Abitur mit Inhalten der Meisterprüfung

Ein Aprilscherz lieferte die Vorlage für eine neue Schulrichtung in Erfurt: Im April 2016 ging eine Meldung durch die medien, derzufolge an Gymnasien künftig auch Handwerk unterrichtet wird. Hartmut Friebel, der damalige Rektor der Walter-Gropius-Schule, nahm den Gedanken auf und kontaktierte die Handwerkskammer Erfurt. Bis zum Herbst erstellte er mit der Lehrerin für Betriebswirtschaft Annett Krüger sowie einem Team der Handwerkskammer ein tragfähiges Konzept für ein Handwerkergymnasium, das er mit dem Kultusministerium abstimmte. Drei Fachrichtungen werden angeboten: Gestaltungs- und Medientechnik, Bautechnik und Metalltechnik. Bereits im ersten Jahrgang meldeten sich mehr als 30 Schüler an. In diesem Jahr machen sie ihr Handwerkerabitur.

Zeit und Kosten sparen

»Wir haben die Inhalte des klassischen beruflichen Gymnasiums durch zusätzliche Stunden in Betriebswirtschaft und Pädagogik, zwei Praktika in Handwerksbetrieben sowie Werkstatt-Tage ergänzt«, so Annett Krüger. Der Unterricht bleibe damit zwar weiterhin theorielastig, aber die Schüler hätten keine höhere zeitliche Belastung und dennoch hinterher die kompletten Inhalte der Meisterprüfung Teil III und IV in der Tasche. »Dadurch entsteht ein deutlicher Zeit- und Kostenvorteil«, so Krüger. Ziel des Handwerkerabitur sei es, junge Menschen für eine Laufbahn im Handwerk zu motivieren und damit dem sich verschärfenden Fachkräftemangel entgegenzutreten, so die Handwerkskammer. Wer auf ein Handwerkergymnasium gehen möchte, benötigt einen guten Realschul- oder vergleichbaren Abschluff der zehnten Klasse, aber keine handwerklichen Vorkenntnisse. Angeboten wird das Handwerkerabitur in Erfurt und Brandenburg.

(veröffentlicht am 21.12.2018)

Autor/in: Meike Gugumus