Tessiner Landfriedhöfe
- Erstellt von Robert Stadler
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Die Schweiz ist bekanntlich ein kleines, landschaftlich und kulturell aber ungemein vielseitiges Land. Das zeigt sich auch in der Bestattungs- und Friedhofskultur, die je nach Region und Sprachraum sehr unterschiedlich in Erscheinung tritt. Im italienischsprachigen, großmehrheitlich katholisch geprägten Kanton Tessin mit seinen heute 360.000 Bewohnerinnen und Bewohner entwickelte sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert eine teils ausgesprochen üppige Bestattungskultur. Ähnlich wie im benachbarten Italien scheint damals geradezu ein Wettstreit um ein möglichst monumentales und/oder kunstvolles Grabmal stattgefunden zu haben. Einige der historischen Friedhöfe, beispielsweise jene in Ascona, Minusio oder Morcote, sind heute beliebte Touristenziele. Doch selbst auf den einfachsten und kleinsten Dorffriedhöfen finden sich gelegentlich erstaunliche Beispiele einstiger Grabmalkultur.
Immer mehr Importware
Doch die Zeiten ändern sich auch in der Südschweiz. Aus preislichen und praktischen Gründen entscheiden sich inzwischen immer mehr Hinterbliebene für hochglanzpolierte importierte Grabmale ab Katalog – meist mit entsprechend wenig oder gar keinem gestalterischen Anspruch. Selbst im Tessin reichlich vorkommende eigene Natursteine werden von vielen verschmäht. Das mag erstaunen, erklärt sich aber mit der Struktur des im Tessin grösstenteils über Bestatter abgewickelten Bestattungswesens. Konkret: Die Bestatter sind an möglichst günstigen Preisen für ihr Gesamtangebot interessiert, wozu ein Grabmal mit geringen Produktionskosten natürlich eine wesentliche Rolle spielt.
(Veröffentlicht am 14.10.2022)