Bildhauerzentrum in den Alpen

Moderne Architektur in traditionellem dörflichen Umfeld: das neue Centro Internazionale di Scultura mit Ateliers, Werkplatz und Ausstellungsgebäude in Peccia (Foto: zvg)

Große Ehre für ein kleines  Bergdorf: Der schweizerische Außenminister, Bundesrat Ignazio Cassis, selber ein Tessiner, war kürzlich der prominenteste Gast bei der feierlichen Einweihung. In seiner Grußbotschaft im Namen der schweizerischen Landesregierung würdigte er den Mut und die Tatkraft der Initianten, welche die zunächst von manchen belächelte Idee zur Schaffung eines international ausstrahlenden Bildhauerzentrums während mehr als 20 Jahren hartnäckig verfolgt und schließlich gegen viele Widerstände realisiert haben. Alex Naef, Spross einer Ostschweizer Bildhauerfamilie, hatte in den 1980er- und 1990er-Jahren in Peccia bereits die Scuola di Scultura aufgebaut, die er gemeinsam mit seiner aus Deutschland stammenden Frau Almute Großmann-Naef mittlerweile seit mehr als drei Jahrzehnten leitet. 

Während die Schule hauptsächlich der Aus- und Weiterbildung von Kunstschaffenden und kunst­interessierten Laien dient, verfolgt das neue, mit Kosten von rund 6 Mio. Schweizerfranken (ca. 5,4 Mio. €) errichtete Centro noch ambitionierte Ziele. Es ist einerseits Ausstellungsort für zeitgenössische Bildhauerei, anderseits bietet es jedes Jahr fünf jungen Kunstschaffenden aus aller Welt während jeweils sechs Sommermonaten kostenlos Gastrecht. Diese »Artists in Residence«, die von einer hochkarätigen Fachjury ausgewählt werden, können je ein eigenes Atelier sowie einen großen Werkplatz mit einem 20 t-Kran benützen. Sie wohnen von Mai bis Oktober im Casa degli Artisti in individuellen Studiowohnungen, die sie von einem Mäzenen-Paar zur Verfügung gestellt erhalten.

Pandemiebedingt konnten bei der feierlichen Einweihungszeremonie lediglich 50 Personen teilnehmen. Nahezu 500 weitere Interessierte, unter ihnen auch der »Naturstein«-Berichterstatter, verfolgten die über das Internet übertragende Feier am Bildschirm. Nebst Bundesrat Ignazio Cassis würdigten u.a. auch die mexikanische Botschafterin in der Schweiz, Cecilia Jaber, der Kulturminister des Kantons Tessins, Manuele Bertoli und der Bürgermeister der Standortgemeinde Lavizarra, Gabriele Dazio, das mit viel Herzblut aller Beteiligten geschaffene Zentrum. Zum Abschluss der Zeremonie wurde auf dem Werkplatz nach traditioneller Methode ein großer, vom örtlichen Steinbruchbetrieb der Cris­tallina AG geschenkter Block aus Cris­tallina-Marmor gespalten. Dieser soll noch lange an die denkwürdige Einweihung erinnern.
www.centro-scultura.ch 
 

(30.08.2021 / mw)

Autor/in: Robert Stadler