Dem Pater zu Ehren

Pater Donatus Leicher
Marko Vlahovic, Direktor des Natursteinunternehmens Jadrankamen, (li.) und Jürgen Prigl trafen sich zufällig in Postira.
Bei einer kleinen Zeremonie gedachten Jürgen Prigl (Mitte) und die kroatischen Unterstützer Pater Donatus Leicher an dessen 99. Geburtstag.
Jürgen Prigl hat bei seiner Arbeit an der Skulptur „Orpheus und Eurydike“ eine Aussicht übers Meer bis nach Split. (Fotos: Jürgen Prigl)

Aus kroatischem Kalkstein von der Insel Brač, in Handarbeit und ohne Verwendung von Geld, soll die einst von Pater Donatus Leicher und Jürgen Prigl gemeinsam geplante Skulptur „Orpheus und Eurydike“ entstehen. Das versprach Prigl, der bis 2019 Dombaumeister in Soest war, dem 2016 im Alter von 94 Jahren verstorbenen Pater. 

Inzwischen ist Prigl seinem Versprechen ein Stück näher gerückt: Im Oktober 2019 fand er im Steinbruch Milovica einen geeigneten Stein. Ein Jahr später, am 8. Oktober 2020, dem 99. Geburtstag von Pater Donatus Leicher, konnte er mit der Arbeit beginnen.

Mit Pater Donatus verband ihn eine langjährige Freundschaft. Donatus unterrichtete seit 1997 zweimal im Jahr an der Soester Meisterschule für Steinmetze und Bildhauer. Prigl, einst an der Freiburger Meisterschule selbst Schüler bei Donatus, konnte ihn als Lehrer gewinnen. Außerdem war der Pater im Beirat der von Prigl initiierten European Association of Building Crafts and Design, EACD. 

Den Stein für das gemeinsame Projekt „Orpheus und Eurydike“ entdeckte Prigl bei seinem Besuch auf der Insel 2019. „Dort waren Arbeiter zu Gange, um einen stillgelegten Steinbruch wieder in Betrieb zu nehmen“, erzählt er. Prigl stellte sich den Arbeitern vor, erklärte sein Vorhaben und durfte nach einem geeigneten Stein suchen, den er unter den vielen verworfenen Steinblöcken tatsächlich fand. Um ihn zu bergen, musste die Direktion kontaktiert werden, was am folgenden Tag durch Zufall gelang. Es war der 8. Oktober, der Geburtstag von Donatus, aber auch der kroatische Unabhängigkeitstag. Prigl traf auf dem Sportplatz von Postira den Präsidenten des heimischen Fußballklubs. Die beiden kamen ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass Marko Vlahovic auch der Direktor des kroatischen Natursteinunternehmens Jadrankamen ist, dem auch der Steinbruch Milovica gehört. Am nächsten Tag konnte Prigls Stein mit schwerem Gerät geborgen werden. „Er hat Risse, Venen und Wunden, könnte aber trotzdem geeignet sein“, vermutete Prigl nach seiner Rückkehr von der Insel. Ein Jahr später begann er am 99. Geburtstag des Paters mit der Arbeit, an einem Platz mit Blick über das Meer hinüber nach Split. Bei einer kleinen Zeremonie wirkten auch der Prior des kleinen Dominikanerklosters auf der Insel, Padre Ivo, und der alte Pfarrer aus Postira mit. Von einer Porträtaufnahme auf dem Laptop von Prigl lächelte Pater Donatus. Dann ließen die ersten Schläge den Stein splittern. „Das Wegspalten einer großen Ecke war ungeheuer mühselig, aber ich halte mich an das Versprechen wie an ein Vermächtnis“, sagt Prigl und verspricht: „Nächstes Jahr am 8. Oktober 2021 machen wir zum 100. Geburtstag ein internationales Festchen.“ 

(3.12.2020/wei)

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