Den Wandel mitgestalten

Den Wandel mitgestalten und das eigene Angebot an die Bedürfnisse der Bevölkerung anpassen: Bundes- und Landesinnungsmeister Gustav Treulieb (Fotos: Sebastian Hemmer)

Informierte über aktuelle Aktivitäten des Bundesverbands Deutscher Steinmetze: Geschäftsführerin Sybille Trawinski

Rund 60 Steinmetze und Bildhauer besuchten die Tagung in Öhringen.

Auf der Veranstaltung wurden Auszeichnungen für Teilnehmer am Gestaltungswettbewerb Grabzeichen vergeben

In Öhringen trafen sich die baden-württembergischen Steinmetze und Bildhauer am 25. Juni zu ihrer diesjährigen Landesverbandstagung. Auf der Veranstaltung wurden die Gewinner beim Gestaltungswettbewerb Grabzeichen geehrt, der seit 50 Jahren ausgelobt wird.

Die Veränderung der Bestattungskultur ist und bleibt ein zentrales Thema für das Steinmetzhandwerk. "Ich bin überzeugt, dass Friedhöfe auch morgen noch Bestand haben werden, allerdings nicht mehr in der heutigen Form", betonte Bundes- und Landesinnungsmeister Gustav Treulieb in seiner Eingangsrede vor rund 60 Tagungsteilnehmern. Für das Steinmetzhandwerk sei es mehr denn je von essentieller Bedeutung, den sich derzeit vollziehenden Wandel mitzugestalten und das eigene Angebot entsprechend den aktuellen Bedürfnissen der Bevölkerung anzupassen. Hierfür müsse man sich mit anderen Gewerken und Friedhofsverwaltungen austauschen und abstimmen.

Präsenz wünscht sich Treulieb nicht nur im Friedhofsbereich, sondern auch auf anderen Gebieten. Seiner Meinung nach sollten sich Steinmetze wieder mehr in der Denkmalpflege engagieren und für ihre Leistungen werben. Der Bundesverband deutscher Steinmetze (BIV) hat sich im März mit einem Stand auf der Fachtagung Natursteinsanierung in Stuttgart präsentiert. Auch auf der Messe denkmal in Leipzig wird man mit einem Gemeinschaftsstand vertreten sein. Betriebe, die sich hier zeigen wollen, sind eingeladen, sich beim BIV zu melden. Das gilt auch für Gemeinschaftsstände auf der GaLaBau im September in Nürnberg und der BAU im Januar in München.

Nachhaltiges Nischenprodukt
Treulieb wies darauf hin, dass Nachhaltigkeit und ökologische Aspekte für viele Verbraucher eine immer wichtigere Rolle spielen. "Das stärkt die Wertigkeit von Naturwerkstein", so der BIM. Der Baustoff schneide u.a. hinsichtlich der Energiebilanz besser ab als andere Materialien. Trotzdem handele es sich nach wie vor um ein Nischenprodukt. Das werde auch so bleiben, da brauche man sich nichts vormachen.

Dank sprach Treulieb den Kollegen der Innung Heibronn-Franken und deren Obermeister Roland Vorherr für die Organisation der Grabmalausstellung auf der baden-württembergischen Landesgartenschau in Öhringen aus. Dort sind 39 Grabmale zu sehen, die allesamt von Innungsmitgliedern gestaltet wurden. Gartenschauen seien das "beste Schaufenster", um für die Leistungen des Steinmetzhandwerks und Gestaltungsmöglichkeiten im Grabmalbereich zu werben, sagte der BIM.

Dass es für Handwerksbetriebe immer schwieriger wird, qualifiziertes Personal zu finden, betonte Ulrich Bopp, Präsident der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Verantwortlich seien der demographische Wandel und dass immer mehr junge Leute akademische Laufbahnen einschlagen. Bopp verwies auf eine Studie, der zufolge im Handwerk derzeit rund 35.000 Fachkräfte gesucht werden. Man müsse junge Leute gezielt anwerben, forderte er.
 
Gestalter geehrt
Geehrt wurden auf der Verbandstagung die Medaillengewinner beim »Gestaltungswettbewerb Grabzeichen«, den es seit 1965 gibt und der im letzten Jahr zum 50. Mal ausgelobt wurde. Seit 1997 wird er bundesweit ausgeschrieben. Von 116 Grabmalbeiträgen, die 38 Steinmetze diesmal eingereicht haben, wurden 20 mit Bronze, drei mit Silber und eine mit Gold ausgezeichnet. Erfolgreichster Wettbewerbsteilnehmer ist die Bildhauerei Geißelhardt aus Leonberg, die mit ihren Arbeiten dreimal Bronze und einmal Gold holte. Zum Gestaltungswettbewerb ist wieder eine Broschüre erschienen. Sie ist erhältlich beim LIV Baden-Württemberg, Tel. 07131/93580, info@steinmetz-steinbildhauer.de oder über www.steinmetz-steinbildhauer.de). Auch mehrere Ehrennadeln für verdiente Verbandsmitglieder wurden auf der Tagung vergeben (siehe Kasten).

BIV-Aktivitäten
Über aktuelle Aktivitäten des BIV informierte dessen Geschäftsführerin Sybille Trawinski. Ein zentrales Projekt ist ihr zufolge derzeit der Wettbewerb "Neue Wege auf dem Friedhof!", den am Friedhof tätige Gewerke unter dem Dach der AFD ausgeschrieben haben und in dessen Rahmen innovative und kreative Ideen für die Gestaltung von Friedhöfen bzw. einzelnen Friedhofsarealen gesucht werden. Teilnehmen können Arbeitsgemeinschaften, die mindestens aus Vertretern einer Friedhofsverwaltung und zwei Gewerken bestehen. Als Anreiz ist ein Preisgeld von insgesamt 20.000 € eingeplant. Projekte können bis 28. Februar 2017 eingereicht werden. Medienpartner sind die Fachzeitschriften "Naturstein" und "Friedhofskultur" (mehr unter www.natursteinonline.de/friedhofswettbewerb.html).

Aus- und umgebaut wird laut Trawinski derzeit die Website www.natursteinunikat.de, auf der über Einsatzmöglichkeiten für den Werkstoff Naturstein informiert wird und Bilder mit Anwendungsbeispielen gezeigt werden. Zielgruppen sind Architekten, Bauherren und Endverbraucher. Unterstützung biete der Bundesverband seinen Mitgliedern durch Stellungnahmen zu Gesetzentwürfen im Bestattungsbereich, Gebührenerhöhungen auf Friedhöfen, geplante Ruheforste und zahlreiche weitere Dokumente und Vorlagen, die auf der Verbandswebsite www.bivsteinmetz.de hinterlegt sind. Hier können auch Pressemitteilungen abgerufen werden, mit denen der BIV Zeitungen, Zeitschriften und andere Medien über Steinmetzthemen auf dem Laufenden hält.
 
Fachvorträge
Zum Thema "Arbeitssicherheit im Steinmetzbetrieb" referierte auf der Verbandstagung Alfred Wrede, staatlich geprüfter Bautechniker und Fachkraft für Arbeitssicherheit. Er betonte u.a., dass Steinmetze für die Standsicherheit der Grabsteine in ihrer Ausstellung verantwortlich sind. Strengere Regelungen bahnen sich laut Wrede im Hinblick auf den Schutz vor Staub am Arbeitsplatz an.

Das Thema eines Fachvortrags von Hans-Joachim Mehmcke, Sachverständiger und Vorsitzender des AK Bau beim BIV, lautete "Die Top-Fehler des Bau-Steinmetzen". Er wies u.a. darauf hin, dass Steinmetzen den Auftraggeber unbedingt schriftlich informieren müssen, wenn sie erkennen, dass im Zuge der Ausführung Mängel entstehen können. Bei Sonderbauweisen müssten mögliche Risiken mitgeteilt werden.

(15.7.2016)

Autor: Sebastian Hemmer