, den fehlenden Kopf der Steinskulptur nachzuempfinden und zu rekonstruieren. Sein letztes Bildwerk "Madonna mit Kind" befindet sich heute am Giebel des Hauses seines Enkels Franz Pechwitz in Würzburg.

(Erschienen am 01.08.2016)

 

Autor/in: Reiner Flassig