Die Peter Parler-Preise 2022: Kaskade für Schloss Linderhof
- Erstellt von Carolin Pfeuffer & Michael Rycek
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Die Konservierung und Restaurierung des Neptunbrunnens mit Kaskade erstreckte sich von Oktober 2017 bis Oktober 2020. Neben der Erhaltung der Substanz galt es, das ursprünglich geplante Erscheinungsbild wiederherzustellen und so möglichst nahe an den bauzeitlichen Gesamteindruck zu Zeiten König Ludwigs zu gelangen.
Das verbaute Material, eigentlich heller Kalkstein und Marmor, war durch Auflagerungen und Verschmutzungen verdunkelt und hob sich dadurch nicht mehr ausreichend von der Umgebung ab. Das vielfältige Schadbild an den Kaskadenteilen und am Brunnen erforderte eine komplexe Herangehensweise, bei der die vielfältigen Tätigkeiten des Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerks in der Restaurierung eingesetzt wurden. Der Großteil der Arbeiten am Objekt erfolgte nicht in situ. Die Abdecksteine, Voluten und Vasen rechts und links der Wassertreppe, die Schwellkörper in der Wassertreppe sowie die Profilsteine der Rahmung des Neptunbrunnenbeckens wurden katalogisiert, abgebaut und in die Werkstatt transportiert. Dies stellte aufgrund der Hanglage der Anlage eine hohe logistische Leistung dar.
Vor Ausführung aller Arbeiten fand eine ausführliche Bemusterung der möglichen Methoden und Materialien statt. Die jeweiligen Ergebnisse wurden bei Ortsterminen mit Bauleitung und dem Landesamt für Denkmalpflege besprochen und ausgewertet. Hierbei zeigte sich die gute Zusammenarbeit aller am Projekt Beteiligten.
Gleichmäßiger Wasserablauf durch Mörtelentfernung
Die angewandten Reinigungsmethoden in Nass- und Trockentechnik wurden jeweils an den Zustand des vorliegenden Materials und an den Verschmutzungsgrad angepasst. Zunächst wurden teils starke Auflagen von Zementmörtel aus früheren Bearbeitungsphasen sowie Bewuchs entfernt. In mehreren Durchgängen kamen im Anschluss Mikrodampf-, Kompressen- und Laseranwendungen zum Einsatz. Die Entfernung des flächig aufgebrachten Zementmörtels war bei nicht mehr funktionstüchtigen Tropfkanten der Schwellstufen besonders wichtig, um einen späteren, gleichmäßigen und gerichteten Wasserablauf an den Kaskadenstufen zu garantieren. Gebrochene und gerissene Werkstücke wurden statisch durch Verankerung, Vernadelung bzw. Armierung mit Edelstahlankern, Basaltstäben und Basaltgewebe gesichert. Risse und Hohlstellen wurden durch Mörtelinjektion verfüllt. Passgenaue Vierungen ergänzten größere Fehlstellen im Marmor der Seitenabdeckungen und der Schwellstufen der Kaskade sowie der Profilrahmung des Beckens vom Neptunbrunnen.
Schonender Umgang mit der Originalsubstanz
Die bildhauerisch hochwertigen Vasen wurden mit Mörtel bzw. Vierungen ergänzt. Zwei Vasenkörper wurden im Abgussverfahren kopiert. Zur Egalisierung der Oberfläche und als Opferschicht erhielten die Vasen eine Schlämmlasur. Nach dem Rücktransport der Einzelteile wurden diese wieder neu versetzt. Die Verfugung wurde erneuert; bei verformten Teilen diente eine in der Dicke angepasste Mörtelschicht als Ausgleichsmasse. Stoßfugen wurden teilweise mit Bleiwolle verstemmt, um die auftretenden Bewegungen abfangen zu können.
Eine vorbildliche Dokumentation mit Kartierung und Fotodokumentation rundet die hervorragende Arbeit der Firma Steinrestaurierung Bauer-Bornemann GmbH aus Bamberg ab. Die Jury lobte das ausführende Unternehmen besonders für den schonenden und sensiblen Umgang mit der Originalsubstanz unter Einsatz moderner Techniken und Materialien.
Mehr zu den Gewinnern der Peter Parler-Preise 2022 lesen Sie in Naturstein 11/2022.
Die Peter Parler-Preisverleihung auf der "denkmal"-Messe in Leipzig findet am 25. November ab 14 Uhr im Forum statt.
(Veröffentlicht am 9. November 2022)