Auf trockenen Füßen: Neues Palais in Potsdam

Saniert: Sockelgeschoss der Nordseite des Hofdamenflügels Foto: SPSG/Petersen

Während der Wiederaufstellung restaurierter Skulpturen im Ehrenhof des Neuen Palais Foto: SPSG/Will

Das Sockelgeschoss im Theaterhof des Neuen Palais während der Bauarbeiten Foto: SPSG/Zeymer

Reparaturen an der Treppe im Ehrenhof Foto: SPSG/Zeymer

Nach vier Jahren ist die Sanierung des Sockelgeschosses des Neuen Palais in Potsdam abgeschlossen. Die Arbeiten übernahm das Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser. Die Kosten beliefen sich auf insgesamt 15,75 Mio. Euro. Bereits 2015 waren der nördliche Teil der Gartenseite und der Hofdamenflügel fertiggestellt. 2016 folgten die Maßnahmen am Corps de Logis und am Theaterflügel, 2017 und 2018 im Theaterhof und auf der südlichen Gartenseite. Während der Bauzeit blieb das Museum durchgehend geöffnet.

Zugleich wurden auch die auf dem Sockelgeschoss befindlichen 172 Skulpturen restauriert. Dafür mussten die bis zu 2,50 m hohen und zum Teil stark gefährdeten Skulpturen abgenommen werden. Im Herbst 2018 kehrten die letzten Skulpturen aus den Restaurierungsateliers wieder auf ihre Postamente zurück.
 
Sanierungsmaßnahmen sorgen für bessere Durchlüftung und verhindern aufsteigende Feuchtigkeit
Aufgrund des sumpfigen Baugrunds machten aufsteigende Feuchtigkeit und über die Sandsteinkonstruktion eindringende Niederschläge schon bald nach Fertigstellung des Neuen Palais Probleme. Ziel der Sanierungsmaßnahmen war, das Haus wieder "auf trockene Füße zu stellen" und damit auch die Voraussetzung für den Erhalt der wertvollen Innenräume zu schaffen. Im Unterschied zu den bisher punktuell ausgeführten Reparaturen, mit denen man lediglich auf oberflächliche Schäden reagierte, erfolgte nun eine nachhaltige Instandsetzung. Dazu wurde unterhalb von Stufen und Sandsteinplatten auf den reparierten historischen Mauerwerksgewölben eine Abdichtungsebene aufgebracht, die verhindern soll, dass Feuchtigkeit weiterhin in die Konstruktion und mithin ins Gebäude eindringen kann. Regenwasser, das jetzt durch die Fugen der Sandsteinplatten gelangt, sickert durch einen porösen Drainmörtel und fließt dann auf der Abdichtung ab. Dafür musste das Bamberger Natursteinwerk im Zuge der Baumaßnahmen ca. 3.000 m² Natursteinplatten und mehr als 3 km Treppenstufen aus- und wieder eingebauen. 

Im Inneren des sich auf ca. 11.000 m² erstreckenden Sockelgeschosses wurden viele der nachträglich eingefügten Trennwände abgebrochen. So entstanden aus kleinteiligen Kammern und dunklen Ecken wieder offene Raumfolgen, um eine adäquate Durchlüftung zu ermöglichen. Der Austrocknungsprozess wird dabei durch eine gesteuerte Lüftungsanlage unterstützt. Ventilatoren sorgen bei entsprechender Witterung für trockene Frischluft. Die Luft strömt durch lamellenförmige Fenster ins Sockelgeschoß und gelangt auf der Gartenseite durch unterirdische Schächte wieder ins Freie. Auch die technischen Installationen wurden erneuert und der Zugang zum Schloss für mobilitätseingeschränkte Besucher erleichert.

Geschichte des Neuen Palais
Das Neue Palais ist der größte Schlossbau im Potsdamer Park Sanssouci und gehört seit 1990 zum UNESCO-Welterbe der "Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin". Mit der vollständig erhaltenen originalen Substanz und Ausstattung zählt es überdies zu den kunst- und kulturgeschichtlich wertvollsten Schlossanlagen der Welt. Es ist eines der umfassendsten und zugleich auch authentischsten Beispiele für die dekorative Raumkunst im Zeitalter Friedrichs des Großen. Das Neue Palais wurde nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges zwischen 1763 und 1769 von Johann Gottfried Büring (1723-1788), Heinrich Ludwig Manger (1728-1790) sowie Carl von Gontard errichtet und sollte von der neuen Größe Preußens künden. Konzipiert war es als Sommerresidenz, die Friedrich der Große mit Appartements für Verwandte und Gäste sowie einer Wohnung für sich selbst ausstattete.

(Veröffentlicht am 23. Mai 2019)