Aus dem toten Winkel treten

Im Hospitalhof waren zur Veranstaltung einige frühere Qualitäts-Grab­zeichen ausgestellt. (Foto Bärbel Holländer)

50 Jahre Gestaltungswettbewerb Grabzeichen feierte am 30. März der Landesinnungsverband Baden-Württemberg im Stuttgarter Hospitalhof. Steinmetze, Friedhofsverwalter und die Politik sprachen sich unter dem Motto "Aus dem toten Winkel treten" für den Friedhof als Bestattungsort mit Perspektive aus.

"Es wird nicht mehr so, wie es einmal war", stellte Bundes- und Landesinnungsmeister Gustav Treulieb zur Eröffnung der Jubiläumsveranstaltung "Im Wandel der Zeit: 50 Jahre Gestaltungswettbewerb Grabzeichen" fest. Der Friedhof habe enorm an Wertigkeit verloren. 25 Jahre Ruhezeit stellten für viele Menschen eine zu große Verpflichtung dar. Kontraproduktiv seien die teilweise massiven Gebührenerhöhungen, mit denen Friedhofsbetreiber die sich verringernden Einnahmen auszugleichen suchen. Was die Gewerke betreffe, hätten die Verluste "noch kein stabiles Niveau erreicht". Notwendig seien daher Gespräche der Gewerke mit den Friedhofsverwaltungen, den Kirchen und der Politik. Gemeinsam müsse man Chancen suchen, die Wertigkeit des Friedhofs öffentlich zu benennen, und diese auch wahrnehmen.

Über die Bedeutung des Gestaltungswettbewerbs sprach Jury-Mitglied Gerold Eppler als Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal und Direktor des Museums für Sepulkralkultur in Kassel.

"Qualität kommt nicht von ungefähr", sagte Jury-Vorsitzender und vielfacher Gestaltungspreis-Sieger Jörg Failmezger. Gutes Handwerk fange mit der Ausbildung an und gehe mit der laufenden Fortbildung weiter. "Jeder kann und sollte Gestaltungsseminare besuchen!"

Dass ein Grabzeichen, so Steinmetzmeister August Weber aus Erbach, generell als "gut" zu bewerten sei, wenn es den Hinterbliebenen bei der Verarbeitung ihres Verlustes hilft, ist Eppler und Failmezger nicht genug. Prämiert würden nur Grabzeichen, die in diesem Sinn Vorbildcharakter haben. Was die Jury im Einzelnen für qualitätvoll hält, erläuterte Failmezger an Lichtbildern der prämierten Arbeiten. 2015 beteiligten sich 38 Steinmetze an dem bundesweiten Wettbewerb, davon zwölf aus Baden-Württemberg.

Wer mehr über die anschließende öffentliche Tagung unter dem Motto "Aus dem toten Winkel treten" erfahren möchte, kann sich in unserer Juni-Ausgabe detailliert informieren, die am 1. Juni erscheint.

(Erschienen am 26.05.2017)

Autorin: Bärbel Holländer