Blick nach Österreich

Wolfgang Ecker, BIM in Österreich

Wolfgang Ecker, Bundesinnungsmeister in Österreich, im Interview mit Naturstein über aktuelle Geschehnisse und Probleme in seinem Land.

Naturstein: Was ist  das größte Problem, mit dem die Natursteinbranche in Österreich zu kämpfen hat?
Wolfgang Ecker: Das Image des Steinmetzmeis­ters! Denn der Steinmetz, der der Allgemeinheit nur als Fachmann für Grabanlagen bekannt ist, hat in Wahrheit einen Beruf, der sich mit Aufgeschlossenheit und Sachverstand in gleicher Weise der Vergangenheit wie der Zukunft zuwendet. Die Erhaltung alter Bausubstanz ist ebenso wichtig wie die schöpferische Neugestaltung im Stadt- und Landschaftsbild, der Neu- bzw. Umbau "rund ums Haus" und die individuelle Gestaltung von Grabmalen und Ornamenten im Bereich der Friedhofskultur. Jahrtausendealte und neue Kulturdenkmäler zeugen von der hohen Kunst des Steinmetzhandwerks. Dies sollte uns allen ein Vorbild sein, die den Beruf Steinmetz mit seinen traditionellen handwerklichen, aber auch modernen Bearbeitungsmöglichkeiten ausüben.

Mit welchen Maßnahmen wollen Sie das Image verbessern?
Wir wollen den Steinmetz als DEN Spezialis­ten/kompetenten Handwerker für Natursteinarbeiten in der Öffentlichkeit positionieren. Außerdem sollen die Mitgliedsbetriebe motiviert werden, individuelle regionale und gemeindebezogene Öffentlichkeitsarbeit in den Schulen und bei Multiplikatoren zu leis­ten sowie Werbemaßnahmen umzusetzen. Folgendes wird bereits umgesetzt oder ist in Planung:
- Weiterentwicklung der Zeitschrift "Der Steinmetz"
- Bundesweite Veranstaltung der "Langen Nacht der Steinmetze"
- Präsenz bei Messen und Events: Monumento (Salzburg), Österreichischer Friedhofstag, Energiesparmesse (Wels), Wohnen & Interieur (Wien), Bauen & Energie (Wien), Friedhofsmesse Devota, Stone+tec 2013/2015 (Nürnberg)
- Verleihung von Natursteinpreisen: Steinmetzmeister in der Denkmalpflege, Österreichischer Grabmalpreis, Design­preis
- Produktion von Steinmetzfilmen als Werbeträger

Ein Image- bzw. Werbefilm wurde schon gedreht – oder?
Ja – "Die Legende vom Stein". Er wurde an alle Steinmetzbetriebe verteilt. Ob im Schauraum, auf Messen oder bei der "Langen Nacht der Steinmetze" – der Film lässt den Kunden an der Faszination Naturstein und der Entstehung des Materials teilhaben und rührt somit die Werbetrommel für unser Handwerk. Was gibt es Schöneres, als bei (potentiellen) Kunden einen Funken Begeisterung für Naturstein zu pflanzen?

Sie haben gerade die "Lange Nacht der Steinmetze" erwähnt. Wie war die Resonanz auf die erste österreichweit Veranstaltung Anfang Juni 2013? Gab es 2014 eine Wiederholung?
An der "Premiere" haben sich 65 Steinmetzbetriebe beteiligt. Mehr als 100 Besucher pro Betrieb nahmen die Einladung an, hinter die Kulissen zu schauen. Das hat uns sehr positiv überrascht. Jeder Betrieb hat sich individuell präsentiert: Im ganzen Land er­klangen Hammer und Meißel, wurden Bodenplatten verlegt, Natur­steinplatten ge­fräst und poliert, CNC-Maschinen vorgeführt, Steinblöcke begutachtet, kulinarisch verwöhnt, angeregt unterhalten und gelacht. Wir haben die Besucher inspiriert, sich mit dem Thema Stein auseinanderzusetzen – u.a. legten sie selbst Hand an. Die große Resonanz zeigt das vorhandene Interesse an der Tätigkeit des Steinmetzen und an der Vielfalt von Naturstein und dessen Bearbeitung. 2014 nahmen weitere 45 Steinmetzbetriebe an der "Langen Nacht der Steinmetze" teil. Und weil die Begeisterung so groß war, steht bereits der Termin für dieses Jahr: der 18. Juni.

Was beschäftigt Sie noch in Bezug auf die Zukunft der österreichischen Steinmetzbranche?
Die Veränderungen in der Friedhofskultur und der damit verbundene Wandel der Bestattungskultur – und die wirtschaftlichen und zeitgemäßen Herausforderungen die damit zusammenhängen. Als Reaktion darauf haben wir den Folder "Friedhofskultur Heute" erstellt und die "ARGE Urnenhain" gegründet, die inzwischen ein Internetportal be­treibt (www.arge-urnenhain.at) und Newsletter verschickt.
 
Was ist Aufgabe der ARGE Urnenhain?
Die ARGE hilft dem Steinmetz vor Ort, wirtschaftliche, architektonische und landschaftliche Fragen von Friedhofsbetreibern zu beantworten und Lösungen anzubieten. Fragt ein Friedhofbetreiber bei der ARGE an, informiert das Steinzentrum in Hallein die regionalen Steinmetzbetriebe. Diese können dann ihre Unterstützung anbieten. Hilfestellung erhalten sie in Form von Infomaterial und über ein Netzwerk von erfahreneren Kollegen, die z.B. bereits erfolgreiche Planungen im Friedhofsbereich umgesetzt haben. Das Netzwerk wächst stetig. Wir hoffen so, weitere  Urnenobjekte und Urnenwände auf Friedhöfen verhindern und ein sehr wichtiges Betätigungsfeld unseres Steinmetzhandwerks erhalten zu können.

(10.3.2015)

Autor/in: Interview: Susanne Storath