Neue Studie zu Arbeitsbedingungen in indischen Steinbrüchen

Das "India Commitee of the Netherlands (ICN)" und die Initiative "Stop Child Labour" haben eine Studie über die Arbeitsbedingungen in südindischen Granitbrüchen veröffentlicht. Begutachtet wurden 22 für den Export produzierende Steinbrüche und sechs Steinabfallhalden in den zu 75% für die Granitproduktion in Indien verantwortlichen Bundesstaaten Andhra Pradesh, Telangana und Karnataka. Prüfkriterien waren Gesundheit, Löhne, Sicherheit, Organisationsfreiheit und Schuldknechtschaft.
In jedem Steinbruch wurden über die Organisation Global Research mindestens ein Zehntel der Arbeiter befragt, insgesamt 172.

Schlechte Bedingungen, v.a. für Gelegenheitsarbeiter
In den untersuchten Brüchen sind geringe Löhne, unsichere und ungesunde Arbeitsbedingungen und moderne Sklaverei weit verbreitet, heißt es in der Pressemitteilung zur Veröffentlichung des Berichts mit dem Titel "The Dark Sites of Granit" (Die dunklen Seiten des Granits) am 23. August. In einigen Brüchen habe man, insbesondere im Bereich der Steinabfallverarbeitung für den lokalen Gebrauch, Kinderarbeit gefunden. Zwischen den Arbeitsbedingungen permanenter Arbeiter (v.a. Aufsichtskräfte) und Gelegenheitsarbeitern (laut Studie 70% der Arbeitskräfte) wurde ein "enormes Gefälle" festgestellt. Die erstgenannte Gruppe erhalte Sicherheitsausrüstung, eine Versicherung und einen Arbeitsvertrag, während den Gelegenheitsarbeitern, die gefährliche Handarbeit ausführen müssten, diese Grundarbeitsrechte vorenthalten würden.

China ist der Studie zufolge mit einem Exportanteil von 64% (Menge) und 31% (Wert) der größte Markt für indische Granite, gefolgt von den USA und Europa. Deutschland ist mit einem Exportanteil von 1,3% (Menge) und 4,1% (Wert) der größte europäische Exportmarkt für Granit aus Indien gefolgt von Italien und Großbritannien.

36 Importeure
Fast die Hälfte der untersuchten Brüche habe direkte Verbindungen zu ausländischen Importeuren, heißt es in dem Bericht. In einigen der restlichen Brüche werde über Zwischenhändler für den Export produziert. Granit aus den untersuchten Brüchen werde von insgesamt 33 Natur­steinfirmen und drei Banken aus Australien, Österreich, Belgien, Kanada, Deutschland, Italien, Liechtenstein, Spanien, den Niederlanden, Großbritannien und den USA importiert. Nur wenige dieser Firmen seien an Initiativen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Natursteinsektor beteiligt, aber diese Initiativen würden die miserablen Arbeitsbedingungen in den Brüchen auch immer noch kaum in Angriff nehmen. Alle 36 Importeure seien angeschrieben worden, aber nur sechs hätten reagiert.

Reaktionen aus Deutschland
An deutschen Importeuren werden Habu Granit-Marmor, Just Naturstein, M. Lampe Natursteine, Magna Naturstein/Magna Westfalia, Natur­stein Risse und Naturstein­betrieb Schulte genannt.  
Gesprächsbereit hätten sich Naturstein Risse-Geschäftsführer Michael Risse und Naturstein Just-Prokurist Mirko Adam gezeigt. Adam habe die Lieferketten als unvollständig und damit falsch kritisiert. Die Standards einiger seiner Partnerfirmen in Asien kämen denen europäischer Unternehmen recht nah, habe er gesagt. Just Naturstein arbeite seit Jahren am Aufbau verlässlicher Zertifizierungsstrukturen mit.

Empfehlungen
Der Report umfasst Empfeh­lungen für Firmen, Nachhaltigkeitsinitiativen, die indische Regierung und die Europäischen Union. Alle seien dafür mitverantwortlich, Verstöße gegen menschliche Grundrechte auszuschließen. Basis dafür seien "The United Nations Guiding Principles on Business and Human Rights (UNGP)" und die "OECD Guide­lines for Multinational Enterprises". Firmen sollten in Kooperation mit Arbeitern, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen die Einführung der in diesen Richtlinien geforderten Rechte vorantreiben. Wichtig seien auch größtmögliche Transparenz der Lieferketten, die Umsetzung indischen Arbeitsrechts, Respekt vor den Gewerkschaften und die Ausstattung jedes Arbeiters mit einem Arbeitsvertrag und einer Schutzausrüstung.

"The Dark Sites of Granite: Modern slavery, child labour and unsafe work in Indian granite quarries - What should companies do?"
Downloads:
www.indianet.nl/TheDarkSitesOfGranite.html  
www.indianet.nl/pdf/TheDarkSitesOfGranite-abstract.pdf

(1.9.2017)

Autorin: Bärbel Holländer